Youn-hee Kim leitet das «Luxembourg Trade and Investment Office» in Seoul. Sie versucht, koreanische Geschäftsmänner nach Luxemburg zu lotsen. Im Interview mit dem Tageblatt erklärt sie mitunter, welche luxemburgischen Qualitäten sie hervorstreicht.
Tageblatt: Worin besteht Ihre Arbeit hier in Seoul?
Youn-hee Kim: Meine Aufgabe ist es, koreanische Investoren auf Luxemburg aufmerksam zu machen. Und den luxemburgischen Unternehmen zu helfen, wenn diese ihre Aktivitäten in Südkorea anbieten wollen. In meinem Büro arbeiten drei Leute.
Haben Sie Erfolg mit dem, was Sie tun?
Am Anfang gab es nur ein südkoreanisches Unternehmen, das auf dem luxemburgischen Markt aktiv war: Sam Hwa Steel. Aktuell gibt es drei große koreanische Unternehmen in Luxemburg: Kiswire hat seinen Hauptsitz dort. Fünf weitere Firmen haben ein Internetdatenzentrum im Großherzogtum errichtet. Und zwei Fintech-Unternehmen hatten sich in Luxemburg niedergelassen. Aktuell gibt es aber nur noch einen Fintech-Betrieb aus Südkorea in Luxemburg.
Gibt es neue Business-Zweige?
Eine Online-Gaming-Firma, die größte aus Korea, hatte sich 2014 in Luxemburg niedergelassen, wanderte dann aber 2015 leider nach Berlin weiter. Aus diesem Bereich kann ich leider keinen Investor mehr von Luxemburg überzeugen. Denn der größte Player mit enormem Einfluss in diesem Segment hat das Land wegen Personalmangels in diesem Bereich zugunsten Berlins verlassen. Den Fehler wollen die anderen Online-Gaming-Firmen nicht wiederholen.
Fintech ist in Luxemburg zurzeit der Renner. Haben neue koreanische Fintech-Unternehmen Interesse am Großherzogtum gezeigt?
Aktuell hat Korea-NFC Interesse gezeigt und wird sich wahrscheinlich in Luxemburg niederlassen.
Was sind die Vorteile vom Standort Luxemburg, die Sie hervorheben, um Investoren anzulocken?
Wenn Sie nach Europa expandieren wollen, dann sollten Sie den besten Standort auswählen, nämlich Luxemburg. Das Land ist mehrsprachig, was ein großer Vorteil für uns Südkoreaner ist. In anderen Ländern müssen wir uns an die jeweilige Landessprache anpassen, was oft ein Hindernis ist. Einfacher Zugang zur Regierung und vorteilhaftes Steuersystem. Aber vor allem sage ich ihnen, dass sie sich nicht wie Ausländer fühlen, wenn sie nach Luxemburg gehen.
Was sagen Sie denn den Luxemburger Firmen, die sich für Südkorea interessieren?
Eigentlich gehört das nicht zu meiner Arbeit. Klar, ich helfe luxemburgischen Firmen, wenn sie Hilfe benötigen, aber ich promote Südkorea nicht.
Nehmen wir mal an, Nord- und Südkorea kommen sich näher. Hätte dies Auswirkungen auf Ihre Arbeit?
Das würde mehr Chancen für Luxemburger Betriebe ermöglichen. Denn südkoreanische Firmen sind schon dabei, zu analysieren, wie sie sich bei einer Öffnung Nordkoreas aufstellen würden. Das Schienennetz würde nach Nordkorea und dann nach China ausgebaut werden. Das hätte klare Vorteile für europäische Betriebe.
Glauben Sie, dass in den nächsten Jahren mehr Möglichkeiten entstehen könnten, südkoreanische Betriebe nach Luxemburg zu locken? Nicht zuletzt weil sich auch die USA zunehmend abschotten?
Die Visite des Luxemburger Premiers wird sicherlich Auswirkungen auf das Interesse hiesiger Firmen am Großherzogtum haben. Die koreanische Regierung wird sich zudem ausführlich damit befassen.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können