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EditorialIn Sachen Bewegungsförderung zeigt sich die Luxemburger Politik sehr kurzatmig

Editorial / In Sachen Bewegungsförderung zeigt sich die Luxemburger Politik sehr kurzatmig
 Foto: Editpress-Archiv/Isabella Finzi

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„Never let a good crisis go to waste.“ Der Spruch von Winston Churchill erlangte während der Corona-Pandemie neue Beliebtheit. Und die Corona-Krise hat uns auch in einigen Bereichen vorangebracht. Man denke nur an die Digitalisierung und das Homeoffice. Ein anderer Bereich hätte sich durch die Pandemie ebenfalls stark entwickeln können, ja eigentlich müssen. Beim Schulsport und der Bewegungserziehung scheint die Corona-Krise dann doch ungenutzt zu bleiben, und das, obwohl gerade in den vergangenen knapp zwei Jahren jedem klar geworden sein muss, welche Bedeutung eine gute körperliche Verfassung hat. Übergewicht und seine Folgeerkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder Herzprobleme sind allesamt Risikofaktoren für eine Covid-Erkrankung. Dennoch scheint der hohe Prozentsatz von übergewichtigen Kindern und Jugendlichen nur die allerwenigsten zu stören.

Seit seinem Amtsbeginn versperrt sich Bildungsminister Claude Meisch zusätzlichen Sportstunden im Schulunterricht mit der Begründung eines bereits überfüllten Lehrplans. Wissenschaftliche Studien belegen schon seit längerem, dass zusätzlicher Sportunterricht, auch wenn dadurch andere Stunden wegfallen, keinen negativen Einfluss auf das Lernverhalten der Kinder hat. Einige Studien stellen sogar einen positiven Effekt fest. Die Argumentation von Meisch ist also wissenschaftlich widerlegt und seine Position somit eine rein politische. Es ist das ewige Problem der fehlenden Lobby des Sports im Bildungswesen. Denn welchen Zugang die Kinder zum Sport und zur Bewegung haben, hängt auch von sozioökonomischen Gründen ab, die ausschließlich in der Schule ausgeblendet werden können. Sicher wären Französisch-, Deutsch- oder Mathelehrer nicht begeistert, wenn sie Stunden an die Sportlehrer abtreten müssten, aber vielleicht müsste man einfach einmal alte Denkmuster aufbrechen und konsequent neue Wege gehen.

Denn an Konsequenz fehlt es beim Thema Bewegungserziehung immer wieder. Nationale Aktionspläne wie „Gesond iessen, méi bewegen“ oder das Konzept für die motorische Entwicklung von Kindern von null bis zwölf Jahren sind hilfreiche Initiativen, deren Potenzial aber nie voll ausgenutzt wird, weil es am politischen Mut fehlt. Das Gleiche gilt übrigens für das integrierte Sportkonzept des Nationalen Olympischen Komitees.

Die Politik sollte sich in Sachen Bewegungserziehung verstärkt von der Wissenschaft leiten lassen. Andere Länder haben diesen Weg bereits eingeschlagen und zum Beispiel eine tägliche Sportstunde in sämtlichen Klassen eingeführt. Im Schulsport geht es nicht um Gewinnen oder Verlieren, sondern darum, den Kindern beizubringen, wieso es wichtig ist, einen aktiven und gesunden Lebensstil zu führen. Dafür braucht es Zeit. Eine bis zwei Stunden Französisch pro Woche wären auch nicht ausreichend, um die Sprache zu lernen.

Es braucht vor allem Mut, denn politisch ist das Thema Bewegungsförderung absolut uninteressant. Man muss viel Zeit und viel Geld investieren, während Effekte sich erst nach Jahrzehnten bemerkbar machen. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es mit Blick auf die öffentliche Gesundheit Sinn ergeben würde. „Es braucht einen langen Atem“, sagt Bildungswissenschaftler Dr. Claude Scheuer. In Luxemburg zeigt sich die Politik bisher leider sehr kurzatmig.