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BrasilienGrößter Regenwald der Erde soll gerettet werden

Brasilien / Größter Regenwald der Erde soll gerettet werden
Das Gipfeltreffen findet in der brasilianischen Stadt Belém statt Foto: AFP/Evaristo Sa

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Die Regierungen der acht Amazonas-Staaten kommen am Dienstag zu einem zweitägigen Gipfel in Brasilien zusammen, bei dem ein gemeinsamer Plan zur Rettung des größten Regenwaldes der Erde vereinbart werden soll.

Mit dem Treffen will der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sein Regierungsmotto „Brasilien ist zurück“ umsetzen, nachdem sich das Land unter seinem rechtsradikalen Vorgänger Jair Bolsonaro weitgehend aus dem globalen Kampf gegen den Klimawandel ausgeklinkt hatte.

Die Konferenz in der an der Mündung des Amazonas gelegenen Stadt Belém ist der erste Gipfel der Organisation des Amazonas-Kooperationsvertrags (Octa) seit dem Jahr 2009. Der Vertrag war 1978 von Bolivien, Brasilien, Ecuador, Guyana, Kolumbien, Peru, Suriname und Venezuela geschlossen worden. Auch Deutschland und Norwegen sind als Hauptunterstützer des Amazonas-Fonds in Belém vertreten.

Nachdem die jährliche Vernichtung des Amazonaswalds unter Bolsonaro zwischen 2019 und 2022 um dramatische 75 Prozent zugenommen hatte, gibt es unter Lula erste Anzeichen einer Trendwende. Seit seinem Amtsantritt im Januar ist die Abholzung um gut 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen.

Der Amazonas gilt als „grüne Lunge“ des Planeten. Sein Regenwald nimmt in gigantischen Mengen Kohlendioxid aus der Erdatmosphäre auf und wirkt damit der Erderwärmung durch dieses Treibhausgas entgegen. Wissenschaftler warnen jedoch, dass sich der Amazonaswald einem Kipp-Punkt nähert, von dem an seine Bäume absterben und das gespeicherte Kohlendioxid wieder in die Atmosphäre abgeben würden. Dies hätte katastrophale Folgen für das Erdklima.

Die Welt muss uns helfen, den Amazonas zu erhalten und zu entwickeln

Luiz Inácio Lula da Silva, brasilianischer Präsident

Bereits im Jahr 2020 waren die Kohlendioxid-Emissionen des Amazonas um 117 Prozent im Vergleich zum Jahresdurchschnitt der Jahre 2010 bis 2018 gestiegen, wie aus jüngsten Zahlen des brasilianischen Instituts für Raumforschung INPE hervorgeht. Rund 60 Prozent des Amazonaswalds befinden sich in Brasilien. Etwa ein Fünftel des Waldes ist bereits vernichtet worden.

Abholzung bis 2030 vollständig verhindern

Lula will nach eigenen Worten mit den Nachbarstaaten das Amazonas-Becken wirtschaftlich entwickeln, „ohne es zu zerstören“. Die Staats- und Regierungschefs sowie Minister wollen über eine nachhaltige Entwicklung der Region beraten, in der 50 Millionen Menschen leben – darunter Hunderte von indigenen Gruppen, die beim Schutz des Regenwalds eine entscheidende Rolle spielen.

Der Gipfel soll nach Angaben des brasilianischen Außenministeriums eine „ehrgeizige“ Erklärung verabschieden und politische Vorgaben machen, die die Länder über die kommenden Jahre umsetzen sollen. Brasilien hat versprochen, die illegale Abholzung bis 2030 vollständig zu verhindern. Es drängt die anderen Länder, diesem Vorbild zu folgen.

Die Abholzung im Amazonas ist vor allem der Rinderzucht geschuldet. Brasilien ist der weltgrößte Exporteur von Rindfleisch und Soja. Ein treibender Faktor ist aber auch die toxische Mischung aus Korruption, Landraub und organisiertem Verbrechen. Die kriminellen Banden mischen im Handel unter anderem mit Holz und Gold mit.

Lula besteht darauf, dass alle Länder eine Verantwortung für die Rettung des Amazonas teilten. „Die Welt muss uns helfen, den Amazonas zu erhalten und zu entwickeln“, sagt er. Die Klimaforscherin Paola Arias von der Universität von Antioquia in Kolumbien unterstreicht, dass andere Weltregionen wie Europa und Nordamerika durch ihre Agrarimporte aus dem Amazonasgebiet eine Mitverantwortung trügen: Die Vernichtung des Amazonaswalds sei „nicht nur die Schuld der Amazonas-Länder“. (AFP)