Wenn man will, aber nicht kannEsch2022: Die Herbergen am Minett-Wanderweg empfangen keine Gäste

Wenn man will, aber nicht kann / Esch2022: Die Herbergen am Minett-Wanderweg empfangen keine Gäste
Der „Minett-Trail“ auf einen Blick: Elf Herbergen sollen Gäste entlang des 90 Kilometer langen Wanderweges empfangen können. Trail und Übernachtungsmöglichkeiten sind eines der Vorzeigeprojekte der Europäischen Kulturhauptstadt. Esch2022 wird am 26. Februar starten. Die Herbergen warten sehnsüchtigst auf den Startschuss. Zunächst muss aber erst mal ein Betreiber gefunden werden.  Foto: Visit Minett

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Der „Minett-Trail“ und die dazugehörenden elf Übernachtungsmöglichkeiten entlang des 90 Kilometer langen Wanderweges im Süden des Landes wurden als Vorzeigeprojekt von Esch2022 präsentiert. Wahrscheinlich sind sie das auch. Aber die Herbergen werden nicht zur Eröffnung der Europäischen Kulturhauptstadt fertig sein. Wann sie ihre Türen öffnen können, steht in den Sternen. Vielleicht sogar erst im Herbst. Das ist nicht gut und zeugt von Planungsfehlern und falschem Zeit- sowie Kostenmanagement. Bericht über ein Trauerspiel.

Leere Ankündigungen sind öde. Entweder spiegeln sie Unehrlichkeit oder Unvermögen wider. Wir reden über den „Minett-Trail“. Vor allem aber reden wir über die elf Herbergen, die entlang des 90 Kilometer langen Wanderweges Besucher empfangen soll(t)en. Nämlich im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt Esch2022. Als Aushängeschild des überregionalen kulturellen Großereignisses wurden sie gepriesen. Wie ein Trauerspiel wirken sie heute.

Das REMIX-Opening ist in einer Woche. Wann die Herbergen Eröffnung feiern, scheint hingegen nicht so sicher. Wie die Fotos, die vor einer Woche entstanden sind, zeigen, dürfte klar sein, dass die Übernachtungsmöglichkeiten am Trail jedenfalls nicht ab dem 26. Februar zur Verfügung stehen. Dass das jemals so gesagt wurde, daran kann sich von unseren rund zwölf Gesprächspartnern offensichtlich niemand mehr so genau erinnern. Namentlich genannt werden möchte eigentlich auch nicht jeder. Nun denn.

Vielleicht erst im Herbst

Es sei eher gemeint gewesen, dass die Herbergen für den Auftakt der Touristensaison bereit sein sollen, also ab April, so Lynn Reiter. Die Leiterin des ORT-Sud (regionales Tourismusbüro) fügt hinzu, dass die ersten, auch „Gîtes“ oder „Kabaisercher“ genannten Herbergen dann auch idealerweise im April eröffnen sollen, die anderen würden in Etappen, im Juni, Juli und August folgen (siehe Info-Kästen in der Übersichtskarte). Optimal ist das nicht. Vor allem das Wort „idealerweise“ lässt aufhorchen, besonders, wenn einer unserer Gesprächspartner sagt, dass man sich glücklich schätzen könne, wenn die Herbergen im Herbst ihre Türen öffnen würden. Also quasi gegen Ende der Kulturhauptstadt. Schade! Der einzige Trost ist, dass die Herbergen nicht mit Esch2022 geschlossen werden, sondern weiter bestehen bleiben sollen.

Politik und Kultur

Wie um alles in der Welt konnte es zu solchen Verzögerungen kommen? Corona die Schuld zu geben, wirkt etwas billig. Die Ursachen liegen viel tiefer und haben vor allem mit schlechtem Zeitmanagement und überhaupt schlechter Planung zu tun.

Vielleicht war es schwierig, einerseits Kultur und Politik und andrerseits alle teilnehmenden Südgemeinden auf einen Nenner und unter einen Hut zu bringen? In den Gesprächen weisen viele darauf hin, dass vielleicht zu spät mit der konkreten Umsetzung begonnen wurde, dass unter Umständen der Architektenwettbewerb zu viel Zeit in Anspruch genommen und Geld gekostet hat, ohne einen wirklichen Mehrwert zu liefern. Dass die Kosten in allen Gemeinden gestiegen, einige sagen „explodiert“ sind, liegt weniger an höheren Materialpreisen als denn daran, dass nicht vollumfänglich über das Projekt nachgedacht und einige Gedanken, vor allem praktischer Natur, nicht zu Ende gedacht wurden.

