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Fashion made in Luxembourg: Benu-Couture eröffnet fairen Klamottenladen in Esch

Fashion made in Luxembourg: Benu-Couture eröffnet fairen Klamottenladen in Esch

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Georges Kieffer ist Idealist. Einer von der Sorte, von der die Welt mehr braucht. Nach sechs Monaten Arbeit eröffnet er mit seinem Team einen eigenen Laden für faire Mode – und denkt dabei weiter als die meisten anderen.

Alles hat mit einer kaputten Hose angefangen. Die ist Georges Kieffer nämlich bei einem Spaziergang gerissen. „Ich informiere mich seit 30 Jahren anhand von Büchern, Internet und diverser Konferenzen über die globale Textilindustrie“, erzählt der 51-jährige Gründer des Escher Eco Village Benu. Mit diesem Wissen wollte er sich keine neue, „schmutzige“ Hose, wie er es nennt, kaufen. „Ich habe also entschieden, die gerissene Hose zu upcyceln.“ Georges hat Glück: Die Mutter seiner Lebensgefährtin war früher Näherin – gemeinsam nehmen die beiden die Herausforderung an. „Ich wollte, dass sie mir ein Dreieck aus einem Kissenbezug mit Tigermuster einnähen. Sie hielten mich für verrückt, haben es aber am Ende gemacht.“

So entstand die Idee, aus Gebrauchtem etwas Neues zu machen. Ganz ohne Chemie, schlecht bezahlte Mitarbeiter und lange Transportwege. Georges macht sich an seine liebste Arbeit: Er recherchiert und liest sich noch weiter in die Materie ein. Dabei stößt er auf mehrere Labels, die von sich behaupten, es besser zu machen – grün zu sein. „Ich fand bei all diesen Labels schon in der dritten Zeile Dinge, von denen ich dachte: Das können wir besser!“

Nur benutzte Materialien

Wieso es so einfach ist, faire Mode besser zu machen, erklärt Georges voller Überzeugung: „All diese Labels versuchen innerhalb des heutigen Systems, Kleinigkeiten zu verbessern. Das basiert aber auf der Ausbeutung fremder Länder, der Umwelt und darauf, einen sehr großen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen.“ Diese Anbieter kürzen also Transportwege oder erhöhen lächerlich geringe Löhne um 20 Prozent – was am Ende immer noch fast nichts ist.

Georges gelangt zu der Schlussfolgerung, dass Benu-Couture ausschließlich Materialien verwenden will, die schon einmal benutzt wurden. Gebrauchte Kleider, egal, ob mit oder ohne Flecken und Löchern. Alles, was der Besitzer eigentlich wegwerfen wollte, kann er bei Benu abgeben. „Bei uns arbeiten professionelle Menschen daran, die alten Kleidungsstücke auseinanderzunehmen, ein neues Design zu entwerfen und hochwertige Mode zu erschaffen.“

Lebenslange Garantie

Wer bei Benu kauft, bekommt lebenslange Garantie darauf: „Das ist der Deal. Der Kunde erhält eine hohe Qualität und braucht sich keine Sorgen zu machen. Bei dem geringsten Problem kann er einfach zurückkommen und wir flicken oder ändern es.“ Bei Benu zahlt der Kunde kein Geld für Material, sondern nur für die Arbeit, die die Mitarbeiter in das Teil stecken. „Dadurch respektieren sie diese Menschen. Das tun sie nicht, wenn sie bei herkömmlichen Klamottenläden kaufen.“

Info

Wo?
Im Benu EcoVillage auf dem Grundstück zwischen der rue d’Audun und dem Boulevard J.F. Kennedy im Quartier Grenz

Wann?
Am heutigen Samstag ist der Benu-Couture-Laden zum ersten Mal geöffnet.

Alle Öffnungszeiten unter
www.benu.lu

Bisher sind vier Näherinnen und eine Designerin fest eingestellt. Im Januar soll noch eine Mitarbeiterin dazustoßen. Georges sucht noch nach Studenten, die im Laden aushelfen: „Wir suchen bewusst nicht nach klassischen Verkäufern. Wir wollen, dass Menschen, die unsere Ware verkaufen, auch die Idee dahinter verstehen. Um diese dann den Kunden erklären zu können.“

Sarah Schmitz, die Designerin des neuen Ladens, hat bereits Erfahrungen in einem Upcycling-Unternehmen in Berlin gesammelt. Ob sie schon ein Lieblingsteil habe? „Nicht wirklich. Ich bin einfach immer wieder glücklich, wenn ich sehe, dass eine meiner Kreationen in verschiedenen Stoffen gut aussieht“, sagt die junge Frau und lächelt dabei zurückhaltend.

Keine Stoffreste aus anderen Klamottenläden

Benu verweigert aus Prinzip Stoffreste von anderen Klamottenläden. Aus dem ganz einfachen Grund, dass diese meist vermeidbar wären: „Weil die Großkonzerne so schnell arbeiten und sich nicht die neuesten Maschinen leisten wollen, zerreißen ihre Nähmaschinen den Stoff“, beteuert Georges. Sie verkaufen diese Reste dann an kleine Upcycling-Unternehmen und rühmen sich damit, diese nicht wegzuschmeißen. „Jeder ist auf der grünen Seite – aber global haben wir nichts für unsere Umwelt gewonnen“, gibt er weiter zu denken.

Das Konzept von Benu-Couture ist einmalig in der Großregion. Sogar im Vergleich zu Vorreiterstädten wie Berlin, Wien und Amsterdam ist Benu ganz vorne mit dabei, wenn es darum geht, in Serie zu produzieren. Bisher gibt es 30 Modelle, die für die Näherin immer die gleiche Arbeit bedeuten. Das geht von Jutebeuteln über Bomberjacken und Blusen bis hin zu Kinderklamotten.

Erwirbt der Kunde ein Kleidungsstück, bezahlt er nur die Arbeit, die darin steckt – nicht jedoch das Material. „Bis Ende des Jahres verlangen wir 30 Euro die Stunde. Wer also eine Bluse für 90 Euro kauft, weiß ganz genau, dass Näher und Designer drei Stunden daran gearbeitet haben“, erklärt Georges. Die Zeit werde immer gestoppt, damit alles korrekt abläuft. Damit das Projekt fortbestehen kann, sollen es ab nächstem Jahr dann 32 Euro die Stunde sein.

Übrigens: Die Hose mit dem verrückten Tiger-Muster trägt Georges Kieffer auch heute noch.