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Editorial„Jidderee wosst Bescheed“: Das verrät die Affäre Semedo über Luxemburgs Öffentlichkeit

Editorial / „Jidderee wosst Bescheed“: Das verrät die Affäre Semedo über Luxemburgs Öffentlichkeit
Die Debatte über die Affäre Semedo ist unterirdisch: es dominieren „politique politicienne“, Verharmlosungen, Übertreibungen, Gerüchte, eine latent bis offen rassistische Diskussionskultur – und die Opfer kommen nicht zu Wort. Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Alle wussten sie Bescheid. Presse. Mitarbeiter. Politiker. Für die einen nur Gerüchte. Für die anderen monatelange Recherchen. Vergeblich. Umso bemerkenswerter, was die Affäre Semedo zutage gefördert hat: Ohne die strenge Anti-Mobbing-Prozedur des Europaparlaments würde vermutlich noch heute „jidderee Bescheed wëssen“ – passiert wäre aber wohl nichts. Die Ursachen für das Versagen sind vielfältig. Mangelnde Beweise. Eine Kultur des Schweigens. Und ganz schön viel Opportunismus, Bequemlichkeit und Schulterzucken auf allen Ebenen. Es stimmt bedenklich, dass es erst den Mut von drei Arbeitnehmern brauchte, um sich zur Wehr zu setzen und auf die Missstände hinzuweisen – von denen doch angeblich jeder wusste.

Umso komplizierter wird es dadurch, dass die erhobenen Mobbingvorwürfe gegen Semedo nicht öffentlich einsehbar sind. Die Unterlagen des Ausschusses des Europaparlaments werden als vertraulich eingestuft – nicht einmal die DP hat Zugriff auf sie. Die Begründung ist nachvollziehbar: Der Opferschutz soll gewahrt bleiben. Allerdings zeigt die aktuelle unterirdische Debatte in Luxemburg, dass die Geheimhaltung problematisch ist. Beim Opferschutz wird meist darauf gepocht, die Identität der Betroffenen nicht zu verraten. In dieser Hinsicht kann man der Luxemburger Öffentlichkeit wenig vorwerfen: Die Namen und Fotos der Opfer spielen keine Rolle. Wieso sollten sie es auch? Sie sind für das Verständnis der Mobbingvorwürfe unerheblich. Umso mehr, als es sich bei den ehemaligen Assistenten nicht wirklich um Personen des öffentlichen Lebens handelt. Und sie vermutlich nur ihre Ruhe haben wollen.

Dass dieser wichtige Opferschutz allerdings auch ungewollte Schattenseiten hat, zeigt sich am Kampf um die Deutungshoheit in der Affäre: Monica Semedo, DP, Presse und die breite Luxemburger Öffentlichkeit debattieren über die wichtige Entscheidung des Europaparlaments – die Opfer selbst kommen aber nicht zu Wort. Das Resultat: Es dominieren die „politique politicienne“, Verharmlosungen, Übertreibungen, Gerüchte und eine latent bis offen rassistische Diskussionskultur im Netz, bei der alle Themenfelder wild miteinander vermischt werden. Besonders auffällig: Jeder meint sehr viel – und weiß doch herzlich wenig.

Fakt ist die Entscheidung des Europaparlaments nach monatelanger Kleinstarbeit. Fakt ist aber auch, dass die breite Öffentlichkeit keinen blassen Schimmer hat, was genau in dem Bericht steht. Nur ein Beispiel: Während zunächst von einem 100-seitigen Dokument gesprochen wurde, entgegnen Kritiker, es handle sich um mehrere hundert Seiten. Wie soll man bitte eine vernünftige und faktenbasierte Diskussion über eine Entscheidung des Europaparlaments und die Zukunft von Monica Semedo führen, wenn noch nicht einmal bekannt ist, wie umfangreich das zentrale Dokument samt erhobenen Vorwürfen ist? Stimmt, ganz vergessen: Jidderee wosst Bescheed.

jung luc
30. Januar 2021 - 9.25

D' Thema Mobbing passt net zum Wuert "liberal". Dat do passt eischter bei e Wuert wei "Le Pen". Leiw DP bleiw "liberal".

