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Gemütliche Parallelwelt in Luxemburg: Der Campingplatz Gaalgebierg

Gemütliche Parallelwelt in Luxemburg: Der Campingplatz Gaalgebierg

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Neben dem Tierpark und dem Fußballstadion der Fola beherbergt der Escher «Gaalgebierg» auch noch den einzigen Campingplatz im Süden Luxemburgs. Dieser ist das ganze Jahr über geöffnet und hat eine Gesamtkapazität von 150 Stellplätzen.

Von Pit Beffort

Zwar sind die Stellplätze derzeit nicht ganz ausgelastet, dennoch können die Betreiber des Campings, der «Camping Caravaning Club Esch» (CCCE), nicht über zu wenige Besucher klagen. Bereits 17.309 Übernachtungen konnten sie bis zum 31. Juli verbuchen, was eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr bedeutet. 1.185 Ankünfte bedeuten auch eine Steigerung zu den 951 Ankünften bis zum Ende Juli 2017.

René Schulté, Präsident des CCCE, sieht hierin eine Bestätigung des «touristischen Zyklus». Aufgrund seiner großen Erfahrung erklärt er sich die Besucherzahlen mit besagtem Zyklus. «Die Besucherzahlen steigen bis zu einem bestimmten Punkt und fallen dann wieder ab, allerdings nie tiefer als der vorherige Zyklus. Nachher geht es wieder bergauf», führt er aus. Mittlerweile sei der Campingplatz aber nur noch ausgelastet, wenn die Hin- und die Rückfahrten sich überschneiden. Der Platz erreicht dann die Grenzen seiner Kapazität – im Gegensatz zu den 80ern oder den 90ern, als man nur die Tür öffnen musste, damit die Leute ankamen, erklärt Schulté.

Klein-Oranje in Esch

Was sich hingegen nicht geändert hat, ist die Vorherrschaft der Niederländer auf dem Campingplatz. Zwar sind es nur noch 40 anstatt 75%, allerdings ist keine andere Nation so gut vertreten. Unsere Nachbarländer haben in dieser Statistik aufgeholt. Immer mehr Menschen aus der Großregion finden sich auf den hiesigen Campingplätzen ein. Auch Luxemburger sind auf dem Campingplatz keine Seltenheit. Ein Familienvater erklärt, dass er mit seiner Frau und seinem Kind einen fünftägigen Testurlaub in Esch macht.

Die wollten nicht zu weit weg reisen, damit sich ihr Sohn nicht zu unwohl fühlt. Außergewöhnliche Kunden kommen dagegen mittlerweile aus Südkorea. Studenten, die nach Paris fliegen und von dort aus eine Europareise im Neunsitzer unternehmen, halten oft in großen Gruppen auf dem «Gaalgebierg». Für diese Fälle haben die Betreiber sogar extra einen großen Platz reserviert, auf dem die Gruppen sich niederlassen können.

Rentner kommen nach der Saison

Neben den großen Gruppen stellen Familien mit Kindern einen großen Teil der Besucher dar, die allerdings an heißen Tagen oft Tagesausflüge in nahe gelegene Schwimmbäder unternehmen. Diese Art von Touristen ist aber auch sehr abhängig von den Ferien. Viele niederländische Familien fahren jetzt schon nach Hause, weil die Kinder bald wieder in die Schule müssen. Rentner kommen eher außerhalb der Saison auf den Campingplatz. Sie meiden den großen Verkehr und genießen lieber die Ruhe.

Insgesamt stellen jedoch die Industrietouristen das wichtigste finanzielle Standbein des Campings dar. Viele Arbeiter aus dem Süden sehen hierin mehr Vorteile als beispielsweise in einem Hotel. Ganze Firmen lassen sich daher mit ihren Arbeitern dort nieder und bleiben über mehrere Monate. Ohne den Industrietourismus müsste der Campingplatz in den Wintermonaten geschlossen werden. René Schulté ist es allerdings wichtig, 365 Tage im Jahr geöffnet zu sein. Einerseits bieten das nicht viele Campingplätze, andererseits ist es nur so möglich, qualitativ hochwertiges Personal einzustellen. «Man kann das Personal nicht in die saisonale Arbeitslosigkeit schicken, um sie dann wieder einzustellen. Dann bekommst du kein gutes Personal», so Schulté, der als Freiwilliger hier arbeitet. Zwar ist der Betrieb im Winter nicht rentabel, allerdings schreibt der CCCE am Ende doch schwarze Zahlen, und das ist auch das Entscheidende.

Campingtrends

René Schulté sieht im modernen Camping einige Trends. Es gibt eine klare Entwicklung, weg von den Wohnwagen, hin zu den Campingcars. Zur Erklärung: Wohnwagen müssen gezogen werden, Campingcars bestehen nur aus einem Teil. Im Zuge dessen wurden im Juli dieses Jahres zum ersten Mal mehr Campingcars als Wohnwagen registriert. Ein weiterer Trend geht zu den Caravans, die ausgeliehen werden können – über 14 Stück davon verfügt der «Camping Gaalgebierg». Die Besucher reisen dann mit dem Auto an und mieten die Wohnwagen mit bereits installierten Vorzelten. Schulté glaubt, dies sei dadurch bedingt, dass die Leute wegen des hohen Verkehrsaufkommens zögern, mit dem Wohnwagen zu fahren. Die Anreise mit dem Privatauto gestaltet sich dagegen etwas simpler. Dieses Phänomen ist aber nicht ausschließlich in Esch zu beobachten. Schulté beschreibt es als einen Wandel, der überall zu beobachten sei.

Was bietet der Campingplatz?

Besucher des Campingplatzes müssen sich zuerst anmelden. Danach zeigt ihnen ein Mitarbeiter das Areal. Auf der kleinen Tour werden ihnen der Waschraum sowie die Sanitäranlagen gezeigt. Die Toiletten für Männer wie auch für Frauen sind nur mit Karten zugänglich. So kann die Sauberkeit garantiert werden.

Der öffentliche Teil ist demnach nicht immer ganz so sauber. Ein Abfallbereich und ein kleines Recycling-Center wurden ebenfalls installiert. Die Besucher können also den Müll von ihren Stellplätzen wegtragen und trennen. Für Tagesausflüge oder kleine Shoppingtouren steht auch ein Taxi zur Verfügung. Ein Mitarbeiter fährt die Besucher an den gewünschten Ort.

Für Familien mit Kindern gibt es auch noch einen kleinen Spielplatz, der erst kürzlich eröffnet wurde, sowie ein Badminton- und ein Volleyballnetz. Selbstverständlich gibt es auch eine Essmöglichkeit. Das Café wird allerdings nicht vom CCCE, sondern vom CIGL betrieben.