OstermontagGeglücktes Revival: Eindrücke von Éimaischen in Luxemburg und Nospelt

Ostermontag / Geglücktes Revival: Eindrücke von Éimaischen in Luxemburg und Nospelt
Bei schönstem Osterwetter waren die Straßen der Altstadt gut gefüllt Foto: Editpress/Julien Garroy

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Zwei Jahre lang musste sie wegen der Pandemie aussetzen. Nun fand in den Straßen rund um den hauptstädtischen Fischmarkt und in Nospelt wieder die beliebte Éimaischen statt – und das nun zum 193. Mal. In der langen Geschichte des Volksfestes bilden Ausfälle glücklicherweise eine Ausnahme: Lediglich während des Deutsch-Französischen Krieges im Jahr 1870 und 1918 aus Furcht vor einem Fliegeralarm im Ersten Weltkrieg konnte die Veranstaltung nicht ausgetragen werden. Sogar im Zweiten Weltkrieg ließen es sich die Luxemburger nicht nehmen, über die Éimaischen zu flanieren. Allerdings nicht in den Gassen der Altstadt, sondern auf dem Knuedler.

1937 hatten Freunde der Luxemburger Altstadt den Verein „Organisationscomité fir d’Éimaischen“ gegründet, um das Viertel wieder zu neuem Leben zu erwecken. Es ging aber nicht ausschließlich um die Éimaischen, sondern generell darum, die Altstadt kulturell und folkloristisch zu beleben. Der erste Töpfermarkt dieser Art geht auf den 16. April 1827 zurück und wird seither an jedem Ostermontag veranstaltet.

Dieses Jahr aber hat das „Comité Alstad“ der Éimaischen, in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des „Service espace public, fêtes et marchés“ der Stadt Luxemburg, einen neuen „Look“ verpasst. Die Restaurierungsarbeiten in den Straßen und Gassen haben diesem Teil der Oberstadt mehr Harmonie und Generosität verliehen.

Harmonie herrschte am Montag auch an den Verkaufsständen, wo in großer Überzahl lokal hergestellte Erzeugnisse des Töpfer- und Kunsthandwerks im Angebot waren. Die Stände mit Lederwaren, Strohkörben, Stofftieren sowie ein kleiner Flohmarkt befanden sich an den Rändern des Marktes. Im Zentrum des Geschehens standen wie gewohnt die „Péckvillercher“, wo die ersten Kunden bereits früh am Morgen nach den neuen Editionen dieses Jahres Ausschau hielten.

Für jeden Geschmack

Neben den traditionellen Formen gab es die begehrten Keramikpfeifen aus gebranntem Ton auch mal eckig oder ganz avantgardistisch. Bei den Farben gab es von diskretem Schwarz-Weiß mit Goldtupfer bis zu grellen Neonfarben derart viele Varianten in glänzend und matt, dass wohl für jeden Geschmack etwas dabei war. Bei den Pfeiftönen beschränken sich die einfachen „Péckvillercher“ auf zwei Töne. Ausgefeiltere Modelle kann man indessen regelrecht als Flöte nutzen, sogar mit Auswahl der Tonart. Solche Modelle kosten dann aber bis 165 Euro, wohingegen einfache Pfeifvögel ab 15 Euro zu haben sind.

Eine Premiere gab es bei dieser 193. Ausgabe auch: Erstmals stellte eine Künstlerin ihr „Péckvillchen“ vor Ort her. Vor ein paar Jahren organisierte das „Comité Alstad“ einen Wettbewerb, bei dem der erste Preis an Sandra Faia Pereira verliehen wurde. Dieses „Péckvillchen Sandra“ ist limitiert auf 50 Stück, von dem „Péckvillchen 22“ des „Comité“ gibt es lediglich 125 Exemplare.

Das Marktgeschehen wurde durch ein kulturelles und folkloristisches Programm mit „Lidderuucht Lëtzebuerg“, „Folkore Uucht – la Ronde“, dem Brass-Ensemble „Les Brasseurs“ und „Alles Blech“ ergänzt. Die 193. Éimaischen bestand aus 39 Töpferständen, 22 Ständen mit Kunsthandwerk und fünf Essens- und Getränkeständen. Es waren demnach weniger Stände als bei vorhergehenden Ausgaben, dafür wurde sich aber wieder ganz auf das Kunsthandwerk konzentriert, was dem Töpfermarkt im Rahmen der Altstadt einen unvergleichlichen Charme verlieh, der auch akustisch kaum zu übertreffen ist. Statt Musik aus Lautsprechern hört man hier nur das angenehme Zwitschern der Vögel.

Nicht nur Sammler kamen beim beliebten Luxemburger Volksfest auf ihre Kosten
Nicht nur Sammler kamen beim beliebten Luxemburger Volksfest auf ihre Kosten Foto: Editpress/Julien Garroy

Auf nach Nospelt

Seit 1957 wird die Éimaischen gleichzeitig auch in Nospelt ausgetragen, wo sich an diesem Ostermontag zahlreiche Aulebäcker darauf freuten, Sammler und Schaulustige erstmals wieder an ihren Ständen begrüßen zu können. Zwar war die Veranstaltung in Pandemiezeiten nicht ganz ausgefallen, allerdings konnten die Kunden ihre Sammlerstücke in den letzten zwei Jahren nur auf Bestellung im Fahrzeug abholen. 

Wie jedes Jahr hatten sich die Aulebäcker auch 2022 wieder unterschiedliche Spezialausgaben einfallen lassen, welche die gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Wochen und Monate widerspiegeln. Nach den zwei „Pandemie-Modellen“ Corina und Vaccino präsentierte die Ligue HMC beispielsweise das „Péckvillchen“ Frida, das – wie der Name es vermuten lässt – für den Frieden in der Welt steht. Das „Péckvillchen“ Dubai20 ist indessen eine Hommage an die Weltausstellung in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die dieses Jahr zu Ende ging. Der Prototyp ist denn auch vor Ort im Luxemburger Pavillon in Dubai entstanden. Mit Lehm aus Nospelt wohlgemerkt.