HamsterkäufeCoronakrise setzt auch die virtuellen Läden unter Druck

Hamsterkäufe / Coronakrise setzt auch die virtuellen Läden unter Druck
Onlinehändler wie Luxcaddy stoßen an ihre Grenzen Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Geschlossene Restaurants, begrenzte Bewegungsfreiheit – die Coronakrise verunsichert insbesondere ältere oder kränkelnde Mitbürger. Sie meiden es, die eigenen vier Wände zu verlassen, doch einkaufen müssen auch sie, wenn Kinder, Enkel, hilfsbereite Nachbarn oder andere Mitbürger ihnen die notwendigen Botengänge nicht abnehmen können.

Bestellungen über Telefon oder Internet erleben derzeit Hochkonjunktur. So richtete die Regierung auf Basis des Online-Einkaufportals letzshop.lu mit corona.letzshop.lu eine Plattform für Bestellungen lebensnotwendiger Waren wie Reis, Nudeln, Gemüse und Obst ein. Erreichbar ist sie auch über das Telefon 80 02 92 92, wie das Mittelstandministerium am Donnerstag verlauten ließ. Benutzt werden soll die Plattform nur von Personen, die zu den sogenannten Risikogruppen zählen und/oder älter als 65 Jahre sind und nicht mit der Hilfe von Drittpersonen rechnen können. Bevor Nutzer ihre Bestellung aufgeben können, müssen sie versichern, dass sie dem angesprochenen Personenkreis angehören.

Andere bekannte Hauslieferdienste melden ihrerseits seit Tagen einen regelrechten Ansturm von Kunden. So können bei luxcaddy.lu bis auf Weiteres keine Lieferfristen mehr gebucht werden. Das Unternehmen verweist auf andere Firmen oder Dienste, die Interessenten zu Hilfe kommen könnten, etwa die jeweilige Wohngemeinde, die Luxemburger Pfadfinder und die Selbsthilfegruppe Covid-Solidarity. An die Nutzer von Luxcaddy ergeht der Appell, nur die benötigten Mengen zu bestellen. Die Firma behalte sich das Recht vor, die bestellte Menge zu reduzieren, ohne Vorwarnung. Die Helpline der Firma war am Donnerstagmorgen außer Betrieb.

Keine Beschränkungen der Bestellungen

Angesichts der sprunghaft angestiegenen Zahl von Bestellungen habe man beschlossen, alles zu schließen, erklärt Jacques Lorang, Gründer und technischer Leiter von Luxcaddy. Am vergangenen Donnerstag seien die Bestellungen um 600 Prozent in die Höhe geschnellt. In den kommenden Tagen werde man weitere Liefermöglichkeiten einräumen. Zusätzliche Mitarbeiter seien verpflichtet worden. Größere Nachschubprobleme hat Luxcaddy keine, so Lorang weiter. Wie auch bei anderen Geschäften zählen vor allem Mehl, Teigwaren und Klopapier zu den am meisten gefragten Artikeln.

Auf quantitative Beschränkungen bei den Bestellungen wolle man verzichten. Stelle man jedoch fest, dass einzelne übertrieben hohe Mengen anfordern, werde man wohl eingreifen müssen, so Lorang. Dass nun die neue Online-Plattform corona.letzshop.lu freigeschaltet worden sei, begrüßt Lorang. Man sei in diesem Projekt stark impliziert gewesen, wollte man ja auch den Druck auf die eigene Webseite reduzieren. Lorang weiß von ungeduldigen, verärgerten Kunden zu berichten, aber auch von solchen, die sich solidarisch zeigen und angesichts der technischen Engpässe der Firma ihre eigene Bestellung zurücknahmen, damit andere Personen schneller beliefert werden können.

Liefermöglichkeiten erhöhen

Ein ähnliches Bild zeichnet sich beim Abholdienst Auchan Drive ab. Auch hier erfolgen Bestellung online, aber anders als die oben genannte Konkurrenz muss die Bestellung selbst abgeholt werden. Der Dienst wird in Bartringen, Foetz, Cloche d’Or und in Munsbach angeboten. Man sei derzeit nicht in der Lage, Bestellungen aufzunehmen, hieß es noch am Donnerstag auf der Homepage auchandrive.lu. Sophie Morlé, Direktionsassistentin bei Auchan Luxembourg bestätigt eine große Zunahme von Bestellungen für Auchan Drive. Aber die aktuelle Situation habe nichts mit technischen oder personellen Problemen beim Unternehmen zu tun. Man arbeite daran, die Liefermöglichkeiten zu erhöhen.

Die Bestellseite von Auchan Drive wies am Mittwoch die Kunden darauf hin, dass einzelne Waren wie etwa Mehl, Spaghetti oder schwarze Bohnen derzeit nicht erhältlich seien. Das habe jedoch nicht mit Nachschubproblemen zu tun, betont Morlé. Die Regale würden regelrecht gestürmt. Die Menschen legten sich Reserven an, obwohl sie das nicht brauchen, da der Nachschub gesichert sei. Morlé appellierte denn auch an die Vernunft der Kunden, Bürgersinn zu zeigen und solidarisch zu sein.

Von Mengeneinschränkungen oder Rationierungen beim Kauf will Morlé nichts wissen. Das führe bloß zu weiterer Verunsicherung bei den Menschen.

Wie schützt man sich am besten vor einer Ansteckung?

Die Schutzmaßnahmen sind die gleichen wie bei anderen Infektionen der Atemwege: Hände regelmäßig und gründlich waschen, in den Ellbogen oder in ein Papiertaschentuch niesen und das Taschentuch sofort in einem abgedeckten Mülleimer entsorgen, Händeschütteln und Küssen vermeiden, von engem Kontakt mit kranken Menschen absehen, zu Hause bleiben, wenn man krank ist, und es unterlassen, das Gesicht mit den Händen zu berühren.

Seit dem 2. März 2020 ist eine Hotline für die Öffentlichkeit unter der Nummer 80 02 80 80 in Betrieb.

Menschen mit Symptomen einer Infektion oder solche, die aus einem Risikogebiet zurückkehren, sollen nicht zum Arzt oder in die Notaufnahme gehen, sondern die Nummer 80 02 80 80 (oder im Notfall 112) anrufen. Darüber hinaus sollten sie von Besuchen bei gefährdeten Personen absehen.

Das Coronavirus im Steckbrief

– Name: Coronavirus, Covid-19
– Übertragungsweg: Tröpfcheninfektion
– Am meisten betroffene Körperregion: Lungen
– Symptome: trockener Husten, Fieber, Atemnot
– Inkubationszeit: bis zu 14 Tagen
– Gefährlich besonders für ältere Menschen oder Personen, die schon (schwere) gesundheitliche Probleme haben

Claudio Mariotto
19. März 2020 - 20.56

Hamstereinkäufe sind nicht intelligente Reaktionen. Diejenigen die es tun schaden sich selbst und ihren Mitmenschen. Sie treiben die Preise in die Höhe, sie tragen zur Verschwendung der Nahrungsmittel bei und des anderen noch mehr. Es müsste verboten sein. Wenn man es nicht verbieten kann oder will, müssen die Einkaufläden mit ihrem ausgebildetem Personal reagieren und die Hamsterkäufer bremsen.