Seine Filmrollen könnten unterschiedlicher kaum sein: Hugh Jackman brilliert als Actionheld «Wolverine», als abgehalfterter Skisprung-Trainer in «Eddie the Eagle» oder als Verfolgter in «Les Misérables». Nun darf er mal wieder singen und tanzen: Im Musicalfilm «Greatest Showman» spielt er den Zirkuspionier P.T. Barnum. Im Interview der Nachrichtenagentur dpa erzählt er von eigenen Jonglierkünsten, der Politik gegenüber Menschen, die anders sind als der Durchschnitt, und seinem eigenen Leben als «Zirkus».
Haben Sie als Kind Zirkustricks einstudiert und vorgeführt?
Hugh Jackman: Hm, nein, nicht als Kind. Aber in der Theaterschule habe ich es versucht. Angefangen habe ich mit dem Einradfahren, aber es klappte nicht so richtig. Beim Jonglieren war ich nicht so schlecht, ich konnte mal mit fünf Bällen gleichzeitig jonglieren, daran erinnere ich mich. Ich habe auch mit brennenden Gegenständen und Messern jongliert, das war’s dann aber auch.
Also hat Sie das Jonglieren ins Showbusiness gebracht?
Einer meiner ersten Jobs im Showbusiness war es, einen Clown auf Kindergeburtstagen zu spielen. Das war die schwerste Arbeit, die ich jemals gemacht habe! (Lacht) Genau genommen, war meine erste bezahlte Arbeit als Künstler ein Clown, so hat’s angefangen.
Was macht für Sie persönlich die Faszination des Zirkus› aus?
Der Zirkus, den wir im Film zeigen, war etwas völlig anderes als er heute ist. Niemand hatte vorher daran gedacht, so etwas zu machen, die Idee war brandneu, es war populistisch und für die Massen. Zu dieser Zeit wurde in Amerika alles außer der Oper oder Shakespeare nicht als Kunst angesehen und wurde daher als Abscheulichkeit betrachtet. P.T. Barnum schuf etwas völlig anderes, und er ist dafür auch viel gescholten worden. Wenn er heute unter uns wäre, dann würde er sicher keinen Zirkus führen, sondern sich mit virtueller Realität befassen, im Silicon Valley arbeiten und er würde die neueste Technologie einsetzen um das weltweit größtmögliche Publikum zu unterhalten.
Er gab Menschen, die vom Aussehen anders waren und als Freaks angesehen wurden, einen Job und eine Familie. Ist es nicht heute in der Gesellschaft immer noch so, dass außergewöhnliche Dinge eher als Problem denn als Chance angesehen werden?
Jeder Jugendliche auf dem Planeten fühlt sich auf gewisse Weise als komischer Kerl und wünscht sich, nicht so zu sein. Es gibt diese Vorstellung, dass einen das besonders macht, was anders ist. Es geht auch um Anpassung, dafür treiben wir einen hohen Aufwand. Die Medien und andere reden uns ein, wie wir aussehen sollten, welchen Job wir haben und welches Auto wir fahren sollten – aber auf der anderen Seite sollen wir auch das tun, was wir selbst wirklich wollen. Das ist komplex.
Aus Sicht der soziologisch-politischen Geschichte ist es bei weitem einfacher, heute zu leben als vor 150 Jahren. Damals wurde man in eine bestimmte Klasse hineingeboren und konnte dieser nicht entfliehen. Wir haben uns in den vergangenen Jahren vielleicht wieder etwas zurückentwickelt und sind besorgter wegen Dingen, die anders sind. Dieser Film ist eine gute Erinnerung daran, was Toleranz bedeutet.
Sie leben in den USA. Könnte die Politik nicht größere Anstrengungen unternehmen, Menschen einzuschließen, die anders sind?
Immer! Ich bin sehr an Geschichte interessiert. Auch wenn ich die Zeitung von heute lese, versuche ich mich zurückzuerinnern, um herauszufinden, was wirklich beunruhigende Entwicklungen sind. Generell gilt doch: Politiker, die sich heute damit befassen, wie die Welt wohl in zehn Jahren aussieht, und dafür eintreten, die sind mutig und außergewöhnlich – und die sollte man unterstützen.
Es ist doch sehr leicht, Schritte in die Vergangenheit zu unternehmen mit dem Argument, damals sei doch alles besser gewesen. So funktioniert es nicht auf der Welt. Wir sind weltweit immer stärker miteinander verbunden und dieser Trend hält an, egal ob es uns gefällt oder nicht. Wir müssen Wege finden, uns gegenseitig wertzuschätzen und zusammenzuarbeiten. Das ist der einzige Weg in die Zukunft.
Fühlen Sie sich manchmal so, als wäre Ihr Leben ein Zirkus?
Immer, ich nenne es das «schöne Chaos». Wir waren sechs Kinder Zuhause, ich bin daran gewöhnt, es ist normal für mich und ich mag es. Selber habe ich ja zwei Kinder; und wenn uns dann Freunde mit ihren Kindern Zuhause besuchen und auf einmal sieben Kinder im Haus sind, dann wird meine Stimme lauter und das ist normal! (Brüllt fast) Also ein Filmdreh, eine Theatervorstellung, eine Interviewrunde mit Journalisten – das fühlt sich für mich toll an.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können