Der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland hat seine heftig umstrittene Äußerung zur Bedeutung des Nationalsozialismus in der deutschen Geschichte verteidigt. «Ich habe den Nationalsozialismus als Fliegenschiss bezeichnet. Das ist eine der verachtungsvollsten Charakterisierungen, die die deutsche Sprache kennt. Das kann niemals eine Verhöhnung der Opfer dieses verbrecherischen Systems sein», erklärte Gauland am Sonntagabend in einer persönlichen Stellungnahme.
Gauland, auch Fraktionschef im Bundestag, hatte am Samstag beim Bundeskongress der AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative im thüringischen Seebach gesagt: «Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte.» Der Satz fiel nach einem Bekenntnis zur Verantwortung der Deutschen für den Nationalsozialismus mit Millionen ermordeten Juden und Millionen Kriegstoten. Die Äußerung hat breite Empörung ausgelöst.
«Wir müssen uns dem entgegenstellen»
Die rechtspopulistische AfD sorgt mit Thesen zum Umgang mit der deutschen Geschichte immer wieder für Aufregung. Der Thüringer Landesvorsitzende Björn Höcke, der am Samstag ebenfalls Gast in Seebach war, hatte 2017 mit der Forderung nach einer «erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad» heftige Debatten ausgelöst. Gauland forderte das Recht ein, stolz auf die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen zu sein.
Der deutsche Präsident Frank-Walter Steinmeier betonte am Sonntag bei einem Festakt zum 10. Jahrestag des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen: «Wer heute den einzigartigen Bruch mit der Zivilisation leugnet, kleinredet oder relativiert, der verhöhnt nicht nur die Millionen Opfer, sondern der will ganz bewusst alte Wunden aufreißen und sät neuen Hass, und dem müssen wir uns gemeinsam entgegenstellen.»
«Nur noch widerlich»
Der Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble sagte der «Bild»-Zeitung: «Verantwortungsvoller Umgang mit den Abgründen der nationalsozialistischen Verbrechensherrschaft gehört zum Grundkonsens unseres demokratischen Rechtsstaats.» Als Bundestagspräsident wie als Patriot müsse er darauf bestehen. Das Internationale Auschwitz Komitee nannte Gaulands Äußerung unerträglich: «Für Auschwitz-Überlebende wirken die kühl kalkulierten und hetzerischen Äußerungen Gaulands nur noch widerlich.»
Der AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen distanzierte sich von der Äußerung seines Co-Vorsitzenden. «Der Herrn Gauland angelastete Satz – insbesondere die Bezeichnung «Vogelschiss» – ist in der Tat ausgesprochen unglücklich und die Wortwahl unangemessen», sagte Meuthen Zeit Online.
Mehr als nur eine Entgleisung
Die anderen Parteien reagierten entsetzt. CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer schrieb auf Twitter: «50 Mio. Kriegsopfer, Holocaust und totaler Krieg für AfD und Gauland nur ein «Vogelschiss»! So sieht die Partei hinter bürgerlicher Maske aus.» Der SPD-Vizevorsitzende Ralf Stegner bezeichnete Gauland auf Twitter als einen «Hetzer der übelsten Sorte» und schrieb: «Solche Typen gehören nicht ins Parlament. Aufstehen! Rauswählen!»
Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Marco Buschmann, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: «Dieser Vergleich ist eine Geschmacklosigkeit und mehr als nur eine Entgleisung (…).» Der erste Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion, Jan Korte, nannte Gaulands Äußerungen «zynisch und geschichtsvergessen».
Sätze wie dieser seien «keine Ausrutscher sondern System», schrieb der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck auf Twitter. «Die Kurve der AfD von eurokritisch über ausländerfeindlich zu völkisch ist steil und abschüssig.» «Wer die Untaten der alten Nazis verharmlost, ist der Steigbügelhalter der neuen Nazis», schrieb Ex-SPD-Chef Martin Schulz.
Solange es Leugner gibt, gibt es Schuldige!
Die Verantwortung liegt jetzt bei uns, damit solchen Volksgenossen und Geschichtsverdrehern Paroli geboten wird.
„Deutschland vergiss deine Geschichte nicht, aber die Erbschuld gibt es nicht!“
Hört endlich auf irgend eine Schuld zu bekennen, diese Kriege gehören der Geschichte an, keineswegs der Gegenwart. Man sollte sie in den Schulen lehren damit dies sich nicht wiederholt, aber die Verantwortlichen sind schon lange tot! Heute gibt es keine Schuldigen mehr und somit ist jede Verantwortung erloschen!