Trauer um Schauspieler„Großstadtrevier“-Star Jan Fedder stirbt mit 64 Jahren

Trauer um Schauspieler / „Großstadtrevier“-Star Jan Fedder stirbt mit 64 Jahren
Der Schauspieler Jan Fedder zeigt sich bei Dreharbeiten am Filmset der ARD-Serie "Großstadtrevier" neben der Filmkamera. Er starb im Alter von 64 Jahren in Hamburg.  Foto: Christian Charisius/dpa

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Er war der Polizist im Hamburger „Großstadtrevier“ und der Bauer auf dem platten Land von „Büttenwarder“: Jan Fedder galt als einer der beliebtesten TV-Schauspieler. Nun ist er gestorben – kurz vor seinem 65. Geburtstag.

Tschüss, Jan Fedder! Die Fernsehwelt trauert um einen waschechten Hamburger Jung: Der Schauspieler ist im Alter von 64 Jahren in Hamburg gestorben – wenige Wochen vor seinem 65. Geburtstag. „Um 18.47 ist der Hamburger Ehrenkommissar Jan Fedder tot in seiner Wohnung gefunden worden“, teilte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur am Montagabend mit. Fedder war 2012 an Krebs erkrankt, hatte seit Jahren immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.

Vor allem die Vorabendserie „Großstadtrevier“ hatte ihn bekanntgemacht: Seit 28 Jahren spielte er in dem ARD-Dauerbrenner den Hamburger Polizisten Dirk Matthies. Auch für vier Siegfried-Lenz-Verfilmungen stand er vor der Kamera – für seine Darstellung des arbeitslosen Schiffsingenieurs in „Der Mann im Strom“ erhielt er 2006 den Deutschen Fernsehpreis.

Zuschauer haben ihn geliebt

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher wurde in einer Mitteilung des Senats am Montagabend zitiert: „Traurige Nachricht zum Jahresende: Ein Hamburger Original ist gestorben.“ Fedder sei eine der beliebtesten Persönlichkeiten der Stadt gewesen. „Der NDR hat Jan Fedder viel zu verdanken, die Zuschauerinnen und Zuschauer haben ihn geliebt“, schrieb NDR-Intendant Lutz Marmor in einer Mitteilung. Der Tod dieses „einzigartigen Schauspielers“ hinterlasse eine große Lücke. Sein Mitgefühl gelte vor allem Fedders Frau Marion, schrieb Marmor.

Auf der Facebook-Seite vom „Großstadtrevier“ hieß es: „Wir denken mit großer Traurigkeit, aber auch voller Stolz an die Zeit zurück, die wir mit Jan teilen durften, in der wir mit ihm gelacht, geweint, gescherzt, gekämpft und hart an jeder einzelnen Folge des Großstadtreviers gearbeitet haben. Wir hoffen, dass all diese schönen Erinnerungen auch Jan zuletzt getragen haben. Und wir wissen, dass sie uns in der nun kommenden Zeit der großen Trauer etwas Trost spenden werden.“

Seltene Ausflüge ins Kino

Auch der Fußballverein FC St. Pauli bekundete auf Twitter seine Trauer: „St. Pauli war seine Heimat. Nun sagt er für immer „Tschüß“. Ruhe in Frieden, Jan Fedder.“ Der Moderator Micky Beisenherz schrieb: „64. Ein bisschen früh für eine Versetzung in ein anderes Revier. Traurig. Danke für die gute Zeit.“ Noch am Abend wurden mehrere Kerzen vor Fedders Wohnung im Stadtteil St. Pauli abgestellt.

Die erste große Rolle hatte Fedder auf der Leinwand: In Wolfgang Petersens Klassiker „Das Boot“ (1981) war er Bootsmaat Pilgrim. Ausflüge ins Kino unternahm der Schauspieler später selten – das Fernsehen wurde zu seinem Metier. In Hunderten Produktionen wirkte Fedder mit und machte mit unverwechselbarer Stimme und Akzent norddeutsche Charaktere zu seinem Markenzeichen. Die NDR-Serie „Neues aus Büttenwarder“ mit Fedder als Bauer Brakelmann und Peter Heinrich Brix als dessen Kumpel „Adsche“ ist vor allem im Norden Kult.

Kampf um die Gesundheit

Der auf St. Pauli aufgewachsene Sohn eines Kneipenbesitzers war ein waschechter Hamburger Jung. Er galt als Volksschauspieler – und das „mit Fug und Recht“, wie Fedder selbst einmal sagte. Vom Drehen konnten ihn nur krankheitsbedingte Zwangspausen in den vergangenen Jahren abhalten, als er zwischenzeitlich selbst im „Großstadtrevier“ aussetzen musste: 2012 wegen einer Krebstherapie, danach wegen einer Blutvergiftung. Wegen eines Mundhöhlen-Karzinoms hatte er 30 Bestrahlungen. „Das war die schlimmste Zeit meines Lebens, weil ich überhaupt keine Kraft mehr hatte. Ich konnte nicht einmal mehr den Telefonhörer abnehmen“, sagte Fedder im Sommer 2018 in einem Interview.

Die Erkrankungen hätten ihn „fast“ aus dem Leben geworfen. Er habe dann auch mal „so andere Gedanken“ gehabt und zumindest in Erwägung gezogen, „ob man schon mal beendet“. Die Liebe zu seiner Ehefrau Marion und die Verantwortung gegenüber dem Publikum ließen ihn durchhalten.

Fedder kehrte immer wieder zurück vor die Kamera. „Ich bin ein altes Zirkuspferd“, meinte der Schauspieler einmal. „Ich kann zwar nicht mehr so hoch springen, aber im Kreis laufen kann ich immer noch.“ Doch als im Herbst 2017 die 31. „Großstadtrevier“-Staffel anlief, war klar, dass das Aushängeschild Fedder nicht mehr in jeder Episode zu sehen sein wird. Auch 2019 drehte er noch neue Folgen für die Serie, im Herbst musste er aber wegen einer Verletzung am Sprunggelenk pausieren. Aufhören zu arbeiten, das könne er nicht, sagte er einmal – denn „wenn ich nicht mehr drehen darf, dann falle ich tot um“. Am 14. Januar wäre Jan Fedder 65 Jahre alt geworden.

de Bop
1. Januar 2020 - 18.57

Nicht nur ein hervorragender Schauspieler, auch ein toller und gradliniger Mensch. Im Leben wie auf der Bühne authentisch.