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ErnährungEssensautomaten in Luxemburg: „Nach der Party holen manche sich eine Rieslingspastete“

Ernährung / Essensautomaten in Luxemburg: „Nach der Party holen manche sich eine Rieslingspastete“
Rund um die Uhr kann man sich an Essensautomaten mit einer schnellen Mahlzeit versorgen – vor allem das schätzen Kunden daran  Foto: Editpress/Tania Feller

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Nicht zuletzt seitdem die Installation einer solchen Maschine in Esch für Aufregung sorgte, kennt man sie auch im Großherzogtum: Lebensmittelautomaten, an denen man sich rund um die Uhr sogar zum Teil mit warmen Mahlzeiten versorgen kann. Was für die Kunden vor allem praktisch ist, ist für die Betreiber je nach Standort mit mehr oder weniger Aufwand verbunden – wie der Eigentümer von zwei Geräten in Lintgen und ein Mitarbeiter der Gruppe, die den wohl bekanntesten Automaten des Landes in Esch betreibt, verraten.

Luftiges Baguette, heiße Pizza und sogar „Wäinzoossiss“ – nichts, was es an Essensautomaten in Luxemburg nicht zu kaufen gibt. Versorgte man sich einst an solchen Maschinen vor allem mit süßen Snacks oder Dosenlimonade, greifen mittlerweile viele in der Mittagspause oder für das Abendessen auf einen solchen Automaten zurück. Wie die Gespräche mit Kunden und Betreibern solcher Lebensmittelautomaten zeigen, schätzen die Menschen daran oft das günstige Angebot und die Tatsache, dass dieses jederzeit verfügbar ist. Und so scheinen dann auch immer mehr solcher Geräte aufgestellt zu werden: Alleine vier Pizza-Automaten wurden in den vergangenen sechs Monaten im Großherzogtum installiert.

Wie viele Lebensmittelautomaten insgesamt in Luxemburg stehen, ist nicht eindeutig geklärt. Dazu muss man wissen: Wer eine solche Maschine aufstellen will, braucht dafür eine von der Generaldirektion für Mittelstand ausgestellte Handelsgenehmigung. Viele Betreiber verfügen aber ohnehin bereits über eine solche Zulassung und müssen diese demnach nicht mehr eigens für den Betrieb eines Automaten anfragen. Auch können mehrere Geräte über eine Genehmigung laufen. Allerdings muss das Kommissariat für Lebensmittel über die Inbetriebnahme eines solchen Automaten informiert werden. Insgesamt 14 Mal ist das laut dem Kommissariat der Regierung für Qualität, Betrug und Lebensmittelsicherheit im Großherzogtum geschehen.

Je nach Standort des Gerätes müssen Betreiber bei „Ponts et chaussées“ eine entsprechende Genehmigung für das Aufstellen anfragen. Eine Baugenehmigung ist meist nicht nötig, da die Geräte in der Regel im Handumdrehen wieder von ihrem Standort entfernt werden könnten. Soll der Essensautomat im öffentlichen Bereich installiert werden, muss das mit der zuständigen Gemeinde abgeklärt werden. Die kann für das Bereitstellen des Grundstücks sozusagen Miete verlangen. In der Gemeinde Esch ist das beispielsweise bei einem Lebensmittelautomaten mit frisch aufgebackenen Baguettes der Fall – den Betrag will man bei der Gemeinde allerdings nicht verraten. 

Selbstgemachtes zum Aufwärmen

Für einen Lebensmittelautomaten auf Privatgelände ist eine Zulassung der Gemeinde normalerweise nicht notwendig. Aloyse Wolff aus Lintgen hat vor dem Aufstellen von zwei Lebensmittelautomaten trotzdem die Gemeindeverantwortlichen informiert und die Geräte dann auf dem privaten Gelände seiner Metzgerei installiert, die er seit 1994 in dritter Generation betreibt. Die weißen Maschinen stehen nun gleich neben der „Boucherie Wolff“, an der Kreuzung der rue de Diekirch mit der rue de l’Eglise. Aufgestellt wurden diese vor mehr als drei Jahren, als der zweite Standort der Metzgerei in einem Einkaufszentrum in Steinsel schließen musste. „Um das in den Geschäftszahlen auszugleichen, entschied ich mich für die Automaten. Ich hatte solche Geräte bei Ausstellungen in Deutschland gesehen“, erklärt Aloyse Wolff. 

