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AlbumkritikenFoo Fighters & Bully: Verluste verarbeitet

Albumkritiken / Foo Fighters & Bully: Verluste verarbeitet
Frontmann Dave Grohl (l.) tritt mit der US-Rockband Foo Fighters auf der Hauptbühne des Festivals „Rock am Ring“ auf Foto: Thomas Frey/dpa

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Foo Fighters und Bully nutzen ihre Songs, um tragische Ereignisse zu verarbeiten.

Verstirbt ein Bandmitglied, ist das wahrscheinlich nicht viel anders, als wenn ein nahestehendes Familienmitglied verstirbt. Am 25.3.2022 starb Foo-Fighters-Schlagzeuger Taylor Hawkins im Alter von 50 Jahren. Die Band war gerade in Bogotá, Kolumbien, zu Gast. Mit einem Mal stand die Musikwelt unter Schock – Trauer, Fassungslosigkeit und die Frage nach der Zukunft der Band gingen um. Drei Monate später kündigten Hawkins’ Familie und die Band zwei Tributkonzerte an. Aber auch nach diesen gigantischen Shows, die überall auf der Welt positiven Anklang fanden, war die Zukunft der Band offen. Erst im April dieses Jahr wurde das Album „But Here We Are“ (8 Punkte) angekündigt.

Man kann nur erahnen, wie schwer es gewesen sein muss, nach dem schmerzlichen Verlust zur Tagesordnung zurückzukehren. Aber Musiker nutzen ihre Songs bekanntlich, um tragische Ereignisse zu verarbeiten. So auch Dave Grohl und die Foo Fighters. Es sollte ein „irres Progrock-Album“ werden, gestand Grohl. Es hieß auch, es seien zehn „Lieder, die die emotionale Skala von Wut und Trauer bis hin zu Gelassenheit und Akzeptanz und unzählige Punkte dazwischen abdecken“. So progressiv ist es nicht geworden. Es ist auch nicht überragend. Aber es ist ein immens wichtiges Album in der Karriere der Band, auf dem viele starke Songs zu hören sind: u.a. die Singles „Rescued“ und „Under You“. Aber auch noch weitere.

„But Here We Are“ handelt von zwei Verlusten: dem von Hawkins und dem von Grohls Mutter Virginia Jean, die im August 2022 verstarb. Die Trauer wird etwa in dem famosen Song „The Teacher“ verarbeitet: „You showed me how to need, but never showed me how to say goodbye/You showed me how to grieve, but never showed me how to say goodbye“. Es ist der vielleicht beste Song des Albums und ein Wechselspiel zwischen Ballade und Stadionrocker. Ähnlich gelagert ist der Text von „Show Me How“, in dem Grohls Tochter Violet mitsingt. Darin heißt es: „Where have you gone?/I walk in circles/Back to square one/Made it through yesterday/Spilling wine, thinking of the time/I wrote you a melody/Rolling your eyes, I held your hand a while/You need not say anything to me/I hear you loud and clear/Loud and clear.“ Noch emotionaler wird es in der epischen Ballade „Rest“, die einem die Tränen in die Augen jagen kann. „You can rest now/Rest/You will be safe now/Rest/You can rest now/Rest/You will be saved now“, singt Grohl im Refrain. Ein bewegender letzter Song, in dem man nach der Hälfte durch eine Wall Of Sound aufgerüttelt wird. Besser hätte dieses Album nicht enden können.

Zwischen Wut und Melancholie

Bully – Lucky For You – Rating 7/10
Bully – Lucky For You – Rating 7/10

Auch Alicia Bognanno, die mittlerweile dem Alkohol abgeschworen hat, verarbeitet auf „Lucky For You“ (7 Punkte), dem neuen Album ihres Projekts Bully, einen Verlust. Sie betrauert den Tod ihres innig geliebten Hundes Mezzi. „Mit jeder Platte fühle ich mich sicherer, das zu tun, was ich will. Bei dieser Platte wollte ich so kreativ wie möglich mit den Songs sein“, erklärte sie. Ihr viertes Album hatte sie im Januar mit der ersten Auskopplung, „Lose You“ (mit Soccer Mommy als Gast), angekündigt. Das war schon ein erstes Ausrufezeichen. Auf „Lucky For You“, das in ihrer Heimatstadt Nashville mit Produzent J.T. Daly entstanden ist, setzt sie noch weitere.

Nach dem Tod von Mezzi stürzte sie sich ins Songschreiben und beschäftigte sich mit der Frage: „Wie kann ich die Haut von einem Pfad abstreifen, von dem ich gekommen bin?“ Sie hat es sich dabei zwischen schrammeligem Gitarrenrock, noisigem Grungerock und Riot Grrl bequem gemacht. Ihre Songs bewegen sich zwischen schierer Wut („All This Noise“) und Melancholie („A Wonderful Life“).