Miette
29. Januar 2021 - 23.28

Augen zu und keiner sieht was, das ist so in Luxusburg.
Alte Tradition, da haben wir doch schon andere Unebenheiten erfolgreich unter einen flauschigen Teppich gekehrt.
Ab und zu spricht jemand in der kleinen Kneipe oder unter Freunden sowas an, aber wird rasch wieder so getan, als sei die Welt in Ordnung.
Sei kein Nestbeschmutzer, es geht uns doch gut???

De Marco
29. Januar 2021 - 20.49

Wann jiddereen et wosst, wisou huet keen eppes ënnerholl?
Mme Cahen, Herr Goerens, Herr Lamberty; et kann net sinn, dass Dir all di Zäit näischt dovunner wosst. Oder wat fir eng excuse hudd Dir elo erëm parat?
Dass Dir Iech net därft an di Prozedur amëschen, dat ass ganz normal. Mee all di Méint virdrun, firwat hudd Dir net mat der Fauscht op den Dësch geschloen an der Madamm Semedo gesot: esou geet et net !
Dir hudd di 3 Assistenten hirem Schicksal iwwerlooss an der Hoffnung et kéim näischt eraus an Madamm Semedo kréicht keng Sanktioun. Dir sidd un allem mat drun Schold. Haaptsaach Är Partei gëtt net geschiedegt, de Recht ass egal.
Esou eng Leit wéi di betraffen Assistenten giff ech all Partei wënschen; Leit déi net färten sech ze wieren egal wat dat fir perséinlech Konsequenzen huet. Si hunn hir Plaz verluer awer net hir "Würde". Ech hoffen, dass si 3 eng nei Arbécht fonnt hunn.
Mee Dir als DP, Dir hudd Ärt Gesiicht verluer an Dir sollt Iech all, awer all schummen !

d'Boufermamm
29. Januar 2021 - 17.39

Wa jidderee Bescheed wosst, virwat huet da keen eppes ënnerholl ?

Linda
29. Januar 2021 - 17.37

3 Aafen! Gesin naicht! Héieren naicht! Soen naicht!
Genau esou wéi um Haff! Et kent naicht no. Madame krit hir Paye nach weider bezuehlt! Waat net richtej ass! An den Haff krut och rem Euroen baigesaat! Komesch! Manner Familienmatglieder,bestemt och manner Personal an et get méi Apanage!

Claudio Mariotto
29. Januar 2021 - 16.58

Ich sah dieses Wunderkind sehr viel auf RTL, also ungewollt viel, denn wer weiß wie es dazu kam, von Kind an war sie auf RTL zu sehen. Vielleicht kann sich jemand noch daran erinnern, es ging los mit der Sendung „Happy duvet” (ist es richtig geschrieben ?; falls ich mich nicht irre). Dann kam eine Sendung nach der anderen, bis aus dem Mädchen eine erwachsene Frau wurde. Mit der Zeit ging sie mir auf den Nerv. Zum Schluss wenn ich sie sah, sagte ich mir: „Wann sehen wir sie nicht mehr?“. War sie einige Zeit nicht mehr zu sehen sagte ich mir: „Komisch, was ist los, weshalb ist sie nicht mehr zu sehen?“ Tauchte sie wieder auf, sagte ich mir: „Es tut mir leid für sie, aber sie geht mir auf den Geist.“ Und so weiter.

Dann kam auf einmal der Tag, wo man sie mehr auf RTL sah. Ich umfragte mich, erhielt aber keine Antwort bis auf einmal, tauchte sie als DP-Politikerin für die Europawahlen auf. Eureka, würde man in Belgien sagen, sie ist wieder aufgetaucht.

Also ich bin etwas froh, dass man sie auf RTL nicht mehr sieht und ich möchte, dass man nicht mehr von ihr redet und schreibt, denn dieses „verdorbene“ Wunderkind möchte ich nicht mehr sehen, denn sonst werde auch noch von ihr gemobbt.

