Mehr als fünf Jahre hat es gedauert, um die Tarife für eine Kostenübernahme von Psychotherapien in Luxemburg festzulegen. Nach ewigem Hin und Her zwischen dem Dachverband der Psychotherapeuten „Fapsylux“ und der Gesundheitskasse griff der Minister für soziale Sicherheit, Claude Haagen, durch und legte den Betrag von 144 Euro für eine rund einstündige Sitzung fest. Ein entsprechender Vorentwurf zur Rückerstattung der Psychotherapie wurde Ende Dezember vom Regierungsrat gebilligt.
Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, findet die Jugendorganisation von „déi gréng“ und bedauert gleichzeitig, dass sich die Verhandlungen so lange hingezogen haben. „Es wurde viel Zeit verschwendet“, stellte Amy Winandy, Sprecherin bei „déi jonk gréng“, auf der Pressekonferenz am Freitag fest. Die Jugendorganisation will die Politik dazu auffordern, die mentale Gesundheit zur politischen Priorität zu machen. Denn das war laut den jungen Grünen in den vergangenen Jahren nicht der Fall.
Sensibilisierung in der Schule
Ein Beispiel dafür sei das Verschieben der Vorstellung des im Koalitionsvertrag von 2018 angekündigten Aktionsplans zur psychischen Gesundheit während der Pandemie. „Wir verstehen, dass durch Corona vieles langsamer voranging. Aber gerade die Pandemie hat die mentale Gesundheit der Menschen stark belastet“, erklärte Amy Winandy.
Zusätzlich würden Zukunftsängste im Zusammenhang mit der Klimakrise oder dem Krieg in der Ukraine die mentale Verfassung von vor allem jungen Menschen negativ beeinflussen. „déi jonk gréng“ fordern eine präventive Politik, die sich dafür einsetzt, das Thema der psychischen Krankheiten zu enttabuisieren. Ganz konkret schlägt die Jugendorganisation vor, dass Gespräche mit einer Psychologin beziehungsweise einem Psychologen in der Schule obligatorisch werden.
Nach dem Vorbild regelmäßiger und von allgemeinmedizinischem Fachpersonal durchgeführten Kontrollen könnten psychologische Konsultationen dann verpflichtend werden. „Man kann zwar nicht vermeiden, dass manche etwas dagegen haben, aber diese Maßnahme könnte dabei helfen, die Hemmschwelle zu senken und die Menschen zu Gesprächen mit einer Psychologin oder einem Psychologen zu ermutigen“, so Amy Winandy. Das Thema mentale Gesundheit könnte außerdem in Fächern aufgegriffen werden, mit dem Ziel, eine offene Diskussion darüber zu führen und mit Tabus zu brechen.
Gesunde Arbeitsbedingungen
Angestrebt wird zudem eine bessere Balance zwischen Arbeit und Privatleben. So plädieren „déi jonk gréng“, dass Burnouts als Berufskrankheit anerkannt werden. Und fordern außerdem – dort, wo es möglich ist – ein Recht auf Arbeit von zu Hause aus, dies an zwei Tagen in der Woche. „Telearbeit ist eine gute Möglichkeit, um Privatleben und Beruf zu vereinen. Man steht nicht mehr jeden Tag eine Stunde im Stau und ist flexibler in puncto Arbeitszeiten. Was alleine schon Stress reduzieren kann“, stellte Fabricio Costa, ebenfalls Sprecher bei „déi jonk gréng“, bei der Pressekonferenz fest.
In Verhandlungen mit den Nachbarländern müssten zudem die jährlichen Tagesobergrenzen der Telearbeit von Pendlerinnen und Pendlern ausgeweitet werden. Costa wies darauf hin, dass die Arbeit von zu Hause aus allerdings nicht in einem „permanenten Homeoffice“ enden dürfe, wo die Angestellten rund um die Uhr erreichbar sein sollen. In diesem Zusammenhang begrüßt die Jugendorganisation, dass in der Chamber aktuell ein entsprechender Gesetzentwurf zum Recht auf Abschalten diskutiert wird.
Ein weiterer Punkt war die Bekämpfung von Armut, da diese laut „déi jonk gréng“ oft mit dem Ausschluss aus der Gesellschaft einhergehe. „Wenn die finanziellen Mittel fehlen, kann man z.B. nicht an Events teilnehmen“, sagte Fabricio Costa. Es gelte daher, Haushalte mit niedrigen Einkommen mit Maßnahmen wie einer Erhöhung des Steuerkredits für die Empfängerinnen und Empfänger des Mindestlohnes oder einer automatischen Indexierung der Teuerungszulage zu unterstützen.
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