Esch2022 hatte wunderbare Momente. Aber was ist von der Kulturhauptstadt in der Region und bei den Menschen hängengeblieben? Was ist ihre Einschätzung von dem, was während rund einem Jahr geboten wurde? Wie zufrieden sind sie? Außer Spesen nix gewesen?
Studien, die während drei Jahren gemeinsam mit ILRES durch rund 10.000 Interviews oder Befragungen erstellt wurden, versuchen nun, Aufschluss zu geben. Besonders auch darüber, ob das Kulturevent neue Perspektiven im Süden des Landes und im benachbarten Frankreich eröffnet hat.
Die Zahlen, die am Donnerstag präsentiert wurden, sind Teil der Bilanz und sie sind zahlreich. Auf die Goldwaage sollte man sie nicht unbedingt legen. Sie zeigen aber gewisse Tendenzen. Zumindest, dass Esch2022 nicht spurlos an den Menschen vorbeigezogen ist und dem Image der Region eher genutzt zu haben scheint. Demzufolge war nicht nichts.
Ein anderes Bild
Ein wichtiger Punkt ist, dass die im Rahmen der Kulturhauptstadt geschaffenen kulturellen Einrichtungen, sei es durch Neubau oder Sanierung bestehender Infrastrukturen, an Bekanntheitsgrad gewonnen und ihren Platz auf der kulturellen Landkarte der Region gefunden haben. Dazu gehören beispielsweise das Ariston, das Bridderhaus oder die Konschthal in Esch, das Spektrum in Rümelingen, diverse Industrieanlagen sowie auch das Kulturzentrum L’Arche in Villerupt (F).
Was das Publikum anbelangt, so scheint der Großteil der Befragten aus Luxemburg gekommen zu sein (60%), aus Frankreich 27% und der Rest aus anderen Ländern, hauptsächlich Deutschland und Belgien. Insgesamt die Hälfte alle Befragten stammte aus der Esch2022-Region, also nicht von sehr weit weg.
Es sieht auch so aus, als hätten die Menschen, die eine Veranstaltung im Rahmen von Esch2022 besucht haben, ein anderes und besseres Bild von der Region bekommen. In der Region zu wohnen, empfehlen aber die wenigsten.
Gut die Hälfte aller Befragten gab an, dass Esch2022 ihre kulturellen Gewohnheiten verändert habe, dass sie offener gegenüber Neuem geworden seien und dem kommenden Angebot mehr Aufmerksamkeit schenken wollen. Den Zahlen zufolge war die große Mehrheit jener, die ein Event besucht haben und um ihre Meinung gebeten wurden, zufrieden mit dem Gebotenen. Als positiv wird auch bewertet, dass Esch2022 die Verbindung zwischen den französischen und luxemburgischen Gemeinden gestärkt habe.
Die Zahlen und Statistiken, die präsentiert wurden, sind nicht der Weisheit letzter Schluss. Sie sind sozusagen eine nötige, weil von der Europäischen Kommission verlangte Hausaufgabe am Ende eines jeden Kulturhauptstadtjahres.
Kommunikation verbessern
Der Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ sei mehr als nur eine Überschrift. Vielmehr handle es sich um ein Projekt, das eine nachhaltige Veränderung für eine Region und ihre Bewohner nach sich ziehen soll, hieß es am Donnerstag.
Vor allem der Aspekt der Nachhaltigkeit wurde hervorgehoben. Beispielsweise also auch die Frage, was aus den Impulsen des großen Kulturevents in naher Zukunft werden soll. Ob die zehn Luxemburger Pro-Sud-Gemeinden und die acht Kommunen aus dem benachbarten Frankreich ernten können, was die Kulturhauptstadt versucht hat, zu säen. Ob sie Kapital aus dem Event schlagen können, enger zusammenarbeiten, um sich gemeinsam besser darzustellen? Deshalb soll die Imagestudie in den kommenden Jahren wiederholt werden. Da darf man gespannt sein. Auch darüber, wie die Kommunikation gestaltet und verbessert wird. Da scheint jedenfalls noch Luft nach oben, wie man den vorliegenden Zahlen entnehmen kann.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können