Ich hoffe wirklich, dass man sie bald nicht mehr sieht, denn ihr sympathisches Gesicht wird mir immer mehr unsympathisch.

Nomi
29. Januar 2021 - 16.44

@ titi : Dat nennt een "An d'Messer laafen gelooss " .

Daat sinn di Problemer dei' sech mat der Zeit vum selwen lei'sen !

titi
29. Januar 2021 - 13.05

Ob hiere Parteikolleg, den Här Goerens, dee jo sou gutt iwwer alles informéiert ass a sou Villes besser weess, vun näischt eppes matkritt huet? Mon oeil!

de Schéifermisch
29. Januar 2021 - 12.58

Hei ass bis elo nach ëmmer Villes ënnert dee berühmten Teppech gekiert ginn. Elo gouf eng Affär, déi ët a sech huet, publik gemat. Endlech. Affaire à suivre!

Till Spiggel
29. Januar 2021 - 12.06

Semedo ass d‘Spetzt vum Aisbierg , wou hannert zougehaalener Hand iwwert esou munch Affären, Skandal, Behuelen aus der Politikowelt an dem Haff lues gepotert get. An onsem Dueref get gäeren eppes ennert den Teppech gekiert.Geet dat net, dann maachen mir d‘Fenster grouss op.Duerechleften haten ons Politikoaristrokraten dat genannt an fueren weider als wäer naischt geschidd.Bei den nächsten Waahlen laachen mir jiddferengem , gin d‘Häenn, wenn et muss sin knutschen mer een och nach of an den Wieler ass erem am siewenten Himmel, ons Politikoengelen d‘Stemm ze gin.

G.B
29. Januar 2021 - 10.53

Das Interesse und die Erwartung vieler Luxemburger in die Europäische Union ist riesengross, ansonsten sie die Monica nicht gewählt hätten um ihre Rechte und Interessen in Brüssel und Strassburg geschickt zu verteidigen, und das mit allen ihr möglichen Mitteln !
Das heisst auf gut lëtzebuergech «  Jidderee wosst Bescheed « als er seine Stimme für sie abgab.

HTK
29. Januar 2021 - 10.20

Ist es nicht allgemein im Leben so? Man schaut zu und dann...weg.Man könnte ja ins Gerede kommen.Unangenehm. Als mündiger Bürger aufstehen und lautstark protestieren bei jeder Ungerechtigkeit.So forderte es einst Thomas Jefferson.
In diesem Fall,wie schon erwähnt,spielt der Ziehvater von Semedo eine diskutable Rolle. Es stellt sich die Frage wie bei der Theodizee:
Wusste Goerens von den Mobbingfällen? -dann ist er mitschuldig.Wusste Goerens nichts von den Mobbingfällen?-dann muss er sich Fragen über die Zusammenarbeit mit Semedo gefallen lassen. Aber er hat einen Vorteil gegenüber dem lieben Gott: Er ist nicht allwissend und nicht allmächtig.

trotinette josy
29. Januar 2021 - 9.19

Jidderee wosst Bescheed, bis op den Här Charel Goerens nët, wéi gëschter Owend am Journal vun RTL behaapt huet. Wéi wann dee Mobbingfall Semedo sech nët zu Stroossbuerg oder Bréissel erëmgeschwat hätt. " Eine Kultur des Schweigens ".

lucilinburhuc
29. Januar 2021 - 8.36

Jidderee wosst Bescheed ist ein Luxemburger Virus.
Symtome: Schweigen und ganz schön viel Opportunismus, Bequemlichkeit und Schulterzucken....

Joanna
29. Januar 2021 - 8.25

Déi Madame do soll dach nëmmen séier oftrieden,
waat een Gedeessems gëtt do gemaach,
mir hun am Moment ganz ganz aaner Problemer zou
Luxusburg,déi vill méi wichtég sin an dringend geléist
sollte ginn. DP ass ësou wiesou weit erof komm,
an soll mol selwer an hierer Partei mëschten.