In der Öffentlichkeit tritt Serbiens ranghöchste Skandalnudel kaum mehr auf. Doch auch als Geheimdienstchef lässt Aleksandar Vulin keinerlei Anzeichen von Diskretion erkennen: Nur wenige Tage, nachdem der russophile Herr der Schlapphüte von den USA auch wegen des Verdachts des Drogenhandels auf die Schwarze Liste gesetzt worden ist, macht er mit einer fragwürdigen Belohnung für Genozid-Leugnerinnen von sich reden.
Ausgerechnet am 28. Jahrestag des Völkermords von Srebrenica an über 8.000 Muslims hatten zwei serbisch-bosnische Kriminologie-Studentinnen Lobeshymnen auf den Kriegsverbrecher Ratko Mladic per Instagram verbreitet: „Zur Unsterblichkeit verurteilt: Du bist und bleibst unser Held.“
Auf die Ermittlungen der bosnischen Justiz wegen der Verherrlichung von Kriegsverbrechen hat Serbiens Geheimdienstchef mit Studienstipendien für die beiden Genozid-Leugnerinnen reagiert: Auf Kosten des serbischen Staats sollen die Jungnationalistinnen ihr Studium künftig in Belgrad fortsetzen.
Es ist keineswegs der erste Tritt des 54-Jährigen in den nationalistischen Fettnapf. Ob als Chef der Kosovo-Kanzlei, Sozial-, Verteidigungs- oder Innenminister: Trotz unzähliger Skandale ist der Salonsozialist seit der Machtübernahme der nationalpopulistischen SNS vor 13 Jahren im Kielsog seines Förderers und Staatschefs Aleksandar Vucic auf der Karriereleiter steil nach oben gepurzelt.
Eine in Kanada lebende Tante seiner Frau habe ihm 205.000 Euro „geborgt“, erklärte er 2012 die Herkunft der Mittel für den Kauf einer Luxuswohnung. Belege legte er nicht vor. Stattdessen behauptete er später, das Geld „gestückelt“ und unter der anmeldefreien 10.000-Euro-Grenze ins Land gebracht zu haben: Für den Transport der Morgengabe hätte Vulin über 20-mal zur mysteriösen Erbtante reisen müssen.
Enge Kontakte zu „kriminellen Gruppen“
Obwohl sich der regimetreue Patriot während der Jugoslawienkriege wegen eines vermeintlichen Augenleidens für untauglich erklären ließ, fällt das Bugbild der mit der SNS verbandelten Splitterpartei PS heute vor allem durch seine Vorliebe für unversöhnliche Ausfälle gegen einstige Kriegsgegner und für Fantasie-Uniformen auf: 2019 absolvierte der selbstverhinderte Rekrut eine eigens für ihn auf 14 Tage geschrumpfte Blitzgrundausbildung.
Als Innenminister machte der „Mann Moskau“ vor allem durch die Abhörung russischer Dissidenten während eines Belgrader Seminars von sich reden. Laut Presseberichten soll Vulin die Abhörprotokolle im Mai 2021 den russischen Sicherheitsdiensten übergeben haben. Zwei der in Belgrad abgehörten Dissidenten wurden später in Russland verhaftet.
Washington habe die Sanktionen wegen dessen Haltung zu Moskau und nicht wegen der ihm angelasteten Bande zum internationalen Drogenhandel verhängt, verteidigt Präsident Vucic nun seinen ins US-Visier geratenen Vertrauten: „Kokain ist nicht in Vulins Büro, sondern im Weißen Haus gefunden worden.“
Vulin stehe „unter der Lupe“, weil er enge Kontakte zu „kriminellen Gruppen“ wie dem montenegrinischen Drogenclan der „Skaljarci“ unterhalten habe, berichtete hingegen zu Wochenbeginn die unabhängige Zeitung Nova. In Serbiens Webwelten kursiert derweil ein Videofilm, der Vulin als Innenminister während der Inspektion einer Drogeneinheit zeigt: Beim Anblick des Würdenträgers schlug ein kaum zu bändigender Drogenspürhund bellend an.
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