Gleich neben der Metzgerei unter der Nummer 1 in der rue de Diekirch in Lintgen stehen zwei Geräte, an denen man Lebensmittel und Gerichte zum Aufwärmen kaufen kann
Gleich neben der Metzgerei unter der Nummer 1 in der rue de Diekirch in Lintgen stehen zwei Geräte, an denen man Lebensmittel und Gerichte zum Aufwärmen kaufen kann Foto: Editpress/Tania Feller

An den Maschinen in Lintgen kann man praktischerweise Dinge kaufen, die schnell mal in einem ungünstigen Moment aus sind: Butter, Eier oder Sahne – zum Großteil von Luxemburger Marken. Daneben gibt es aber vor allem frisch zubereitete Mahlzeiten aus eigener Herstellung zu kaufen. Unter anderem Chili con Carne, Kuddelfleck oder Rinderrouladen müssen zu Hause dann nur noch aufgewärmt werden. Die Gerichte werden auch in dem kleinen Fleischerladen gleich nebenan angeboten. Ist dieser geschlossen, kaufen die Kunden am Automaten ein, wie Aloyse Wolff schmunzelnd erklärt: „Nach Feierabend kommen viele, oder nachts nach einer Party, dann holen manche sich eine Rieslingspastete.“ Bezahlt wird ausschließlich mit Karte.  

Auch weichen viele auf die Automaten aus, wenn sich unter anderem wegen der begrenzten Personenanzahl im Laden durch Corona eine Schlange an der Theke bildet. Die Automaten sind für den Metzger vor allem eines: ein Dienst am Kunden. Denn richtig viel Gewinn macht er damit nicht, wie er unverblümt zugibt. An einem guten Tag sind es an einem Automaten 120 Euro Umsatz oder mehr, an anderen Tagen geben Kunden gerade einmal 2,75 Euro für ein paar Eier aus. Im Januar wurde beispielsweise 1.000 Euro Umsatz mit einem Gerät gemacht, davon gehen dann aber noch unter anderem Kosten für Strom und Leasing ab.

Frage der Konkurrenz

Zwischen 25.000 und 30.000 Euro kann so ein Lebensmittelautomat laut Aloyse Wolff kosten. Je aufwendiger die Funktionen des Geräts sind – beispielsweise das Aufbacken von Lebensmitteln –, desto teurer wird es. „Man kann definitiv nicht sagen, dass man damit das große Geld macht. Wir wollen damit vor allem den Kunden entgegenkommen, auch, dass sie für eine kleine Besorgung nicht gleich zum Supermarkt müssen“, so Aloyse Wolff. Den Vorwurf, dass die Maschinen der lokalen Geschäftswelt schaden, lässt der Metzger nicht gelten. Denn zumindest seine Automaten werden ja von einem Betrieb aus der Nähe betrieben.

In Niederkorn, Luxemburg-Stadt und Petingen stehen identische Geräte zu diesem in Esch, an denen Kunden Pizza kaufen können
In Niederkorn, Luxemburg-Stadt und Petingen stehen identische Geräte zu diesem in Esch, an denen Kunden Pizza kaufen können Foto: Editpress/Julien Garroy

