Es ist das erste Geschäft seiner Art in Luxemburg: Mit der Eröffnung des „Dancer’s Corner“ am 25. Februar füllt Samantha Schweich eine Lücke, die seit Jahren in der nationalen Tanzszene besteht. Auf zwei Stockwerken verkauft die junge Ladenbesitzerin alles, was mit Tanz zu tun hat. Denn wer sich gerne bewegt, der braucht auch das richtige Outfit.
Von Laura Tomassini
Die Eltern kleiner Ballerinen dürfen sich freuen: Die Suche nach den passenden Spitzenschuhen und dem perfekten rosafarbenen Tutu hat endlich ein Ende. Vorbei sind die stressigen Shopping-Marathons durch Luxemburgs Sportgeschäfte, die meist nur in einer kleinen Ecke im hinteren Teil des Ladens ein paar Stulpen und Outfits parat halten und bei weitem nicht auf die Bedürfnisse der Tanzschulen ausgerichtet sind. Genaustens kennen tut diese hingegen Samantha Schweich. Die junge Luxemburgerin bewegt sich zur Musik, seit sie denken kann und hat nun den ersten reinen Tanzshop des Landes eröffnet.
Ein „Gibt’s nicht“ gibt’s nicht
Seit Januar bietet „Dancer’s Corner“ in Canach seinen Kunden alles, was das Tänzerherz begehrt. Von klassischer „Dancewear“ über Charakterschuhe und Strumpfhosen bis hin zu Yoga-Bekleidung – im zweistöckigen Geschäft mit der Nummer 8a existiert kein „Gibt’s nicht“.
„Meine Kunden sollen hier alles finden, was mit Tanzen zu tun hat. Ob Basics wie Ballettschläppchen oder Salsaschuhe, wenn ich es noch nicht auf Lager habe, dann will ich es bekommen“, meint die 33-Jährige. Die Leidenschaft für die Bewegung wurde ihr quasi in die Wiege gelegt, denn als Tochter einer englischen Tänzerin hat Samantha schon früh erste Posen an der „Barre“ geübt. „Ich habe so ziemlich alles getanzt: Ballett, Jazz, Hip-Hop, Tapdance. Mit 16 habe ich dann angefangen, selbst zu unterrichten“, erzählt Samantha.
Zum eigenen Laden fand die junge Tänzerin allerdings auf Umwegen, denn eigentlich hat Samantha Geschichte studiert. So richtig gebrannt hat die 33-Jährige für das Fach allerdings irgendwie nie und so führte eines schnell zum anderen. „In den Tanzschulen, in denen ich arbeite, haben wir immer während der Kurse Kleider verkauft. Das ist in den meisten Schulen so, dann geht Zeit vom Unterricht verloren, man hat nur die absoluten Basic-Sachen da und es ist einfach generell extrem unpraktisch“, erklärt Samantha.
Chic in Weiß
Nach ihrem Masterabschluss stand für die junge Tänzerin demnach schnell fest: Luxemburg braucht dringend ein Tanzgeschäft. Es folgten die Gründung ihrer Firma, nach Absprache mit ihrer Chefin dann erste Bestellungen von Tanzware. „Ich habe mehrere Anbieter angeschrieben und alle waren sofort begeistert. Mittlerweile arbeite ich mit insgesamt elf bekannten Marken wie Capezio, Grishko und Bloch zusammen, weitere sollen noch folgen“, erzählt die 33-Jährige. Bis zur offiziellen Eröffnung ihres Ladens am 25. Februar musste ihr stetig wachsender Kleiderbestand allerdings bei Samantha zu Hause Platz finden – verkauft wurde erst mal nur in der Garage oder unterwegs aus Koffern.
Nach einem Jahr wanderte ihre Kollektion dann in ein kleines Lokal der Tanzschule in Sandweiler. Dass Samantha das Gebäude in Canach gefunden hat, war ein reiner Glücksgriff. Zufällig stieß sie auf den Grundstücksbesitzer, der ihr den Rohbau zur Verfügung stellte. „Sein Architekt hat mit mir zusammen die Pläne für das Interieur entworfen. Ich wollte alles in Weiß haben, richtig chic eben mit einer kleinen Küche und Sitzecke im Obergeschoss, damit die Eltern gemütlich eine Tasse Kaffee trinken können, während ihre Kinder anprobieren“, sagt Samantha. Herd und Kühlschrank fehlen zwar derzeit noch, doch wohlfühlen lässt es sich im „Dancer’s Corner“ aber allemal. Das helle Gebäude mit den großen Fenstern ist lichtdurchflutet, am Eingang erwartet die Kunden eine verschnörkelte Mannequin-Puppe in weißem Tutu und auch sonst versteckt sich in jedem Winkel etwas, das zum Thema Tanzen passt.
