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Generaldirektor der Hôpitaux Robert Schuman: „Wir müssen auf Innovation setzen“

Generaldirektor der Hôpitaux Robert Schuman: „Wir müssen auf Innovation setzen“

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Das «Hôpital Kirchberg» feiert heute seinen 15. Geburtstag. Das Tageblatt hat zu diesem Anlass mit dem Generaldirektor der «Hôpitaux Robert Schuman», Dr. Claude Schummer*, gesprochen.

Tageblatt: Wie ist es, Chef einer der Hauptakteure des Krankenhauswesens hierzulande zu sein?
Dr. Claude Schummer: Das ist eine große Herausforderung. Und das Tag für Tag.

Welche Eigenschaften muss ein Generaldirektor einer solchen Gruppe besitzen?
Es ist wichtig, im Team spielen zu können und verschiedenen Interessen und Anforderungen gerecht zu werden. In einer Klinik muss das Miteinander von Patienten, Ärzten und medizinischem Personal funktionieren. Das im Team zu organisieren und zu begleiten, ist meine Aufgabe.

Stellen Sie die «Hôpitaux Robert Schuman» kurz vor.
Im Jahr 2014 entstand aus dem Zusammenschluss der Klinik Bohler, dem Krankenhaus Hôpital Kirchberg, der Zitha-Klinik in Luxemburg-Stadt und der Clinique Sainte-Marie in Esch ein ganz neuer Krankenhausverbund, die «Hôpitaux Robert Schuman» (HRS). 300 freiberuflich tätige Ärzte und mehr als 2.200 Angestellte stehen für eine hochqualitative Behandlung und eine persönliche Betreuung, wobei der Mensch immer im Zentrum unserer Aufmerksamkeit steht. Unsere klar definierten Aufgaben sind um folgende Kompetenzpole herum angeordnet: Frauenklinik und Mutter-Kind- Zentrum, Innere Medizin, Bewegungsapparat, Psychiatrie, viszerale Onkologie und Geriatrie.
Die HRS-Gruppe verfügt über eine moderne Struktur, die den Anforderungen der Gesundheitsexperten entspricht und die bestmögliche Versorgung und Betreuung ihrer Patienten ermöglicht. Die akademischen und forschungsgebundenen Aufgaben ergänzen die medizinischen Aufträge der Zentren.

Was hebt Ihrer Meinung nach die «Hôpitaux Robert Schuman» von den anderen Krankenhaus-Gruppen ab?
Es kommt nicht darauf an, sich abzuheben. Wir sehen uns neben anderen als einer der wesentlichen Akteure im luxemburgischen Gesundheitssystem. Bei uns steht der Patient im Mittelpunkt und durch unsere Organisation in Fachbereiche wollen wir dem gerecht werden. Dabei legen wir besonderen Wert auf eine Struktur, die überschaubar und nah am Patienten ist.

Die Erweiterung der Gruppe lief nicht immer reibungslos. Es gab Diskussionen. Kompromisse mussten geschlossen werden. Wie haben Sie diese Entwicklung erlebt?
Dieses Kapitel ist mittlerweile erfolgreich abgeschlossen. Jetzt läuft der Ausbau der Zitha-Klinik als Zentrum für Krebserkrankungen sowie der Umzug der Klinik Sainte-Marie in Richtung Standort Kirchberg. Ein Krankenhaus muss sich immer infrage stellen, um mit der medizinischen und demografischen Entwicklung Schritt zu halten. Dass es dabei zu mitunter kontroversen internen Diskussionen kommt, ist nicht außergewöhnlich.

Was ist die Philosophie der «Hôpitaux Robert Schuman»?
Die Väter des Projekts wollten ein Spital «à taille humaine». Diesem Auftrag wollen wir gerecht werden. Für ein Krankenhaus ist das 3-P-Konzept wichtig. «Precision – Personalized – Predictive»: Diese drei Begriffe bilden zusammen ein Leitmotiv eines modernen Krankenhauses. Wobei ich besonders das Personenbezogene hervorheben möchte. Zentraler Akteur ist der Patient, den wir bei seinem Aufenthalt in unseren Strukturen als Partner ansehen. Präzision steht vor allem für die Art und Weise, wie behandelt und gepflegt wird. «Predictive», also vorausschauend, ist man vor allem dann, wenn die Digitalisierung positiv für Prozesse und das Datenmanagement genutzt wird.

Was könnte Ihrer Meinung nach noch bei den Krankenhäusern der Gruppe verbessert werden?
Wir stoßen an unsere Limits, was die OP-Kapazitäten anbelangt. In unseren OPs werden rund 42 Prozent aller Eingriffe Luxemburgs getätigt. Deshalb sind wir dabei, einen Ausbau zu planen. Die entsprechende Prozedur läuft. Bis 2023 soll der Ausbau auf Kirchberg abgeschlossen sein.

Wie ist Ihr Kontakt mit dem Personal und der Ärzteschaft? Gibt es Rekrutierungsprobleme?
Der Kontakt ist ein permanenter. Das geht gar nicht anders. Wie gesagt, als Generaldirektor muss man Ärzte und Personal als Team begleiten. Ein Krankenhaus, das ist nicht nur ein Direktor. Rekrutierungsprobleme haben wir nicht.

