FußballGleich drei ehemalige Ligue-1-Profis werden im Baumbusch ihren Einstand in Luxemburg feiern

Fußball / Gleich drei ehemalige Ligue-1-Profis werden im Baumbusch ihren Einstand in Luxemburg feiern
Drei Neue werden in der kommenden Saison den Ball über den Rasen fliegen lassen.  Foto: Editpress/Julien Garroy

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Mamadou Samassa (Mühlenbach), Abdelhakim Omrani, Mana Dembélé (beide Racing): Drei der vier Winter-Transfers der beiden BGL-Ligue-Vereine bringen es zusammen auf 165 Einsätze in der französischen Ligue 1. Im Mühlenbacher Baumbusch beginnt für die früheren Nationalspieler Malis und der französischen U19 ein neuer Lebensabschnitt.

Ein Zufall, der unrealistischer nicht erscheinen könnte: Am Sonntag begegnen sich im Stade Mathias Mamer erstmals zwei ehemalige Nationalspieler Malis in der BGL Ligue. Beide Mittelstürmer trugen während der Weltmeisterschafts-Qualifikation 2013 das gleiche Trikot, am Wochenende erleben sie zum ersten Mal das Flair der Nationaldivision. Mamadou Samassa ist der dicke Fisch, den die abstiegsbedrohte Elf aus Mühlenbach an Land gezogen hat – Mana Dembélé soll zur offensiven Wunderwaffe der RFCUL-Rückrunde werden, Abdelhakim Omrani für defensive Stabilität sorgen. 

Mit über 130 Ligue-1-Auftritten hat Samassa eindeutig den beeindruckendsten Lebenslauf des besagten Trios. 2004 gewann er die Coupe Gambardella mit Le Mans. Der Angreifer identifizierte sich in jungen Jahren mit Stars wie Eto’o und Drogba, hatte bereits früh klare Vorstellungen vom schönsten Treffer seines Lebens: „Ein Spielzug mit einer Kontrolle von der Brust auf den Fuß und ins Eck. Steht Buffon im Tor, wäre es noch besser.“ 13 Jahre nach dieser Aussage (foot-interview.fr) genügt ein kurzer Blick in die Vergangenheit: Es fehlte nicht viel. In der Serie A saß der Chievo-Verona-Stürmer fünf Jahre später gegen Juventus Turin einmal auf der Bank, im Rückspiel fehlte er aufgrund eines Länderspieltermins. 

2020 wechselte er aus Indonesien zum Tabellenvorletzten der BGL Ligue – und droht den Auftakt wegen muskulärer Probleme zu verpassen. Eine Verletzung, die er sich nach seinem Tor im Testspiel gegen Déifferdeng 03 zugezogen hatte. Trotzdem ist sich Co-Trainer Elvir Pepik sicher: „Er wird uns weiterhelfen. Unsere schnellen Flügelspieler brauchten Unterstützung von jemandem, der den Ball halten kann.“ Ex-Profispieler Chahir Belghazouani (der seit Januar Sportdirektor des Aufsteigers ist) geht noch weiter: „Jeder, der sich für französischen Fußball interessiert, weiß, mit wem er es hier zu tun hat. Seine Erfahrung ist in unserer Situation extrem wertvoll.“ In Brest spielten beide gemeinsam in der Ligue 2 und pflegten weiterhin Kontakt. „Ein Typ wie er kann in der Luxemburger Meisterschaft noch mindestens vier oder fünf Jahre Erfolg haben“, sagte Belghazouani.

Expertise und Erfahrungen

Die beiden Wintertransfers des Gegners RFCU Lëtzebuerg bringen es gemeinsam auf 25 Ligue-1-Spiele. Abdelhakim Omrani wird in der Hauptstadt einen defensiveren Part einnehmen als die offensive Ausrichtung, durch die er im August 2011 internationales Medieninteresse weckte: Die französische L’Equipe berichtete von seinem Probetraining bei Bayern II – und der Hoffnung, es in die Bundesliga-Auswahl zu schaffen. Nach einem Testspieltor und zwei Vorlagen war der Weg für eine Leihe vom damaligen Ligue-1-Absteiger Lens in die Regionalliga eigentlich frei. Stattdessen landet er bei Le Mans und anschließend in Nîmes. In Niort lernte er später seinen jetzigen Trainer Régis Brouard kennen – der trotz mangelnden Rhythmus große Stücke auf den Neuzugang hält. „Manchmal übertreibt er es … Er ist verspielt“, meinte der Coach. Der neue Ballverteiler des Racing sei genau die Personalie, die dem Verein gefehlt habe.