Von Hip-Hop bis zum Poledance
Vor allem im ersten Stock aber lassen die vielen unterschiedlichen Paar Schuhe jedes Tänzerherz vor Freude hüpfen, denn so viel Auswahl auf einen Blick findet man sonst eigentlich nur im Internet. Der Vorteil im „Dancer’s Corner“: Hier können kleine und große Tänzer nach Lust und Laune anprobieren, um exakt das zu finden, was sie für ihr Hobby benötigen. „Ich arbeite mit vielen Tanzschulen zusammen, die mir dann vor der Rentrée ihre Outfits mitteilen. So kann ich direkt für ganze Klassen Bestellungen tätigen und wenn die Leute dann kommen, sagen sie mir einfach, welchen Kurs ihre Kinder besuchen, und ich weiß sofort, was sie brauchen“, erklärt Samantha.
Das Ziel der jungen Ladenbesitzerin ist es, vielleicht irgendwann eine eigene Tanzkollektion zu entwerfen und zusammen mit lokalen Künstlern ganz besondere Designs zu kreieren. In ihrer Schatztruhe will Samantha aber nicht nur konventionelle Kleidung anbieten. „Ich wurde schon vom Eiskunstlaufverein aus Kockelscheuer kontaktiert, ob ich nicht Schlittschuhe verkaufe, dann will ich auch lässigere Shirts für Hip-Hop anbieten und eine Reihe an speziellen Outfits für Poledance. Eben einfach alles, was unter die Kategorie Dancewear fällt“, sagt die 33-Jährige.
Geschäftsfrau und Tanzlehrerin
Die Begeisterung für ihr Metier ist der jungen Unternehmerin ins Gesicht geschrieben, beim Verkünden der Zukunftspläne strahlen Samanthas Augen. Einzig die Namensfindung gestaltete sich für die junge Geschäftsgründerin lange als schwierig. Vom simplen „Danceshop“ über das heimatlich angehauchte „Kanescher Eck“ schwirrten im Kopf der 33-Jährigen schon viele Bezeichnungen für ihre kleine Boutique herum. Mit „Dancer’s Corner“ hat sie nun endlich den Namen gefunden, der sowohl zum Inhalt als auch zur Form des Eckgebäudes selbst passt. Ein entsprechendes Logo ist allerdings noch immer in der Schmiede, wie Samantha lachend beichtet. Es soll halt alles perfekt werden in ihrer kleinen Tanzecke.
Am 14. September will Samantha ihr Geschäft nach einer kurzen Sommerpause dann noch mal so richtig der Luxemburger Tanzszene präsentieren – mit allem, was dazugehört. Bis dahin heißt es, hier und da noch ein paar Details zu vollenden, um dem „Dancer’s Corner“ den letzten Schliff zu verpassen.
Ihren Schülern bleibt die Tanzlehrerin dabei aber dennoch erhalten. Dienstags und donnerstags unterrichtet die 33-Jährige nämlich auch weiterhin in der „Danzschoul“ in Wellenstein und in der „Jeanette Hutchines School of Dance“ in Sandweiler, sonntags stehen regelmäßig Auftritte ihrer Kids auf dem Programm. An den restlichen Wochentagen berät sie ihre Kunden in Canach. „Es ist stressig, doch es macht einen Riesenspaß“, meint sie zufrieden. Fittings im Unterricht wird es wohl künftig nicht mehr geben, doch der Weg bis nach Canach lohnt sich auf alle Fälle. Denn tanzen lässt es sich zwar eigentlich in jeder Montur, doch wer träumt nicht insgeheim davon, im prachtvollen weißen Tutu à la Schwanensee seine Pirouetten zu drehen oder in echten Salsaschuhen die Hüften kreisen zu lassen?
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