Kayl-TetingenGalerie ermöglicht Streifzug durch das Schaffen von Emile Kirscht 

Kayl-Tetingen / Galerie ermöglicht Streifzug durch das Schaffen von Emile Kirscht 
Die Bilder und Collagen stammen aus der umfangreichen Kollektion des Ehepaares Haan-Duval Foto: Editpress/Lucien Montebrusco

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Seine Bilder malte er lange Jahre am Küchentisch, jetzt ist ihm und seinen Werken eine eigene Galerie gewidmet. Im Dezember vergangenen Jahres wurde in Tetingen die Galerie „Espace Emile Kirscht“ feierlich eröffnet. Bis April ist ein Teil seiner Bilder und Collagen aus der umfangreichen Kollektion des Ehepaares Martha und Jean Haan-Duval zu sehen, die sie der Gemeinde Kayl vermacht hat.

Die Galerie befindet sich im neuen Bauwerk, das die Gemeinde an den Wirtschaftsgebäuden im hinteren Teil der Schungfabrik errichten ließ und zusammen mit diesen das Museum Ferrum bildet. In der aus hellen Hölzern bestehenden Konstruktion sollen Wechselausstellungen organisiert werden. Die Eröffnung machte jener Künstler, der der Galerie seinen Namen verlieh – Emile Kirscht. Rund drei Dutzend Bilder, Zeichnungen und Collagen sind derzeit dort ausgestellt. Die Auswahl traf Kurator Paul Bertemes, der den Maler persönlich kannte. Diese Selektion zeige die Arbeitsweise von Emile Kirscht und führe durch einzelne Schaffensperioden des Künstlers, so Bertemes anlässlich eines geführten Rundgangs.

Der 1994 verstorbene Künstler, 1913 in Rümelingen geboren, verbrachte sein ganzes Leben in der Gemeinde Kayl. Seine Wirkungsstätte befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen Museum. „Ech sinn e Minettsdapp, an do, wou een opgewuess ass a lieft, do hängt een drun“, zitierte Bertemes in seiner Rede bei der Vernissage im Dezember Kirscht. Nicht zufällig würden sich die rotbraunen Töne des Minettebodens, das mächtige Gelbrote der Eisenhütte und der feuerroten Schlacke wie ein Leitmotiv durch seine gesamte Arbeit ziehen.

Der Malerei konnte sich Kirscht lediglich in seinen freien Stunden widmen, wenn er nicht auf der Schmelz malochen musste. Bis zur Rente bestimmten drei Schichten sein Berufsleben, das er zuvor in einer Schreinerei begonnen hatte. Zeichnen und malen hatte er sich selbst beigebracht. Inspiration und Anleitung fand er in den 1930er und 1940er Jahren in Büchern, Zeitschriften und Ausstellungen zeitgenössischer, insbesondere französischer Maler. Wo er die Kraft nahm, nach der kräftezehrenden Schicht im Hüttenwerk zu malen? Die Frage beantwortete Kirscht, so Bertemes, mit der Aussage: „Déi schwéier Aarbecht – dat war kierperlech Ustrengung, ech hu jo och leidenschaftlech gär Fussball gespillt.“ Und fügte dann hinzu: „D’Molerei awer – dat wuar fir de Geescht.“

Die derzeit in Tetingen ausgestellten Bilder zeigen den Entwicklungsweg von Kirscht von der figurativen Malerei Ende der 1930er Jahre in die abstrakte Malerei. Zu sehen sind mit Bleistift oder Kohle mit sicherem, durchgehendem Strichzug erstellte Skizzen, die dann in farbenkräftige, ausdrucksstarke Gemälde umgewandelt wurden. Erst in den 1940er Jahren habe er den expressionistisch-abstrahierenden Weg eingeschlagen, so Bertemes.

Guy Wagner schilderte in seinem 1987 erschienenen Werk „Emile Kirscht“ diese Evolution folgendermaßen: „En passant en revue les œuvres de la période figurative de Kirscht, on découvre que les natures mortes et les paysages se transforment progressivement, presque imperceptiblement en paysages intérieurs. Cette métamorphose est continuelle et devient de plus en plus forte après que Kirscht est entré dans le domaine fastueux de l’abstraction; il se limite alors à des extraits de sa vision de l’environnement et en prend des éléments pour constituer à partir d’eux les formes, structures, symboles de son art si personnel.“

Zu sehen sind die Werke von Kirscht in der Annexe der Schungfabrik bis zum 8. April, donnerstags und freitags von 16.00 bis 20.00 Uhr und samstags und sonntags von 14.00 bis 18.00 Uhr. Weitere geführte Besichtigungen finden am 3. und 10. Februar sowie am 12. März, jeweils ab 15.30 Uhr statt. Interessierte können sich unter folgender Adresse anmelden: laure.caregari@kayl.lu.

Die Galerie befindet sich im neuen Bauwerk, das die Gemeinde an den Wirtschaftsgebäuden im hinteren Teil der Schungfabrik errichten ließ
Die Galerie befindet sich im neuen Bauwerk, das die Gemeinde an den Wirtschaftsgebäuden im hinteren Teil der Schungfabrik errichten ließ Foto: Editpress/Lucien Montebrusco

Museum Ferrum

Die Galerie Emile Kirscht ist Bestandteil des Museums Ferrum, das in Zukunft eine Dauerausstellung zur Geschichte des Kayltals zeigen wird. In den umgestalteten Wirtschaftsgebäuden der ehemaligen Schungfabrik werden unter der Woche Workshops für Grundschulklassen stattfinden, bei denen die Kinder an die Geschichte des Kayltals und an die Kunst herangeführt werden, unter anderem dank der Werke von Emile Kirscht. Auch die für das Kulturjahr Esch2022 gegründete Asbl „Musée vun der Aarbecht“ (MUAR) wird ihre kulturellen Veranstaltungen, Ausstellungen und Konferenzen zum Thema „Aarbecht“ in den Räumlichkeiten des Museums ausrichten. Ihre erste große Ausstellung nennt sich „Working class heroes“, ein Projekt im Rahmen des Kulturjahrs Esch2022. Sie thematisiert das politische und gewerkschaftliche Engagement von Jean Schortgen, Jemp Bausch und Léon Weirich sowie anderer Arbeiter, die es in die Politik geschafft haben. Kuratorin ist Marie-Paule Jungblut.