Ähnlich sieht man es bei „NVN Group“, Betreiber von vier Pizza-Automaten in Luxemburg. Das Aufstellen des ersten Gerätes in Esch sorgte im August 2021 für erhitzte Gemüter bei der Gemeinde. Denn wie Bürgermeister Georges Mischo (CSV) dem Tageblatt erklärt, stört man sich auch jetzt noch einerseits daran, dass solche Maschinen den Zugang zu ungesundem Essen erleichtern. Andererseits sieht der Bürgermeister im Betreiber mit Standort in Schouweiler – immerhin rund 12 Kilometer von Esch entfernt – eine Konkurrenz für die Escher Geschäftswelt: Der Betreiber von außerhalb nehme den Restaurants der Gemeinde die Kunden weg. Das in einer Zeit, in der ohnehin viele Restaurants bereits angeschlagen seien. Da es in Nähe zum bereits erwähnten Baguette-Automaten in Lallingen, bis auf jenen im Supermarkt, keinen lokalen Bäcker gebe und man mit der Installation auf Gemeindeterrain eine bessere Handhabe habe, wurde die Brotmaschine damals allerdings genehmigt. 

Pizza-Automat Esch: Überraschende Wendung

Die Installation der ersten Pizza-Automaten in Luxemburg sorgte im August 2021 für Aufregung in der Gemeinde Esch: Denn obwohl eine Anfrage des Betreibers im Rathaus zuvor abgelehnt worden wäre, hätte dieser das Gerät dann einfach auf dem Privatgelände eines Autohauses in Esch in der rue Jos Kieffer aufgestellt. Nun gibt es eine Wendung in der Geschichte zum wohl bekanntesten Automaten des Landes: Dem Tageblatt lag die Information vor, dass der Betreiber „NVN Group“ nie einen solchen Antrag bei der Gemeinde gestellt hat. Auf Nachfrage hin wurde das nun im Rathaus überprüft und siehe da: Zwar gab es Anträge für die Installation eines Pizza-Automaten (die aus Gesundheitsgründen und zum Schutz der Escher Geschäftswelt dann auch abgelehnt wurden). Aber keine dieser Anfragen kam von „NVN Group“, wie Bürgermeister Georges Mischo (CSV) bestätigt. Unrecht habe man dem Betreiber trotzdem nicht getan, meint dazu der Bürgermeister, der bedauert, dass man nur durch die Presse und nicht aus einem persönlichen Gespräch erfahren habe, wer überhaupt hinter den Automaten steckt. Da keine der beiden Seiten bereit dazu ist, für ein klärendes Gespräch aktiv auf den anderen zuzugehen, wird es bei der Geschichte rund um den umstrittenen Automaten wohl bei einer unendlichen bleiben. 

Bei „NVN Group“ sieht man das mit der Konkurrenz etwas anders, wie ein Mitarbeiter erklärt: „Wir verkaufen auch zu Zeiten, in denen andere geschlossen sind. Eine bei uns bestellte Pizza ist nicht unbedingt eine, die ansonsten in einem Restaurant bestellt worden wäre.“ Zudem wären die Verkaufszahlen nicht so hoch, als dass sich das im Geschäft von Lokalen in der Umgebung bemerkbar machen könnte. Wie viel tatsächlich verkauft wird und wie weit sich die Automaten aus finanzieller Sicht lohnen, will man bei „NVN Group“ nicht verraten. Aufgrund unterschiedlicher Standorte und der Veränderungen über die Monate hinweg falle es schwer, eine definitive Aussage zu treffen. 

Wie bei der Metzgerei in Lintgen ist man aber auch bei der Gruppe aus Schouweiler davon überzeugt, dass die Automaten ein Dienst an den Kunden sind, die sich vor allem außerhalb regulärer Öffnungszeiten daran gerne per Knopfdruck mit Essen versorgen. Und deshalb werden die Betreiber auch in Zukunft an den Geräten für Baguette, Pizza und Co. festhalten. 

Miramo
6. Februar 2022 - 14.37

@eierfreund Tu ich auch, der ist lecker.

Eierfreund
6. Februar 2022 - 12.35

Ich ziehe vor schnell einen Sprung zum Eierautomaten in Perl zu machen, da gibt's wenigsten auch Eierlikör.