Alarm an der Drogenfront: In der Europäischen Union sterben immer mehr Menschen aufgrund von Überdosierungen. Zudem kommen immer mehr hochpotente und äußerst gefährliche Substanzen auf den Markt. Der jüngste Konsum der häufigsten illegalen Substanzen – also Opioide, Kokain, Amphetamine, MDMA und Cannabis – liege in Luxemburg zwar unter den jeweiligen Durchschnittsraten in der Europäischen Union, dennoch sei dieses Verhalten weiterhin für akute und chronische Gesundheitsprobleme verantwortlich, etwa HIV-Infektionen und Hepatitis C. Das geht aus einem Schreiben des Luxemburger Gesundheitsministeriums vom Freitag hervor.
Aus diesem Grund seien 2022 in allen EU-Staaten, zuzüglich Norwegen, auch Programme zur Ausgabe von Nadeln und Spritzen eingeführt worden. Das Großherzogtum gehört zu den fünf Staaten, die das von der Weltgesundheitsorganisation festgelegte Ziel erreicht haben, im Jahr 200 Spritzen pro Person, die sich Drogen injiziert, zu verteilen. Trotz allem schneidet Luxemburg im europäischen Vergleich doch nicht allzu gut ab: 2021 kämen in Luxemburg 4,7 Personen auf eine Million Einwohner, die sich durch ihren Drogenkonsum mit HIV angesteckt haben. Der europäische Durchschnitt (bemessen an den Ländern, die Daten eingereicht haben) liegt laut dem am Freitag veröffentlichten Jahresbericht 2023 der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA, deutsch auch EBDD) bei 1,3. Deutschland liege bei 1,4, Finnland bei 1,8 und Lettland bei 13,2.
Verwirrendes Zahlenmaterial
Genaue Zahlen zur Drogensituation in Luxemburg nennt das Ministerium allerdings nicht. Auch aus dem Jahresbericht der EBDD lassen sich kaum aussagekräftige Zahlen für Luxemburg entnehmen. Eine Grafik beziffert die Zahl der Menschen, die sich zwischen 2015 und 2021 Drogen injiziert haben, auf 822.
Eine weitere Grafik zeigt an, dass 2021 60 Prozent aller drogenbedingten Todesfälle in Luxemburg zwischen 25 und 44 Jahre und 40 Prozent zwischen 45 und 64 Jahre alt gewesen sein sollen. Um wie viele es sich letztlich dabei handelt, wird allerdings nicht angegeben. Hier werden lediglich die Fälle aus der Türkei (270), Norwegen (241), Deutschland (1.826), den Niederlanden (298), Finnland (287) und Schweden (450) genannt. An einer anderen Textstelle heißt es dann, dass 2021 der Anteil der Todesfälle durch eine Überdosierung, bei der Benzodiazepine beteiligt waren, in manchen Ländern mehr als die Hälfte der Todesfälle ausmachen würde. Luxemburg habe vier solcher Todesfälle zu beklagen.
Die rezentesten Zahlen für Luxemburg finden sich wohl noch im nationalen Drogenbericht aus dem Jahr 2021.
Opioid-Probleme entwickeln sich weiter
Sorgen bereiten den Experten auch die mit den Aktivitäten der Drogenmafia verbundene Gewalt und Korruption. „Der Umfang und die Komplexität der illegalen Drogenproduktion in Europa nehmen weiter zu“, betont die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht mit Sitz in Lissabon in ihrem am Freitag veröffentlichten Jahresbericht 2023.
„Die organisierte Drogenkriminalität stellt eine große Bedrohung für die Gesellschaft dar, und ich bin zutiefst besorgt darüber, dass die heute in Europa konsumierten Substanzen möglicherweise noch gesundheitsschädlicher sind als in der Vergangenheit“, erklärte bei der Vorstellung des Berichts die EU-Innenkommissarin Ylva Johansson.
