Politik funktioniert besser, wenn die Hälfte der gewählten Volksvertreter Frauen sind. „Damit es eine lebendige Demokratie gibt“, sagte Monique Stein vom nationalen Frauenrat gegenüber dem Tageblatt vor den Gemeindewahlen. Mehr Frauen bedeuteten eine größere Diversität an Meinungen und Perspektiven – eigentlich offensichtlich. In der Wahlkabine scheint das dann allerdings weniger oft umgesetzt zu werden.
Nur 30,6 Prozent der gewählten Gemeindepolitiker sind Frauen – das hat unsere Analyse ergeben. „Dann sollen doch mehr Frauen kandidieren.“ So das Argument der Menschen, für die die mangelnde Frauenpräsenz kein Problem darstellt. Klar, das wäre gut. Immerhin waren nur 38,5 Prozent der Kandidaten weiblich. Doch das ist nicht das einzige Problem: Aus der Tageblatt-Analyse geht auch hervor, dass Frauen einfach weniger gewählt werden – unabhängig von der Kandidatinnen-Anzahl. Luxemburg wählt weniger Frauen als Männer. Das Problem liegt also auch bei den Wählerinnen und Wählern.
Dieser Umstand wird noch klarer, wenn man sich die Zentrumsgemeinde Mersch ansieht: Dort kandidierten 25 Frauen und 35 Männer für 15 Sitze. Letztendlich konnten sich nur zwei Frauen gegen die Konkurrenz durchsetzen – und 13 Männer. Eigentlich unverständlich. Waren die Kandidatinnen so unsympathisch und inkompetent, dass sie keine reale Option waren? Nein: Vielmehr scheint in den Köpfen der Bürger Politik noch immer Männersache zu sein. Kompetenz scheint fälschlicherweise eher als männliche Eigenschaft angesehen zu werden.
Welche Kriterien bestimmen schlussendlich, wer wie viele Stimmen bekommt? Für viele Menschen scheint die Antwort klar: Partei, Programm und persönliche Präferenzen. Doch warum nicht auch Parität? Eigentlich könnte jeder Bürger – unabhängig vom Geschlecht – versuchen, zur Hälfte weibliche Kandidaten zu wählen. Das tun jetzt schon verschiedene Menschen – doch offensichtlich nicht genug.
Trotzdem: Es sind schon Fortschritte festzustellen. Immerhin schaffen es mit jedem Wahljahr mehr Frauen in die nationale oder kommunale Politik. Während der vorigen Legislaturperiode bestanden die Luxemburger Gemeinderäte nur zu rund einem Viertel aus Frauen – mittlerweile sind es fast ein Drittel. Für die vergangenen Kommunalwahlen betrug der Anteil weiblicher Kandidaten 35,6 Prozent – dieses Jahr waren es drei Prozentpunkte mehr. Wir bewegen uns also in die richtige Richtung.
Es wird nun Zeit, diesen Fortschritt noch zu beschleunigen. Das gilt sowohl für die Parteien, die ihre Bemühungen, mehr Frauen für ein Engagement in der Politik zu begeistern, noch verstärken müssen, als auch für die Bevölkerung. Warum also nicht bei den eigenen Kreuzen darauf achten, dass die Hälfte davon bei Frauen landet? Im Oktober ist die nächste Gelegenheit, sich dafür einzusetzen, dass Frauen auch wirklich in der Luxemburger Politik mitsprechen können.
"Warum also nicht bei den eigenen Kreuzen darauf achten, dass die Hälfte davon bei Frauen landet?" Weil in einer Demokratie die Wähler diejenigen Kandidaten wählen dürfen, die sie wollen.