Dieses Album ist nichts für schwache Nerven und das, obwohl Marcus Mumford (35, „Little Lion Man“) als Frontmann der Band Mumford & Sons für dynamischen Folk bekannt ist. Mit seinem ersten Soloalbum „Self-Titled“ zeigt Mumford einen persönlichen Teil von sich. Es steht fest: Das erste Soloprojekt des britischen Musikers ist keine leichte Unterhaltung. Es ist auch keine lockere „Nebenbei“-Musik. Es geht tief und es schmerzt. Dafür berühren die zehn Songs auf dem Album das Herz. In einem Wechselspiel aus Trauer und Hoffnung vermittelt die berühmte raue Stimme des Sängers eine emotionale Geschichte.
„I can still taste you and I hate it/ It wasn’t a choice in the mind of a child and you knew it“ – offen und tief blickend singt Marcus Mumford in seinem Song „Cannibal“ von den Missbrauchserfahrungen in seiner Kindheit. Mit sechs Jahren sei er missbraucht worden, sagte der britische Sänger in einem GQ-Interview. Mit dem Song und mithilfe seiner intensiven Therapie wolle er die Erlebnisse verarbeiten. „Ich war sehr beschwert. Als hätte mir jemand überall Gewichtsmanschetten angelegt, die ich nie ablegen durfte. Zum Glück habe ich eine Therapie begonnen. Das hat sich angefühlt, als ob ich endlich Gewicht ablegen darf“, erzählte der 35-Jährige in einem Interview mit dem Magazin stern.
Das Musikvideo zu „Cannibal“ hat Mumford gemeinsam mit Starregisseur Steven Spielberg in einer Sporthalle in New York produziert. Der Regisseur filmte mit einem Smartphone. Für Spielberg sei es das erste Musikvideo gewesen, sagte ein Sprecher von Universal Music. Herausgekommen sind sehr rohe und nahbare Aufnahmen von Mumford, einzig mit einer Gitarre in der Hand.
Das Album hat eine eigene Dramaturgie. Von Lied zu Lied wechselt das Gefühl zwischen Trauer und Hoffnung. Während „Cannibal“ noch Tränen in die Augen schießen lässt, heitert der zweite Track der Platte die Stimmung auf. Die Gitarrensounds von „Grace“ lassen schon fast die gewohnte Mumford & Sons Uptempo-Dynamik aufkommen. Wer am Ende der Platte mit einem Happy End rechnet, irrt sich jedoch. Mit dem Song „How“, den er gemeinsam mit Musikerin Brandi Carlile aufgenommen hat, wird erneut in den Emotionskasten gegriffen. Das Stück sorgt für zarte Gänsehaut mit tiefgründigen Texten, in denen es um die Hoffnung geht, irgendwann einmal vergeben zu können und den Zweifel daran, dass das jemals möglich sein wird.
Mumford offenbart mit seinem Soloprojekt eine persönliche Seite. Seine Texte handeln vom Wunsch, in eine unbeschwerte Zeit zurückzukehren und Ereignisse vergessen zu können, vom Verarbeiten einer schweren Vergangenheit sowie der Hoffnung auf eine bessere Zeit und eine wiederkehrende Leichtigkeit.
„Self-Titled“ ist das erste Soloprojekt des Frontmanns der 2007 gegründeten Folkrock-Band Mumford & Sons. Neben „Little Lion Man“ gehören „I Will Wait“ und „The Cave“ zu ihren größten Hits. Die Alben von Mumford & Sons sind in Großbritannien mehrfach mit Platin ausgezeichnet worden. Mumford ist seit zehn Jahren mit der britischen Schauspielerin Carey Mulligan (37, „Promising Young Woman“) verheiratet, mit der er zwei Kinder hat. (dpa)
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