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Europas halbherziger Kampf gegen den Plastikmüll

Europas halbherziger Kampf gegen den Plastikmüll

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Bis vor Kurzem kauften uns die Chinesen den Plastikmüll ab. Die Volksrepublik will das aber nicht mehr. Nun legt die EU-Kommission eine neue Plastikstrategie vor. Die ist bitter nötig – denn der meiste Plastikmüll landet in den Weltmeeren.

Europa produziert jährlich Millionen Tonnen Plastik – davon werden laut Zahlen der EU-Kommission 95 Prozent nur ein einziges Mal kurzzeitig genutzt und landen danach im Abfall. Ein Großteil des europäischen Plastikmülls wurde bisher exportiert, doch nun hat Hauptabnehmer China seinen Markt dicht gemacht. Die EU-Kommission setzt mit einer neuen Plastikstrategie vor allem auf mehr Recycling.

Wie viel Plastikmüll wird momentan produziert, wie viel davon recycelt?

Den Zahlen der EU-Kommission zufolge fallen in Europa jährlich 26 Millionen Tonnen Plastikmüll an – im EU-Durchschnitt 31,1 Kilo pro Einwohner. EU-weit wird weniger als ein Drittel des entsorgten Plastiks derzeit recycelt.

Was passiert mit dem übrigen Plastikmüll?

Der übrige Plastikmüll wird verbrannt oder eingelagert. Bislang exportieren die Mitgliedsstaaten rund die Hälfte des eingesammelten und sortierten Plastikmülls ins Ausland, 85 Prozent davon nach China. Die Volksrepublik hat den Import von Plastikmüll nun jedoch fast vollständig eingestellt. Die EU bleibt auf einem Großteil ihres Abfalls sitzen.

Wie wirkt sich Plastik auf die Umwelt auf?

Nicht ordnungsgemäß entsorgter Plastikmüll landet zum Großteil im Meer. Einer Studie des US-Wissenschaftsmagazins Science zufolge sind das jährlich rund acht Millionen Tonnen. Experten befürchten, dass es 2050 mehr Plastik als Fisch in den Weltmeeren geben wird. Für zahlreiche Organismen stellen die Plastikpartikel eine Bedrohung dar und gelangen über die Nahrungskette auch zurück zum Menschen. Auch die Entsorgung, insbesondere die Verbrennung von Plastikmüll, stellt eine Belastung für die Umwelt dar. So würde laut EU-Kommission das Recyceln von einer Million Tonnen Plastik so viel CO2 einsparen wie eine Million Autos weniger auf den Straßen.

Was plant Brüssel?

Bis 2030 sollen 100 Prozent der in der EU verwendeten Verpackungsmaterialien wiederverwertbar sein. Zudem sollen wirtschaftliche Anreize für die Recycling-Industrie geschaffen werden. Außerdem in Planung sind etwa einheitliche Kennzeichnungen für biologisch abbaubare Ersatzprodukte und mehr finanzielle Unterstützung für die Entwicklung von «besserem» Plastik. Eine erste EU-Richtlinie sieht vor, dass in allen europäischen Häfen Sammelstellen für auf See anfallende Abfälle eingerichtet werden. «Wir brauchen eine enorme Sensibilisierungskampagne», sagt Vize-Kommissionspräsident Frans Timmermans.

Welche Maßnahmen gibt es bereits?

Die EU-Kommission hatte 2015 einen Strategieplan zum Ausbau der Kreislaufwirtschaft vorgestellt. Darauf folgte beispielsweise die Plastiktaschen-Richtlinie von November 2016: Bis 2019 soll die Nutzung von Einweg-Plastiktaschen im Vergleich zu 2010 um 80 Prozent verringert werden.

Kommt nun die Plastiksteuer?

EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger hatte vergangene Woche die Einführung einer europaweiten Plastiksteuer in Erwägung gezogen. Eine solche Steuer, die direkt in den EU-Haushalt fließen würde, kommt in dem am Dienstag vorgestellten Plan konkret nicht vor. Die Kommission werde «die Machbarkeit der Einführung steuerlicher Maßnahmen» aber prüfen, heißt es. «Steuern könnten ein geeignetes Instrument sein», sagt Kommissionsvize Timmermans. Eine europaweite Plastiksteuer sei jedoch nicht so einfach durchzusetzen.

Mephisto
17. Januar 2018 - 9.51

Mülltrennung in Asien geht oft so : Fluss oder Meer ?

J.C. KEMP
17. Januar 2018 - 9.13

Oh doch, Oettinger erreicht, dass wieder einmal viel Geld eingenommen wird, im Namen der heiligen Umwelt. Wo dann der Besteuerte auch noch meint, es sei ja gerechtfertigt.

Ralph
17. Januar 2018 - 9.03

Eine Steuer sollte spezifisch in einem Bereich eingesetzt werden, in welcher Hinsicht sie auch erhoben wird. Es ist nicht gut, eine Steuer zu erheben, die nur den Konsumenten trifft, um lediglich Löcher im Haushalt zu stopfen. Kunststoff ist viel zu wertvoll um weiterhin verschwendet und grösstenteils in der Müllverbrennungsanlage thermisch verwertet, d.h. letzten Endes verbrannt zu werden. Auch Recycling ist nur eine Lösung zweiter Wahl. An erster Stelle sollte ja vor allem auf Müllvermeidung gesetzt werden. Und warum exportieren wir unsere Altstoffe in weit entfernte Länder, damit sie dort recycelt werden? Könnten wir hier nicht noch bessere Sammelstrukturen und Verarbeitungsanlagen einrichten? Das fängt schon bei den Gemeinden und den lokalen Recyclingzentren an, denn diese kochen alle ihre eigene Suppe. Der Staat sollte sich konsequenter sein und neben der Förderung umweltfreundlicherer Materialien zu Verpackungszwecken auch den ganzen Entsorgungsweg grösstenteils zusammen mit den Gemeinden neu überdenken.

Ekojhang
17. Januar 2018 - 8.13

Es ist doch ein Skandal und ein Versagen der europäischen Politik, beginnend mit ihrem Kommissar Juncker dass Europa nicht imstande ist die Produktion von Plastikverpackungen zu regeln. Das schreit zum Himmel. Aber wie immer, es ist einfacher alles auf den Konsumenten abzuwälzen. "Zahlen tut der Sachse".

weit
16. Januar 2018 - 22.50

Soll das heissen dass all Plastikmüll den ich bei Valorlux ansammele in China landet ??

René Charles
16. Januar 2018 - 21.58

In einer rezenten Reportage über Bangladesh habe ich gesehen, dass auf einem Fischmarkt jeder Kunde seine Ware in einer Plastiktüte überreicht kriegt. Bei insgesamt 30 in Reihe auf dem Boden hockenden Händlern waren das mindestens 30 Tüten pro Minute die den Besitzer wechselten. Das ist in ganz Asien der Gebrauch auf diesen Märkten.
Ausserdem: es gibt auf jedem Kontinent hunderte Müllkippen von denen der Plastikmüll auf's Meer geweht wird. Beispiele in der EU gibt es in Italien und Spanien und wurden auch in den Medien behandelt. Da sind die einzelnen Politiker in jedem Staat aufgefordert Remedur zu schaffen.
Mit einer Steuer erreicht der Mr. Oettinger absolut GAR NICHTS.

Roch
16. Januar 2018 - 19.26

Auf der Webcam der Schleuse Fankel (D) kann man das Oberwasser und den Schleuseninhalt ansehen. Da treiben -zig TONNEN an schwimmbarem Müll Im Oberwasser und der Schleuse herum und niemand fühlt sich berufen diesen zu entfernen obwohl dort Baggerschiffe stationiert sind. Nein: Das Ziel ist, diesen Müll sofort weiter zu treiben bis zum "Nächsten" bis er irgendwann im Rhein und schließlich im Meer landet: DANN SIND WIR IHEN LOS !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!