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„Ja“ der Iren lässt Frauen in Nordirland hoffen

„Ja“ der Iren lässt Frauen in Nordirland hoffen

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Nach dem klaren Sieg der Abtreibungsbefürworter bei dem Referendum in Irland rücken nun die Verhältnisse im benachbarten Nordirland in den Blick. In dem zum Vereinigten Königreich gehörenden Teil Irlands gilt nach Angaben britischer Politiker ein extrem strenges Abtreibungsrecht, das Schwangerschaftsabbrüche nur erlaubt, wenn ernste Gesundheitsgefahren für die Mutter bestehen. Bei Verstößen droht nach dem Gesetz aus dem 19. Jahrhundert lebenslange Haft. Aber das Ja der Iren, die am Freitag in einer Volksabstimmung mit rund 66 Prozent für eine Liberalisierung ihres Abtreibungsrechts gestimmt hatten, könnte neuerliche Bewegung bringen.

Die britische Entwicklungshilfeministerin Penny Mordaunt, zuständig auch für die Gleichberechtigung, spricht danach von einem «hoffnungsvollen Tag für Nordirland». Diese Hoffnung «darf nicht enttäuscht werden». Unter den Demonstranten, die am Samstag im irischen Dublin das als historisch bewertete Ergebnis des Referendums feierten, sind zahlreiche Frauen aus dem benachbarten Nordirland. «Wir glauben, dass dies ein Sprungbrett für die Bewegung in Nordirland sein wird», sagt die 27-jährige Claire der Nachrichtenagentur AFP, ohne ihren Nachnamen zu sagen.

Zeichen tiefer sozialer Veränderungen

Das Thema ist in ihrer Heimat heikel. Monatelang war in dem bislang als erzkatholisch geltenden Irland so erbittert wie emotional um die von der Regierung von Premier Leo Varadkar geplante Einführung einer Fristenlösung gestritten worden. Nach dem deutlichen Sieg der Befürworter einer Lockerung ist die Freude groß. Viele irische Medien werten sie als Zeichen tiefer sozialer Veränderungen – und als Beleg, dass das lange als rückständig geltende EU-Mitglied in der Moderne angekommen ist.

«Die Macht der Frauen» wählt die Zeitung The Sunday Independent als Schlagzeile, die Zeitung The Sunday Business Post druckt die Schlagzeile «Generation Ja». Irland habe mit seiner Vergangenheit gebrochen und sich für die Zukunft entschieden, schreibt das Blatt.  Die Irish Sun veröffentlicht ein Bild von zwei sich umarmenden Frauen unter der Überschrift «Keine einsamen Reisen mehr». Das ist ein Verweis auf die jahrzehntelang von verzweifelten Irinnen praktizierte Notlösung, heimlich nach England zu reisen, um dort die in ihrer Heimat verbotenen Abtreibungen vornehmen zu lassen.

In der The Sunday Times schreibt die Kolumnistin Una Mullay von einem «erdbebenartigen» Ereignis. Der Ausgang des Referendums habe die «Fiktion eines konservativen, dogmatisch-katholischen Irland erschüttert». Die eigentlich interessante Erkenntnis sei indessen, dass das Ergebnis der Ausdruck eines schon erfolgten Wandels sei.

 «In Nordirland haben wir keine Stimme»

Ob sich dieser Wandel nun kurzfristig im britischen Teil Irlands fortsetzt, ist allerdings offen. Dagegen sprechen die aktuellen Machtverhältnisse in der Politik des Vereinigten Königreichs. Die konservative Minderheitsregierung der britischen Premierministerin Theresa May ist im Unterhaus auf die Stimmen der Abgeordneten der nordirischen Democratic Unionist Party (DUP) angewiesen. Und die protestantische Partei lehnt Reformen des Abtreibungsrechts ab. Zwar befürworten die größeren Parteien der katholischen Nordiren – Sinn Fein und die SDLP – dessen Liberalisierung ebenso wie die konfessionsübergreifende Alliance Party. Angesichts der zentralen Position der DUP in Mays Machtgefüge dürfte dies aber ebenso wenig eine Rolle spielen wie Appelle ihrer eigenen Ministerin Mordaunt.

Der Druck für Veränderungen aber wird größer. Das Referendum der Iren habe «Frauen eine Stimme gegeben», betont eine Demonstrantin aus dem nordirischen Belfast bei der Siegesfeier in Dublin. Die 26-jährige Sarah ergänzt: «In Nordirland haben wir keine Stimme.» Auch sie möchte ihren Nachnamen nicht in nennen. Alles, was Frauen machen könnten, sei «laut zu schreien».