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KunsteckeEsch, Schengen und Schifflingen stellen Skulpturen in den Mittelpunkt

Kunstecke / Esch, Schengen und Schifflingen stellen Skulpturen in den Mittelpunkt
Phillip King stellt noch bis zum 19. November in der Galerie Ceysson & Bénétière aus Foto: Studio Rémi Villaggi, Courtesy Ceysson & Bénétière

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Mitte November wird die als Promenade angelegte Skulpturenausstellung in Esch/Alzette abgebaut. „Nothing is permanent“, heißt es seit Mitte Juni in der Minette-Metropole, die bekanntlich 2022 auch europäische Kulturhauptstadt ist.

Wer also die monumentalen Werke der Tony Cragg, Erwin Wurm, Stephan Balkenhol oder Bernar Venet und einigen anderen Künstlern noch sehen möchte, der sollte seinen Spazierweg entlang bekannter Kunstwerke mit einem Abstecher im Pavillon der Galerie Schlassgoart verbinden. Hier werden noch bis zum 10. November die Arbeiten der Kandidaten auf den zweiten vom CAL und der Galerie ausgeschriebenen Skulpturenpreis präsentiert, allen voran die Werke des Gewinners Pit Molling, der mit seinen im digitalen 3D-Verfahren (Fused deposition modelling) geschaffenen Gebilden brilliert. Interessant bei diesem Wettbewerb ist das Faktum, dass, gemessen an der Fülle der in Luxemburg aktiven Bildhauer, relativ wenige Bewerber an diesem Preis teilgenommen haben.

Skulpturenpreis-Expo mit Pit Molling

Fühlten sich die fehlenden Bildhauer nicht fähig, hatten sie gerade kein Projekt parat, waren die Bedingungen zu hoch gesteckt oder ungünstig für die Künstler festgelegt? Wer weiß. Tatsache ist, dass auch der neu geschaffene Award „Sculpting Schengen“ 2022 die Bewerbungszeit um einen Monat verlängert hat. Kurzum, Kunstfreunde können nun gespannt sein, was in Remerschen/Schengen nach dem 20. November an Kandidaturen eingereicht worden ist. Übrigens, CAL-Preisträger Pit Molling ist beim Sculpting Award neben Vertretern der Gemeinde Schengen, der Stiftung Valentiny, der Kunsthilfe Salzburg sowie des „Casino – forum d’art contemporain“ in der Jury präsent.

Luxemburg bleibt am „Skulpturen-Ball“, um es mal im Sport-Jargon zu sagen. In der Tat, denn neben Esch/Alzette und Schengen hat die Gemeinde Schifflingen dieser Tage neben einer ansehnlichen Skulptur mit dem aussagekräftigen Titel „La vie en commun“ von Yvette Gastauer-Claire auch „Footprints“ eingeweiht, flache eingravierte Spurenelemente, wobei, ähnlich der internationalen Tradition, Filmstars mit Fuß- oder Handabdrücken an öffentlichen Orten zu verewigen, nun derartige Abdrücke fein geordnet und sichtbar auf dem Gelände vor besagter Skulptur angelegt sind.

Es geht bei diesem Projekt um die Suche der Nachhaltigkeit von Esch2022 für Schifflingen. Wie es uns scheint, mit der Umgestaltung des ehemaligen Industriegeländes und den Plänen, den Ortskern maßgeblich auch mit Kultureinrichtungen zu erweitern, wird diese Gemeinde wohl auf Dauer moderner und lebenswerter ausgerichtet sein. Dass der Elan von Esch2022 dabei bereits Spuren in dem Bewusstsein, Kultur zu fördern, hinterlassen hat, zeigt allein die Tatsache, wie bereitwillig die Verantwortlichen spontan bei der Finanzierung obiger Projekte „in die Bresche“ gesprungen sind. Andere Südgemeinden haben sich bekanntlich gleichfalls an kulturelle Projekte gewagt, Vorhaben, die vor Inangriffnahme der Initiative „europäische Kulturhauptstadt“ wohl nicht denkbar gewesen waren.

Phillip Kings Werke auf Wandhaff

Abgesehen von Events am Rande von Esch2022 oder ausgerufenen Preisen ist eine weitere Skulpturenausstellung einen Abstecher wert. Phillip King, der nicht zum ersten Mal in Luxemburg vertreten ist und weltweit ein großes Renommee genießt, zeigt in der Galerie Ceysson & Bénétière noch bis zum 19. November eine Auswahl an Objekten und Skulpturen. King ist für seine gekonnt in deutlicher Linienführung gestalteten Skulpturen bekannt. Aufbauend auf diversen Basis-Materialien schafft er künstliche Objekte, oft in bizarre Formen gekleidet, aber auch mittels miteinander verbundener geometrischer Körper, die er in den Raum hineinstellt, wobei die umgebende Leere den Skulpturen erst ihre volle Ausdruckskraft verleiht. In den üppigen und geräumigen Hallen der Galerie auf Wandhaff haben die Skulpturen von Phillip King ausreichend Platz, um sich zu entfalten, und der Besucher hat die Möglichkeit, sich von allen Seiten an die Objekte heranzutasten.

In der Einführung zur Ausstellung präzisieren die Galeristen gleich, dass Phillip King die Räumlichkeiten vor Jahren entdeckte und sofort spürte, seine Werke seien hier gut aufgehoben. King, Jahrgang 1934, in Tunesien geboren, ist nach 1946 mit seiner Familie zurück nach England gezogen, wo er studierte, arbeitete, später auch mit Henry Moore und Anthony Caro zusammenwirkte. Im Laufe der Jahre wechselte er seine Techniken, 1961 vollzog er mit seinem Werk „Declaration“ den entscheidenden Wandel hin zur minimalistischen, abstrakt ausgerichteten Skulptur. Sein Œuvre ist vielseitig, seine Entwicklung spannend, kompetent begleitet und kommentiert in einem Mini-Katalog zur Ausstellung.

16 Werke zeugen in der Galerie auf Wandhaff sowohl von der kreativen und humorvollen Leichtigkeit („Carousel of saws“ oder „Drilling Whirling Steaming“) als auch der konzeptuellen Strenge der meist farbig gestalteten Skulpturen, etwa „Colour on Fire“ oder „Rapanui Queen“ und „The Conference Of The Birds“. „Green Streamer – API from an edition of 2 + 1AP“ aus dem Jahr 1970 ist jedoch monochrom ausgerichtet, auch andere frühere Werke verdeutlichen einen sparsameren Umgang mit der Farbfreudigkeit, wobei King allerdings stets einen ausgeprägten Sinn für Farbkombinationen beweist. King benennt auch bei Titeln diese Vorliebe, etwa mit „Untitled“ aus dem Jahr 2021, das er mit „Malerei auf Objekt“ umschreibt. Freunde der durchdachten und ausdrucksstarken Skulptur sollten sich diese Schau, die noch bis zum 19. November in der Galerie Ceysson & Bénétière zu sehen ist, nicht entgehen lassen.