Der Herbst zeigte sich am Wochenende noch einmal von seiner schönsten Seite und lockte zahlreiche Anhänger in die fünf Distillerien entlang der Mosel. Die Brennereien Max Lahr & Fils, Diedenacker, Streng, Weber und Zenner hatten ihre Pforten geöffnet und offerierten ihre edlen Erzeugnisse, vermählt mit kulinarischen Spezialitäten.
Wie der Titel des Artikels verrät, wusste schon der große Reformator Martin Luther das destillierte Getränk zu schätzen, denn Wasser dürfte er wohl kaum gemeint haben. Nach einem ausgedehnten Mahl ist für so manchen Feinschmecker ein edler Brand Pflicht. Cognac, Calvados, Armagnac – allesamt in erster Linie produziert von den französischen Nachbarn – sind hochgeschätzt, aber auch die Brände der heimischen Brennereien stehen seit geraumer Zeit hoch im Kurs.
Die Tugenden des sogenannten Lebenswassers wurden bereits im 13. Jahrhundert beschrieben. Die Alchemisten des Mittelalters produzierten die ersten Brände, damals aber noch mit einem hohen Wasseranteil. Das heute bekannte Destillationsverfahren wurde erstmals im 19. Jahrhundert angewendet. Über die Kunst, edelste Brände herzustellen, klärte am nationalen Brennertag der Präsident der luxemburgischen Brennervereinigung, Winzer und Edelbranderzeuger aus Schwebsingen, Josy Zenner, auf.
In seiner Brennerei schart Josy Zenner einige Gäste um sich. Seine Brennblase ist beheizt, läuft auf Hochtouren: Zu destillieren gilt es einen Marc de Riesling. Detailliert vermittelt er die diffizile Technik und Funktionsweise der Anlage mit Brennblase, Verstärker- und Kühlsäule. Die richtige Temperatur gilt es zu treffen, bloß nicht überhitzen, denn das hätte nicht willkommene Geschmacksnuancen zur Folge und schlimmstenfalls wäre die ganze Charge nicht mehr zu gebrauchen.
Mettwurst in der Brennblase
Nach dem Destillieren ist dann Fingerspitzengefühl gefragt, um die beste Essenz ins Fass zu bekommen. Hier gibt es nach dem Kühlvorgang einen sogenannten Vorlauf, einen Mittellauf und einen Nachlauf. Den Mittellauf optimal einzufangen, ist hier die Kunst. Erfahrung und Routine aus jahrzehntelanger Praxis sind hier unerlässlich.
Zenner öffnet die Tür der Alambic, es dampft und duftet schon leicht verführerisch. Zum Erstaunen der Zuschauer liegen Mettwürste in der Maische. „Die gare ich hier drin als Beigabe für unsere Linsensuppe“, erklärt Josy Zenner. Im Hause Zenner wird das traditionsreiche Handwerk bereits seit dem 18. Jahrhundert betrieben. „Ich hatte vier Urgroßväter“, erzählt der Gastgeber. „Alle waren Winzer, Brenner oder Landwirte. Eine besondere Anekdote kann ich erzählen von der Feier ‚100 Jahre Luxemburg‘ im Jahr 1939. Mein Urgroßvater Theodor Ruppert war als damals ältester Bürger aus dem Kanton Remich zur Feier in Präsenz von Großherzogin Charlotte und Prinz Felix eingeladen und übergab einen Korb mit Bränden für die royalen Gäste. Bei der persönlichen Begrüßung fragte er Prinz Felix: ‚Hutt der mäi Branntwäin kritt?’“
Heute produziert Josy Zenner, der in erster Linie ein 11 Hektar großes Weingut bewirtschaftet, nicht nur simplen Branntwein. Es ist eine Passion geworden, etwa 30 Tage im Jahr steht er an der Brennblase und verarbeitet Äpfel, Birnen, Mirabellen, Kirschen, Himbeeren, Zwetschgen und vieles mehr. Highlights sind seine Marc de Riesling, Marc de Gewürztraminer oder der Coing (Quitte), die allesamt schon zahlreiche Preise beim „Concours Mondial de Bruxelles“ eingeheimst haben. Alle Brände Zenners tragen im Übrigen das eingetragene Label „Fine de Luxembourg“.
Doch zunächst geht es hinab in die imposanten Gewölbekeller des Anwesens. Hier lagert Josy Zenner seine Schätze, zum Teil in Edelstahltanks, die ganz Besonderen in Barriquefässern, die ihm von Winzerkollegen überlassen werden. „Die klaren Brände lagern hier mindestens drei Jahre“, gehen die Erklärungen weiter. „Alles, was ins Holzfass kommt, mindestens acht Jahre, unser Weinbrand sogar zwölf Jahre.“ Das erklärt auch die große Anzahl an Tanks und Fässern, für die man dann auch entsprechend große Lager haben muss. In einer Ecke des Kellers lagert ein besonderes Fass: „Rotwein, Relikte vom zweimaligen EU-Vorsitz Luxemburgs. Die Regierung hat ihn 2017 in meine Obhut gegeben, um einen einzigartigen Brand herzustellen. Der ist dann für besondere Anlässe vorgesehen.“
Exklusiver Gin ist gefragt
Für ebensolche Anlässe hat er sich an die Produktion von Gin herangetraut. Das vornehmlich bei der jüngeren Generation immer beliebter werdende Getränk ist aus den Portfolios der Brennereien nicht mehr wegzudenken. Zenner hat gleich zwei Gins hergestellt, für den „Club Fifty-One“ und den „Rotary Club Luxembourg“.
Beim Aufstieg aus dem Keller grüßt die Gäste ein fast schon mediterranes Feeling im Innenhof des Weingutes. Hier gedeihen Feigen und Oliven. Zurück im Degustationsraum, wird der eine oder andere Tropfen zum Probieren angeboten.
Wie es um die Brennertradition im Allgemeinen steht, möchten wir zum Abschluss unserer Visite noch gerne in Erfahrung bringen. „Das Brennrecht verdanken die Landwirte eigentlich Kaiserin Maria-Theresia, die den Bauern dies bereits im 18. Jahrhundert zugestand.“, erklärt Josy Zenner. „Vor gut 100 Jahren gab es in Luxemburg unglaubliche 2.000 Brennereien, die Früchte und mehlige Stoffe (z.B. Getreide) verarbeitet haben. Heute sind noch knapp 50 Betriebe produktiv, die allesamt für qualitativ hochwertige Erzeugnisse bürgen.“
Für die Liebhaber der geistreichen Tropfen ist auf jeden Fall in den nächsten Jahren noch ausreichend vorgesorgt.
Zu Demaart














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