Diese Fantasielosigkeit kann unter Umständen nun dazu führen, dass die Herbergen wirklich viel später öffnen als vorgesehen. Von Anfang an ist nämlich klar gewesen, dass nicht die einzelnen Gemeinden, sondern ein einziger Geschäftsführer für den Betrieb aller elf „Kabaisercher“ verantwortlich zeichnen solle. Aus gut informierten Quellen wissen wir, dass sich bisher auch nur ein einziger Betreiber gemeldet hat und dass es sich dabei um Pascal Zimmer handelt. Offiziell bestätigt ist das nicht. Dafür spricht aber, dass in der Februar-Nummer der Reisezeitschrift Merian, die sich Luxemburg und vor allem der Europäischen Kulturhauptstadt annimmt, ganze vier Seiten dem Unternehmer aus Bettemburg gewidmet sind. „Man müsste mal die ganze Hotellerie neu denken“, wird er am Ende der Merian-Reportage zitiert. Eine Idee habe er auch schon.

Wer auch immer die Leitung der Herbergen übernimmt, er braucht mehr als nur eine Idee. Er braucht ein Konzept, ein Geschäftsmodell, das allen Unwägbarkeiten zum Trotz die Straße hält – jetzt und in Zukunft.

Wer kann’s?

Zunächst aber muss er nach dem 28. Februar, dann läuft die Frist für Betreiber nämlich ab, die Zustimmung einer Jury bekommen. Die setzt sich aus Vertretern der elf Gemeinden zusammen. Einstimmig müsse sich für einen Kandidaten entschieden werden. Was ist, wenn es wirklich nur einer ist und der aber, wie es in einem Gespräch angeklungen ist, nicht gänzlich unumstritten ist, vor allem weil er nicht über ausreichend Erfahrung in dem Gewerbe verfüge?

Man sollte das Konzept von Pascal Zimmer erst mal abwarten. Fest steht aber, dass mit dieser Art der Entscheidungsfindung wiederum kostbare Zeit verloren geht.

Während die Kulturhauptstadt mit ihrem bunten Programm dann bereits die Gäste zu begeistern versucht, warten die Herbergen immer noch auf den Startschuss. Hoffentlich hört ihn dann noch wer!

Wer hat’s erfunden?

Am Anfang steht eine grandiose Idee. Nicht unbedingt im Rahmen der Kulturhauptstadt Esch2022, sondern eher im Zusammenhang mit der Anfrage zum Unesco-Titel „Biosphärenreservat“. Dass die Planer von Esch2022 sich die Sache dann gerne „einverleiben“, ist nur allzu verständlich. Der „Minett-Trail“ und seine Herbergen wirken in dem durch die Politik ausgelösten Sturm in der Planung der Kulturhauptstadt wie eine feste, unumstößliche Größe, wie eine Verheißung, denn die Idee des Wanderweges entspricht genau der Zielsetzung der Kulturhauptstadt, nämlich die schönen Seiten der Natur als auch die Zeitzeugen der industriellen Epoche im Süden des Landes positiv darzustellen und den Menschen nachhaltig näherzubringen. Die Idee ist fast schon genial. Es hapert, leider, nur an der zeitnahen Umsetzung.

Lula
21. Februar 2022 - 14.56

"Wenn man will, aber nicht kann " Das ist das Motto des Escher Schöffenrates.

Clemens RM
20. Februar 2022 - 14.51

Bauchgefill… Merci Här Goetz! Ech bedaueren zwar datt mäi komescht Gefill bestätegt gëtt… op deen anere Wee sinn ech frou richteg geluet ze hunn! Btw Matt all ‚Brochure‘ déi an der Boîte läit… gesinn ech ëmmer méi schwoarz… an do wär ët schéin wann ech nët richteg léich!

Norbi
20. Februar 2022 - 14.39

De Buergermeeschter hat net genuch gebiet.

Romain Juni
20. Februar 2022 - 13.48

Gut dass man alles auf Corona schieben kann!

Jimbo
20. Februar 2022 - 13.04

Merde alors, wat machen mer dann elo mat deenen Dausenden vun Touristen wou net kommen vir sech dee Misäre unzekucken??

RuppEsch
20. Februar 2022 - 11.32

"Die Herbergen am Minett-Wanderweg empfangen keine Gäste" Der Fahrradweg empfängt keine Radfahrer, da noch nicht gebaut. Was haben diese Pappnasen all die Jahre gemacht?