Der Übungsleiter setzte sich in diesem Winter ebenfalls für einen weiteren Schützling aus alten Zeiten ein: Mana Dembélé war im ersten gemeinsam Jahr in Clermont eine Stammkraft und meisteingesetzter Feldspieler der Saison. Zwischen 2012 und Winter 2014 traf der Angreifer 17 Mal unter der Anleitung Brouards. Wie Dembélé tickt, weiß Brouard demnach genau: „Es gab eine Diskussion unter Männern. Ich habe ihm gesagt, was ich von seiner Einstellung halte“, gab der Coach 2013 gegenüber MadeInLens wegen einer Verspätung zu Protokoll. Was der Franzose noch in Erinnerung hatte, war der Kampfgeist: „Er hat den Zug zum Tor und ist ein wettkampforientierter Mensch.“

Sorgen, dass beide physischen Nachholbedarf haben können, hat Brouard nach der fünfwöchigen Vorbereitung nicht: „Wir haben versucht, ihnen so viel Spielpraxis wie möglich zu geben. Natürlich ist die Meisterschaft ein anderes Paar Schuhe. Aber in zwei, drei Wochen sieht man keinen Unterschied mehr.“ Auf die Frage, wie schwer es einem Ligue-1-Profi fallen kann, sich im Großherzogtum zurechtzufinden, meinte der Racing-Coach: „Die Umgebung und der Kontext sind anders: Wer es gewohnt ist, in vollen Stadien zu spielen, muss sich umgewöhnen. Die Anforderungen sind die gleichen. Deshalb wissen die Spieler ganz genau, was von ihnen erwartet wird. Die Umstellung darf keine Entschuldigung sein.“

Die Doppelgänger

Wer sich im Internet ein Bild der neuen BGL-Ligue-Gesichter machen will, trifft bei Mamadou Samassa auf eine Vielzahl an Artikeln – meist im Zusammenhang mit Torwarthandschuhen. In diesem Fall handelt es sich um einen vier Jahre jüngeren Nationalspieler Malis, der exakt den gleichen Namen trägt und das Tor des türkischen Erstligisten Sivasspor hütet. Sein prominenter Nachname wurde Mana Dembélé derweil 2018 zum Verhängnis: Das Boulevardblatt Closer berichtete über einen unrühmlichen Zwischenfall (Alkohol am Steuer ohne Führerschein) und verwechselte Mana (damals Le Havre) mit Barcelona-Superstar Ousmane. 

Mamadou Samassa

Geboren am 1. Mai 1986 in Montfermail (F)
Ehemaliger Nationalspieler Malis: 20 Einsätze, 6 Tore (vorher U21-Nationalspieler Frankreichs)
Position: Mittelstürmer
Bisherige Vereine: Ausgebildet bei Red Star und Le Mans; Olympique Marseille, FC Valenciennes (alle F), Chievo Verona, Delfino Pescara (beide I), Stade Brest (F), Terengganu FC II (MYS), Madura United, Persipura (beide IDN), seit Januar Mühlenbach
Größter Erfolg: Französischer Superpokalsieger 2010/11 mit Olympique Marseille, Vizemeister 2009 und 2011
Einsätze in der Ligue 1/Ligue 2: 131 (21 Tore) / 11 (2)
Zudem: 9 Einsätze in der italienischen Serie A mit Chievo Verona, 3 Einsätze in der Champions League

Abdelhakim Omrani

Geboren am 18. Februar 1991 in Forbach (F)
Ehemaliger Nationalspieler Frankreichs: 1 Einsatz für die U19
Position: Defensives Mittelfeld
Bisherige Vereine: Ausgebildet in Metz, Nancy und beim RC Lens; Le Mans, Nîmes Olympique, FC Niort, Sedan (alle F), Oldham Athletic (ENG), RE Virton (B), Calarsi (ROM), vereinslos, seit Januar RFCU Lëtzebuerg
Größter Erfolg: Debüt als 17-Jähriger, feierte in seiner ersten Profisaison 2008/09 den Aufstieg in die Ligue 1 (mit Lens)
Einsätze in der Ligue 1/Ligue 2: 2 / 61 (5 Tore, 7 Vorlagen) 
Zudem: 2015 Torschütze in der 1. Runde der Coupe de la Ligue gegen Sochaux

Mana Dembélé

Geboren am 29. November 1988 in Ivry-sur-Seine (F)
Ehemaliger Nationalspieler Malis: 9 Spiele
Position: Mittelstürmer
Bisherige Vereine: Châteauroux, Niort, Clermont Foot, EA Guingamp, AS Nancy, Le Havre, Stade Laval (alle F), vereinslos, seit Januar RFCU Lëtzebuerg
Größter Erfolg: Französischer Pokalsieger 2013/14 mit EA Guingamp
Einsätze in der Ligue 1/Ligue 2: 23 / 167 (42 Tore)
Zudem: Träumt noch immer von seinem ersten Einsatz im Europapokal