Nach 365 TagenEscher Bibliothek schließt „Centenaire“ mit Kuchen und Konfetti ab

Nach 365 Tagen / Escher Bibliothek schließt „Centenaire“ mit Kuchen und Konfetti ab
365 Tage „Centenaire“-Feier der Stadtbibliothek fanden am Montag ihren krönenden Abschluss Foto: Editpress/Julien Garroy

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Vom 2. März 2019 bis zum 2. März 2020 hat die Escher Bibliothek Geburtstag gefeiert. Für den Hundertsten eine durchaus angebrachte Zeitspanne. Das „Centenaire“ wurde am Montag mit Kuchen, Konfetti und einer ausgelassenen Tanzparty im Lesesaal abgeschlossen. 

Luftballons und Girlanden in allen Blautönen schmücken die Escher Bibliothek. In einem Karton wartet der Geburtstagskuchen. Während es draußen regnet, ist es im Innern des Hauses in der Emile-Mayrisch-Straße 26 schön warm und gemütlich. Zeichner und Illustrator Andy Genen hält im Lesesaal einen Vortrag über die Kunst des Comics. 30 Personen hängen an seinen Lippen. Die Stimmung ist entspannt. 

Der Vortrag „E Bléck hannert d’Kulisse vun der Bande dessinée mam Andy –ND!– Genen“ ist nur eines von vielen Ereignissen, die sich die siebenköpfige Truppe der Escher Bibliothek für die große Abschlussfeier des „Centenaire“ hat einfallen lassen. Neben einem Manga-Workshop mit der Zeichenlehrerin Sabrina Kaufmann konnten die Besucher an einer Mystery-Lesung teilnehmen, die sich die beiden Mitarbeiterinnen der Bibliothek, Kim Nilles und Sandra Castellano, selbst ausgedacht haben.

Der Vortrag über Comics vom Zeichner und Illustrator Andy Genen kam gut beim Publikum an
Der Vortrag über Comics vom Zeichner und Illustrator Andy Genen kam gut beim Publikum an Foto: Editpress/Julien Garroy

„Die Kinder waren hin und weg“, sagt Kim Nilles, die sich auch sonst um die Lesungen für Kindertagesstätten kümmert. Begeistert erzählt sie, wie sie das Kidnapping des hauseigenen Erziehers Jan Guth inszeniert haben. Sogar einen Drohbrief aus Zeitungsschnipseln hat Sandra gebastelt. Anhand von Rätseln und einem Puzzle, dessen Teile in Büchern in der ganzen Bibliothek verteilt waren, mussten die Kinder den Entführten dann retten. 

Seit dem 2. März 2019 haben sich Tamara Sondag und ihr Team um die Organisation zahlreicher Events rund um die Bibliothek gekümmert. Dabei haben sie viel ausprobiert und häufig fanden die Aktivitäten nicht in der Bibliothek statt. „Es war von Anfang an unsere Idee, die Escher Bibliothek auch außerhalb ihrer Mauern bekannt zu machen“, sagt deren Leiterin Tamara Sondag am Montagabend. Es scheint geklappt zu haben: „Heute sind neben unseren Stammkunden auch Menschen gekommen, die ich noch nie zuvor gesehen habe“, sagt sie. 

Gelegenheit, Neues auszuprobieren

Während des „Centenaire“ hat die Bibliothek mit vielen kulturellen Institutionen der Stadt zusammengearbeitet, darunter die Kufa, das Escher Theater und das Konservatorium. Im Programm war sowohl für jede Altersklasse als auch für jeden Geschmack etwas dabei: von Graphic-Novel über ein Ghibli-Konzert bis hin zu dem Kinderbuch, das die Bibliothek zusammen mit dem Buchverlag „Zoom Editions“ herausgebracht hat. 

„Wir haben das Jahr genutzt, um alles Mögliche auszuprobieren“, sagt Tamara Sondag. Ziel war es, zu zeigen, dass eine Bibliothek mehr kann als Bücher ausleihen. Das Team ist während des „Centenaire“ um drei Personen gewachsen, die ihre frischen Ideen eingebracht haben. Viele bereits angelaufene Projekte wie das „Buch op Rieder“, die mobile Bibliothek „Bibliambule“ und die Lesungen sollen weiter ausgebaut werden. Kim Nilles’ Kinderbuchlesungen sollen irgendwann auch für die Öffentlichkeit und nicht mehr nur für Kindertagesstätten zugänglich werden. 

