Ganze Straßenzüge sind unter Wasser, Sturzfluten bahnen sich ihren Weg: Der Pazifik-Tropensturm „Hilary“ hat sintflutartigen Regen in den Südwesten der USA gebracht. Besonders heftig wurde der US-Bundesstaat Kalifornien mit seinen Metropolen San Diego und Los Angeles getroffen. Das für die Region seltene Unwetter setzte ab Sonntagnachmittag (Ortszeit) Straßen unter Wasser und ließ Bäume und Stromleitungen umstürzen, die Einsatzkräfte meldeten Schlammlawinen und rekordverdächtige Niederschlagsmengen. Für mehrere Millionen Menschen galt am Montag weiter eine Hochwasserwarnung. Und als wäre all das nicht genug, traf Kalifornien inmitten der Vorbereitungen auf „Hilary“ auch noch ein Erdbeben.
„Hilary“ war am Sonntag von einem Hurrikan zum Tropensturm heruntergestuft worden und traf in Mexiko auf Land. Der Sturm blieb aber gefährlich – weniger wegen starker Winde, sondern vor allem wegen des sintflutartigen Regens, den er mit sich brachte. In Mexiko kamen Medienberichten zufolge mindestens zwei Menschen ums Leben. Von dort aus zog „Hilary“ weiter in den Südwesten der USA. Tropische Stürme gibt es in der Region nicht häufig – in US-Medien war von einem „historischen“ Unwetter die Rede. Am Montag schwächte sich „Hilary“ weiter ab und wurde vom Nationalen Hurrikanzentrum auf einen posttropischen Sturm heruntergestuft. Dies warnte jedoch weiter vor „historischen Niederschlagsmengen“ und lebensgefährlichen Überflutungen.
Alle Straßen in Palm Springs überflutet
Der Wetterdienst von Los Angeles meldete am Montag, dass etliche Tagesrekorde für Niederschlagsmengen gebrochen worden seien. Der Sheriff von Los Angeles County, Robert Luna, berichtete von zahlreichen Überschwemmungen. Besonders gefährdet seien die zahlreichen Obdachlosen in der Millionenmetropole. In der Stadt San Diego nahe der Grenze zu Mexiko wurden mehrere Menschen aus einem Flussbett gerettet. Dramatisch war die Lage auch in der Stadt Palm Springs im Süden Kaliforniens. „Im Moment sind alle unsere Straßen überflutet“, sagte Bürgermeisterin Grace Garner am Montagmorgen (Ortszeit) dem US-Sender CNN. Es gebe keinen Weg aus der Stadt heraus. „Wir sitzen alle fest.“ Auch die Notrufnummer 911 funktioniere aktuell nicht richtig.
Da die heftigen Regenfälle des Sturms weit über das Zentrum hinausreichen, waren die Auswirkungen des Unwetters bereits im Laufe des Wochenendes im Süden Kaliforniens und Nevadas sowie in Arizona zu spüren. Straßen wurden überflutet, Hunderte Flüge gestrichen, Sportveranstaltungen verschoben sowie Strände und Parks geschlossen. „Ich bin hierhergefahren und habe drei Unfälle auf der Autobahn beobachtet“, sagte Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom bei einer Pressekonferenz am Sonntagnachmittag. Am Montag blieben die Schulen in Los Angeles geschlossen. Die Gesundheitsbehörden dort warnten die Menschen davor, in den kommenden Tagen im Meer zu baden. Nach den heftigen Regenfällen sei eine erhöhte Bakterienbelastung im Wasser möglich.
Warnung vor Gewittern in Nevada und Arizona
Kalifornien erlebte am Sonntag einen weiteren Schockmoment – am Nachmittag erschütterte ein Erdbeben der Stärke 5,1 den Bundesstaat. Größere Schäden oder Todesopfer wurden nicht gemeldet – das Beben war aber Berichten nach in der Region um Los Angeles deutlich zu spüren. Gouverneur Newsom sagte, er habe sich gerade mit Einsatzkräften in San Bernadino getroffen, als ihn die Nachricht vom Erdbeben auf seinem Telefon erreichte. „Das sind ganz sicher interessante Zeiten“, sagte er.
„Hilary“ zog am Montag weiter gen Norden und löste sich langsam auf. Der Wetterdienst warnte dennoch vor anhaltenden Schauern und Gewittern in Nevada und Arizona. Sturzfluten und Überschwemmungen seien vereinzelt möglich. Auch mit heftigen Winden mit Geschwindigkeiten von bis zu 110 Kilometern pro Stunden müsse in höheren Lagen gerechnet werden.
Kalifornien ist in den vergangenen Monaten immer wieder von Extremwetter heimgesucht worden. In diesem Jahr wurde der in der Vergangenheit oft von Trockenheit und Dürre geplagten Bundesstaat an der Westküste des Landes mehrfach von ungewöhnlich starken Niederschlägen heimgesucht. In höheren Lagen Kaliforniens wiederum fiel Anfang des Jahres ungewöhnlich viel Schnee. (dpa)
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