Der Chef der Präsidentengarde in Niger, General Omar Tchiani, hat sich selbst zum Präsidenten des Nationalen Rats und damit zum neuen Machthaber des Landes ernannt. Tchiani äußerte sich am Freitag im nationalen Fernsehen – zwei Tage, nachdem Offiziere der Präsidentengarde, einer Eliteeinheit des Militärs, den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum in seinem Palast festgesetzt und für entmachtet erklärt hatten.
Tchiani ist General des Heeres und wurde von Bazoums Vorgänger Mahamadou Issoufou nach dessen Amtsübernahme 2011 an die Spitze der Präsidentengarde befördert. Ob Tchiani Rückhalt der gesamten Armee hat, war zunächst unklar. Die Streitkräfte des westafrikanischen Landes hatten sich am Donnerstag der Forderung der rebellierenden Militärs nach einem Ende der Amtszeit von Bazoum angeschlossen.
Schwerer Rückschlag
Der Militärputsch wird international mit Sorge betrachtet. Die europäischen Bemühungen um eine Stabilisierung der Sahelzone erlitten dadurch einen schweren Rückschlag. Nach Militärputschen in Mali und Burkina Faso seit 2020 war Niger das letzte der drei Nachbarländer in der Sahelzone, das von einer demokratisch gewählten Regierung geführt wurde.
Niger ist seit 1989 Kooperationspartner Luxemburgs. Die Eröffnung der Luxemburger Botschaft (2020) unterstreicht den Stellenwert und die strategische Bedeutung, die das Großherzogtum Niger zuweist.
Erst Ende 2022 hatte die EU eine Militärmission in Niger beschlossen, um den Terrorismus in der Region zu bekämpfen. Die Bundeswehr stellt für diese auf drei Jahre angelegte EU-Mission bisher nur einige wenige Soldaten, die in der Hauptstadt Niamey sind.
Für die EU ist die Lage in Niger auch bedeutend, weil es eines der wichtigsten Transitländer für afrikanische Migranten ist, die die Küsten des Mittelmeeres erreichen und von dort aus nach Europa übersetzen wollen. Deshalb hatten die EU und Niger bereits im vergangenen Sommer vereinbart, beim Thema Menschenschmuggel enger zusammenzuarbeiten.
Niger ist mit seinen rund 26 Millionen Einwohnern eines der ärmsten Länder der Welt. Auf dem Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen belegte das Land zuletzt Platz 189 von 191. Mehr als 40 Prozent der Menschen leben dort in extremer Armut.
Lesen Sie auch:
– Mission in Afrika / Per Du in Niger: Xavier Bettel und Franz Fayot besuchen langjährigen Kooperationspartner
– Reportage / Mit Espresso in die nigrische Wüste: Bettel und Fayot besuchen Kooperationsprojekte
– Interview / Niger und Ruanda: Kooperationsminister Franz Fayot über den „Teufelskreis“ der Destabilisierung
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können