Charmante Rentner leben in einem luxuriösen Altersheim, gehen zum Pilates, trinken viel Wein und in ihrer Freizeit lösen sie ungeklärte Mordfälle auf. Dabei ist klar, dass sie nicht gegen Bösewichte kämpfen oder bei Ermittlungen versehentlich selbst draufgehen werden. Niemals würden sie sich in eine derart gefährliche Situation begeben, schließlich sind sie Senioren. Das ist natürlich kein Plot für einen psychotischen Thriller-Krimi, sondern die Kuschelkrimi-Reihe des Briten Richard Osman. „Cosy Crime“ – so heißt das Genre – ist weltweit beliebt.
Dafür ist Osmans Debüt „Der Donnerstagsmordclub“ das Beispiel schlechthin: Menschen in 43 Ländern lesen den Kuschelkrimi. Das Buch kletterte an die Spitzen der Bestsellerlisten etwa in Großbritannien, Deutschland, Brasilien und Japan. Mehr noch: In Osmans Heimat wurde es zum schnellst-verkauften Roman, und auch der zweite Band „Der Mann, der zweimal starb“ ist ein Verkaufsschlager. Innerhalb von zwei Jahren verkaufte sich die Buchreihe fast sieben Millionen Mal.
Mord im Hintergrund
Woher kommt der Erfolg? Osman selbst hat da eine Idee. In den unsicheren Zeiten geprägt von Kriegen, der Klimakrise und Pandemien sind Krimis generell beliebt, wie der 51-Jährige der dpa sagte. Denn sie seien eine Welt, in der es für ein Problem am Ende definitiv eine Lösung gebe. Doch was macht dann speziell die Kuschelkrimis beliebt?
In vielen dieser Bücher ist nicht der Kriminalfall an sich wesentlich. Der Mord etwa in Osmans Büchern passiert eher im Hintergrund. Viel wichtiger sind die Ermittler und deren eindringliche Beobachtungen. Bei dem 51-Jährigen eben eine vierköpfige Ü-60-Rentnergruppe. Andere Autorinnen und Autoren sind da durchaus noch kreativer – ermittelt wird von Hunden, Hamstern oder Pflanzen liebenden Schwestern.
Die britische Boulevardzeitung Daily Mirror schreibt zu Osmans Roman: „Es ist nicht der Krimi, der einen die Seiten umblättern lässt, es sind die herzerwärmenden Charaktere, die aufschlussreichen und ergreifenden Beobachtungen und der sprühende Witz.“ Osmans Fachkollegin Janice Hallett („Mord zwischen den Zeilen“) sagte der britischen Tageszeitung The Guardian in einem Interview: „Der ,Cosy Crime‘ ist ein Genre, das Schrecken reduziert und das Geheimnisvolle verstärkt.“ Lynne Truss, eine andere britische „Cosy Crime“-Autorin, schreibt in einem Guardian-Artikel hingegen, man könne als Autor den Reiz des Genres nicht erklären. Es komme ganz auf die Einstellung des Lesers zur Unterhaltung an.
Komik darf nicht fehlen
Im Hinblick auf Osmans zweiten Roman schreibt sie dann weiter: „Die Komik in ‚Der Mann, der zweimal starb‘ erlaubt es allen Figuren, sich der ernüchternden Realität bewusst zu werden: Dass die Zeit abläuft; dass man geliebte Menschen durch Tod oder Demenz verliert; dass man sich in der modernen Welt körperlich unsicher fühlt; dass erwachsene Kinder einen dumm und lästig finden.“
Osmans Senioren haben immer einen guten Spruch auf Lager und viele Eigenarten, was wahrscheinlich der Tatsache geschuldet ist, dass sie aus verschiedensten Lebens- und Arbeitswelten kommen.
Je besser man die Figuren kennenlerne, desto mehr hoffe man, sie sehr bald wiederzusehen, lobte die renommierte The Times. Das dürfte bald passieren. Nach Angaben des Ullstein Verlags erscheint der dritte Band der Serie „Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel“ am 23. Februar 2023 in Deutschland. Auch Filmliebhaber können sich freuen. Denn „Der Donnerstagsmordclub“ kommt auf die Leinwände. Der amerikanische Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Steven Spielberg sicherte sich die Filmrechte. Ein Beweis mehr für den Erfolg des Genres.
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