Alle Mitarbeiter haben sich ein personalisiertes Bibliotheks-Shirt drucken lassen. Darauf zu lesen sind die Anfangsbuchstaben BESA („Bibliothèque municipale d'Esch-sur-Alzette“) und jeweils vier Wörter, die zu dem Träger des Shirts passen.
Alle Mitarbeiter haben sich ein personalisiertes Bibliotheks-Shirt drucken lassen. Darauf zu lesen sind die Anfangsbuchstaben BESA („Bibliothèque municipale d'Esch-sur-Alzette“) und jeweils vier Wörter, die zu dem Träger des Shirts passen. Foto: Editpress/Julien Garroy

Die Abschlussfeier kombiniert mit dem Tag der offenen Tür ist mindestens so erfolgreich wie das Jahr an sich. Tamara Sondag schätzt, dass am Montag um die 150 Besucher im Bibliothekshaus ein und aus gegangen sind. Als der feierliche Teil des Abends mit der Vernissage des „Photo Club Esch“ eingeläutet wird, ist der Lesesaal im ersten Stock gerappelt voll.

Die Mitglieder des Vereins haben im Dezember 2019 einen ganzen Tag damit verbracht, die Bibliothek mit ihrer Kamera einzufangen. Das Ergebnis hängt jetzt an den Mauern des Hauses. „Die gute Zusammenarbeit des ‹Photo Club› und der Bibliothek haben nichts mit mir zu tun“, schwört Jan Guth lachend. Er ist der Präsident des Vereins und gleichzeitig Mitarbeiter der Bibliothek. Für seine Rede zur Vernissage zieht er schnell einen schwarzen Pullover über sein personalisiertes Bibliotheks-T-Shirt.

Das siebenköpfige Team schneidet den Geburtstagskuchen gemeinsam an
Das siebenköpfige Team schneidet den Geburtstagskuchen gemeinsam an Foto: Editpress/Julien Garroy

Seit 1920 habe es immer schon einen Fotografen in der Escher Bibliothek gegeben. Deren Gründer, Jean-Pierre Theisen, sei ein Familienmitglied des damaligen Präsidenten des „Photo Club Esch“,  Dr. Joseph Theisen, gewesen. Das Zepter des „Centenaire“ reicht die Escher Bibliothek an den „Photo Club“ weiter. Der feiert nämlich in diesem Jahr seinen hundertjährigen Geburtstag. Nach seiner Rede zieht Guth den Pulli wieder aus: „Jetzt bin ich wieder im Auftrag der Bibliothek hier“, spaßt er. 

Seid ruhig laut!

Tamara Sondag, Leiterin der Escher Bibliothek

Nachdem der kunstvoll mit Büchern dekorierte Geburtstagskuchen angeschnitten wurde, sorgt die luxemburgische Band Zero Point Five mit ihrem Akustik-Konzert für ordentlich Stimmung im Lesesaal. Das Publikum tanzt und singt mit, allen voran Tamara Sondag. Der Bibliotheksleiterin ist ihr Glück über ein erfolgreiches Jahr und einen ebenso erfolgreichen Abschluss anzusehen. „Ich hoffe, wir sind nicht zu laut“, sagt Sänger und Gitarrist Kiko Menichetti. „Doch doch, seid ruhig laut“, antwortet Tamara Sondag. Neben der ausgezeichneten Stimmung weiß die Band die Akustik der Bibliothek zu schätzen: „Mit den Büchern und dem Holz ist der Raum hier bestens geeignet für ein Konzert.“ Darüber, dass endlich mal Lärm in einer Bibliothek gemacht werden darf, freuen sich nicht nur die Bandmitglieder. 

Die luxemburgische Band Zero Point Five hat mit ihrem Akustik-Konzert für ordentlich Stimmung im Lesesaal gesorgt
Die luxemburgische Band Zero Point Five hat mit ihrem Akustik-Konzert für ordentlich Stimmung im Lesesaal gesorgt Foto: Editpress/Julien Garroy
Darius
3. März 2020 - 21.48

Kuch? Ginn dat da keng Fettflecken an d'Bicher?