Opfer der Drogenmafia sind aber nicht nur die Konsumenten. Johansson erzählt: „Bei meinen jüngsten Besuchen in europäischen Seehäfen und in Lateinamerika wurde es deutlich, dass Drogenhändler nach wie vor die Lieferketten infiltrieren, Arbeiter und Arbeiterinnen ausbeuten und die Gemeinden durch Gewalt und Korruption stark belasten.“
In die gleiche Kerbe schlägt EMCDDA-Direktor Alexis Goosdeel. „Der diesjährige Bericht führt uns eindringlich vor Augen, dass überall in unserer Gesellschaft Probleme mit illegalen Drogen zu finden sind.“ Betroffen seien „Familien, Gemeinden, Institutionen und Unternehmen“. „Außerdem werden unsere Bürgerinnen und Bürger durch diese Drogen zunehmend drogenbedingter Gewalt und deren Folgen ausgesetzt“, betonte der Belgier. Johansson fordert Maßnahmen. Es sei „an der Zeit, dass die EMCDDA nun ein stärkeres Mandat und einen stärkeren internationalen Aufgabenbereich erhält, um mit diesem fortschreitenden Drogenproblem Schritt zu halten“.
Besonders gefährlich ist Heroin. „Europas Opioid-Probleme entwickeln sich weiter“, heißt es im Bericht. Die von den EU-Mitgliedstaaten beschlagnahmte Menge habe sich 2021 mit 9,5 Tonnen mehr als verdoppelt, in der Türkei sei eine Rekordmenge von 22,2 Tonnen beschlagnahmt worden. Die Verfügbarkeit von Heroin scheine derzeit trotzdem weiterhin hoch zu sein. In einigen Regionen Europas wachse auch die Besorgnis über den Konsum synthetischer Opioide. Immer wieder tauchten auf dem Markt „neue unkontrollierte synthetische Opioide auf; seit 2009 wurden insgesamt 74 davon identifiziert“.
Rekordmengen beschlagnahmt
Auch andere Drogen bereiten Sorgen. Die EMCDDA berichtet, dass 2021 in der EU die Rekordmenge von 303 Tonnen Kokain beschlagnahmt worden sei. Gleichzeitig gewinne die illegale Kokainherstellung in Europa immer mehr an Bedeutung. Die Zahl der ausgehobenen, zum Teil sehr großen Kokainlabors sei von 23 im Jahr 2020 auf 34 gestiegen. Auch die größere Vielfalt an synthetischen Stimulanzien, die auf dem illegalen Markt erhältlich seien, erhöhten die Risiken für die öffentliche Gesundheit. Zumal sie „jetzt häufiger injiziert werden, manchmal in Kombination mit Heroin oder anderen Opioiden“.
Allein im Jahr 2022 seien dem Frühwarnsystem der EU (EWS) 41 neue psychoaktive Substanzen gemeldet worden. Die EMCDDA beobachte nun insgesamt 930 neue Drogen. Diese Substanzen weisen nach dem Bericht oft eine hohe Potenz und Reinheit auf. „Da diese in Form von ähnlich aussehenden Pulvern oder Pillen verkauft werden können, wissen die Konsumierenden möglicherweise nicht, was sie einnehmen“, heißt es.
„Nicht alles, was erlaubt ist, ist auch gesund!“
Cannabis gilt derweil nach einigen Studien als weniger gefährlich als Alkohol oder Zigaretten – das Rauschgift wird von den Experten der EU aber nicht unterschätzt. Nachdem die EU-Länder Luxemburg, Deutschland, Malta, die Niederlande und Tschechien sowie die Schweiz neue Konzepte zur Regulierung des Angebots für den Freizeitkonsum eingeführt haben oder planen, müsse in die Überwachung und Bewertung investiert werden, „um Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und Sicherheit vollständig zu verstehen“, fordert die EMCDDA.
Ähnlich vorsichtig äußerte sich zu diesem Thema aus Anlass der EU-Studie der Bundesbeauftragte für Sucht- und Drogenfragen Burkhard Blienert. Der Cannabis-Konsum müsse entkriminalisiert werden, „um endlich den Gesundheitsschutz und die Prävention zu verbessern“. Cannabis sei aber schon jetzt die am häufigsten konsumierte illegale Droge, auch von Jugendlichen. „Dennoch gehören weder Gras noch andere Drogen wie Alkohol und Tabak in die Hände von Kindern und Jugendlichen. Nicht alles, was erlaubt ist, ist auch gesund!“
Vom Saufen und Rauchen sterben 100 mal mehr Leute und niemanden interessierst, kriegt euch ein Leute, fast all Tote sind über 25, die sind großjährig und wissen was sie tun.