Traurig und enttäuscht waren viele, als letztes Jahr kurzfristig der Auftritt von Ex-Deep-Purple-Basser und Ex-Black-Sabbath-Sänger Glenn Hughes wegen Krankheit abgesagt wurde. Umso erfreulicher dann die Nachricht, dass Glenn Hughes und seine Band dieses Jahr beim Blues Express aufspringen würden.
Von Sascha Dahm
Doch bevor dieser die Bofferding Stage in Lasauvage enterte, hatten einige Musikbegeisterte bereits mehrere Stunden Konzerte in den Beinen: Während es die einen mit der Bankers in Concert Big Band klassischer angingen und sich von Jazzmelodien in den Abend einführen ließen, entschieden sich andere, nach kurzem Pitstop beim Café 1900, den Lokalmatadoren von Heavy Petrol ihr Gehör zu schenken, und wurden wahrlich nicht enttäuscht.
Sänger Woody Bruns wusste in gewohnt Escher-Schnauze-Manier, das Publikum auf seine Seite zu bekommen: „Fënnef Minutte virum Concert war keng Sau do, a lo sidd der all hei!“ Diese Ehrlichkeit und die Energie der Band zogen immer mehr Menschen an. Mit dem Doppelpack „She Said“ und „Got To Move On“ stellten die sechs Luxemburger den Fans gleich zwei neue Songs vor, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die Wandelbarkeit der Musiker beweisen: Während „She Said“ bluesrockiger ist und schnell an Dynamik gewinnt, schöpft Elise Nunes bei „Got To Move On“ ihr stimmliches Potenzial aus und wird wunderbar von Mundharmonikaklängen begleitet. Eine Band, die dieses Jahr ihr 10-Jähriges feiert und gerne noch einige Jahrzehnte musizieren darf.
One-Man-Band mit Gitarre, Trommel und Mundharmonika
Auf der kleinen Tageblatt-Bühne „Bei der Bréck“ trat die selbst ernannte „One Man Band“ aus Frankreich aus. Gitarre mit den Armen und Händen, Trommel mit den Beinen und Füssen – und, als ob dies nicht schon reichen würde, die Mundharmonika im Mund: Der Multiinstrumentalist sang und tänzelte in Eigenregie durch die Genres.
Anschließend stand das erste große Highlight des Abends an: Maceo Parker, seines Zeichens einer der einflussreichsten Funkmusiker aller Zeiten, betrat die Bühne und brauchte sprichwörtlich nur eine Millisekunde, um die sehr volle „Hall des trains“ zum Kochen zu bringen. „Take photos, go ahead, once you’ve done that, you move“ – und schon begannen sich die Menschenmassen zu Funk-, Soul-, Blues- und vor allem Jazzsounds zu bewegen.
Alles über Liebe
Parker verwies mehrmals darauf, dass die Liebe die Grundlage allen Lebens sei. Dies spiegelte sich in seiner Setlist wider, auf der unter anderem Marvin Gayes’ „Let’s Get It On“, „All About Love“, „Spanish Harlem“ und eine unglaublich berührende Interpretation des Evergreens „Stand By Me“ auftauchten.
Das Spannende daran: Mag dieser 76-jährige Mann auf der Bühne wie ein cooler Musiker von nebenan wirken, so darf man nicht vergessen, dass es sich um eine Koryphäe handelt. Parker hat nicht nur mit Prince, den Red Hot Chili Peppers und dem König James Brown zusammengearbeitet, sondern auch eine Schar von Musikern um sich vereint, deren musikalisches Talent unbestreitbar ist und die zusammen eine Ode an den Jazz geschrieben haben.
Die Stimme Gottes
Um kurz vor 21.30 Uhr endete dieser grandiose Auftritt eines Virtuosen und viele schielten schon auf den Auftritt von Glenn Hughes gegen 23.00 Uhr und nahmen den Bus oder, wer Tickets ergattern konnte, die „Minièresbunn“, um pünktlich in Lasauvage anzukommen. Zu den kraftvollen Klängen von Ida Bang und den Blue Tears wurde die Hauptbühne zusehends voller und alle warteten gespannt auf die Verschmelzung von Deep Purple und Black Sabbath – und die fand erst einmal nicht statt: Um 23.00 Uhr blieb die Bühne leer, erste negative Erinnerungen an vergangenes Jahr kamen auf, bevor Mr. Hughes und seine Band die Bühne betraten und das Set mit „Stormbringer“ eröffneten.
Hughes braucht keine Show. Er selbst ist Showelement genug, den Rest liefert seine unglaubliche Vocal Range, die von Falsetto über Glissando bis hin zu tief vibrierenden Tönen ein Spektrum umfasst, das in allen Genres seinesgleichen sucht.
Manchen mag es teilweise etwas zu laut gewesen sein und das stimmliche Echo könnte den einen oder anderen gestört haben, doch eines muss man jedem Musiker eindeutig anerkennen: die Lust am Spielen.
Starke Deep-Purple-Auswahl
Mit unter anderem „Sail Away“, „You Fool No One“ und „You Keep Moving“ wurde eine starke Deep-Purple-Auswahl gespielt. Highlights waren jedoch die „Smoke On The Water“ und „Highway Star“ und man merkte, dass diese weltbekannten Riffs immer noch zu den härtesten gehören, die jemals geschrieben wurden. Nach guten 75 Minuten verließen die Engländer die Bühne wieder, zu früh und doch genau zum richtigen Zeitpunkt.
Mehrheitlich endete hier für viele die Fahrt und sie traten die Heimreise an – eigentlich schade, da mit Stompin’ Heat aus Deutschland eine letzte musikalische Perle aufwartete, die bis kurz vor 2.00 Uhr die wenigen noch Anwesenden zu unterhalten wusste.
Die 16. Auflage kann als großen Erfolg gewertet werden: Die Konzerte waren soundtechnisch auf einem sehr hohen Niveau, das zusammengestellte Programm mag jeden Fan berührt und zufriedengestellt haben, die Versorgungsstände waren bestens situiert – einzig Optionen für Vegetarier/Veganer suchte man oftmals vergebens – und der Fond-de-Gras sowie Lasauvage zeigten sich ästhetisch und (industrie-)kulturell von ihrer schönsten Seite. Man darf gespannt sein, wie es dem Team nächstes Jahr gelingen wird, trotz ständig steigernder Preise und Leistungen eine weitere Auflage des Blues Express auf die Beine zu stellen.
sehr gelungenes Event...alle Jahre wieder supper! Ein Bravo an das Team und Helfer vom BluesExpress!!
Schade nur, das die CFL seit 2 Jahren pünktlich zum BluesExpress ihre Großbaustelle rund um Bettembourg einrichtet und zwischen 12 und 2 gar kein Bahn/Busbetrieb stattfindet...deswegen mußten wir 2 Stunden früher zurück....