Wie ist das Verhältnis zu den anderen Krankenhaus-Gruppen?
Wir arbeiten mit anderen Krankenhäusern in den Strukturen von nationalen Zentren zusammen, wie dem INCCI («Institut national de chirurgie cardiaque et de cardiologie interventionnelle»). Dass klappt eigentlich ganz gut. Das neue Spitalgesetz macht zudem neue Kooperationen möglich, die wir übrigens positiv sehen. Ich denke zum Beispiel bei der möglichen Zusammenarbeit an Gebiete wie die Datenspeicherung- und Verarbeitung. Hier können wir gemeinsam neue Wege gehen.

Wie würden Sie die Gesundheitsversorgung in Luxemburg bezeichnen?
Wir brauchen uns im internationalen Vergleich nicht zu schämen. Damit das so bleibt, müssen wir aber unsere Hausaufgaben als Land machen und schnell reagieren.

Was sind die großen künftigen Herausforderungen der «Hôpitaux Robert Schuman»?
Wir müssen weiterhin auf Innovation setzen. Im Interesse der Patienten. Robotik ist hier nur ein Stichwort. Dann geht es darum die sogenannte «ambulante Wende» zu begleiten.

Der Fortschritt in der Behandlung der Patienten schreitet immer weiter voran. Was sind die neusten Trends?
Die Roboter-Technik habe ich genannt. Andere Bereiche sind der Datenaustausch- und Abgleich, der in der Medizin ganz neue Dimensionen eröffnet.

Die «Hôpitaux Robert Schuman» sind ein akademisches Lehrkrankenhaus. Was ist der Vorteil? Gibt es Nachteile? Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit ausländischen Krankenhäusern aus?
Wir arbeiten intensiv mit ausländischen Akteuren zusammen und haben zum Beispiel erst kürzlich eine Konvention mit dem Straßburger Ircad in Sachen 3D-Modellierung abgeschlossen. Unser «Medical Training Center» hat sich fest implantiert und ist eine Art Brücke zu ausländischer Kompetenz geworden.


* Zur Person: Dr. Claude Schummer

… wurde am 15. Juli 1965 geboren. Er studierte an der «Université catholique de Louvain» Medizin. Danach arbeitete er als Allgemeinmediziner in Bettemburg. Er widmete sich aber auch dem Bereich der Sozialmedizin bei der «Jugend- an Drogenhëllef». Danach war er für die Berufsorganisationen aktiv. Von 2006 bis 2016 war er Generalsekretär der AMMD («Association des médecins et médecins dentistes»), zwischen 2012 und 2015 nahm er an sog. interuniversitären Zyklen im Spitalmanagement und der Gesundheitsökonomie teil. Seit dem 1. Januar 2017 ist er Generaldirektor der «Hôpitaux Robert Schuman».


Historisches

6. Mai 1992: Gründung der «Fondation François-Elisabeth» (FFE) durch Elisabethaner- und Franziskanerschwestern.
4. Juli 2003: Einweihung des «Hôpital Kirchberg» (HK), der erste chirurgische Eingriff findet am 16. Juli statt.
1. April 2004: Übernahme der «Clinique Sainte-Marie» (CSM) aus Esch/Alzette.
6. Januar 2006: Die neue Bohler-Klinik öffnet ihre Tore. Zusammen mit dem HK stehen den Patienten nun 405 Betten zur Verfügung.
23. Februar 2006: Das «Medical Training Center» nimmt den Betrieb auf.
29. April 2009: Einweihung des «Hôpital de jour en psychiatrie juvénile» in Hamm.
3. Januar 2011: Die «Clinique du diabète» öffnet ihre Türen.
1. Juli 2013: Erster Eingriff der sog. chirurgischen Robotik «Da Vinci».
27. März 2014: Fusion der FFE und der Zitha-Klinik (ZK) in den «Hôpitaux Robert Schuman».
1. Januar 2016: Die ambulatorische Chemotherapie, die Krebsabteilung und die palliative Pflege werden vom HK in die Zitha-Klinik verlegt.
1. Januar 2017: Das «Hôpital Kirchberg», die Zitha-Klinik, die «Clinique Bohler» und die «Clinique Sainte-Marie» bilden die «Hôpitaux Robert Schuman».
2. Januar 2017: Eröffnung der «Maison médicale» mit Praxen für 15 Ärzte auf dem Areal der Zitha-Klinik.
1. Januar 2018: Inbetriebnahme der Tagesklinik mit mehreren OPs im «Adagio»-Flügel des HK. Des Weiteren wird die Augenheilkunde im HK «zentralisiert».
21. Februar 2018: Start eines Architektenwettbewerbs. Die geriatrischen Abteilungen der «Clinique Sainte-Marie» sollen 2022 in das HK umziehen.
Mai 2018: Start der Ausbauarbeiten der psychiatrischen Abteilung. Die Bettenzahl des «Service national de psychiatrie juvénile» soll von 23 auf 30 steigen und ein «Hôpital de jour de psychiatrie juvénile» soll im Jahr 2020 öffnen.