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«Es geht um soziale Ungerechtigkeit»

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Der Luxemburger Cedric Molitor erklärt, weshalb er in Hamburg protestiert.

Cedric Molitor (30) ist Luxemburger, lebt in Hamburg – und nimmt zurzeit friedlich an den G20-Protesten teil. Im Interview erzählt er, weshalb Schwarz-Weiß- Denken mit Blick auf die Demos nur wenig hilfreich ist und worum es Menschen geht, die nicht zum schwarzen Block gehören.

Die Gewalt gehört teilweise zu den Protesten. Stört dich das?

Auch wenn es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt, so ist die Mehrheit der Demonstrierenden friedlich. Natürlich war die „Welcome to Hell“-Demo ein wenig anders …

Inwiefern?

Die schwarzen Blöcke aus Europa haben sich hier versammelt. Ich kenne viele Leute, die deshalb gesagt haben, dass sie sich freinehmen oder für das Wochenende nach Berlin reisen, um nicht in Hamburg sein zu müssen. Allerdings habe ich auch viele Schaulustige gesehen, die nichts mit den Protesten zu tun hatten.

Bist du in die Rangeleien zwischen Polizei und Protestierende geraten?

Ich bin ehrlich: Mir war es ein wenig zu heiß, mich in das Getümmel zu stürzen. Links und rechts waren die Mauern. Man konnte nur nach hinten oder nach vorne laufen. Vor uns stand die Polizei mit vier Wasserwerfern. So viele habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht einmal gesehen (lacht).

Hast du das Gefühl, dass die Protestierenden richtig verstanden wurden?

Man muss das Ganze differenziert betrachten. Der schwarze Block war richtig aggressiv. Und die Polizei hätte kaum rigider sein können. Das hat sie auch gar nicht versteckt – und ihre Ziele mit allen Mitteln durchgesetzt. Der Eindruck drängte sich auf, dass die Polizei die „Welcome to Hell“-Demo sich entgegen einiger Äußerungen gar nicht erst entfalten lassen wollte. Sie wurde nur auf dem Papier erlaubt.

Ihr wurdet gestoppt.

Genau. Nach wenigen Hundert Metern wurden wir angehalten. Außerdem wurden Demonstrierende aufgefordert, sich nicht mehr zu vermummen. Eigentlich kam es immer dort zu Auseinandersetzungen, wo die Polizei die Demo unterbrochen hatte bzw. aufhielt. Wasserwerfer kamen zum Einsatz. Die Antwort waren Flaschen und Böller.

War die Gewalteskalation zu verhindern?

Die Fronten waren bereits im Vorfeld stark verhärtet. Ich glaube, dass es am Freitag angesichts der Umstände nicht hätte anders ausgehen können. Ich bin kein Experte, aber ich denke, dass es in einem anderen Umfeld nicht direkt zur Eskalation gekommen wäre. Hätte die Polizei die Demo einfach ein wenig laufen gelassen, wäre sie später eskaliert. Allerspätestens beim Schanzenviertel.

Wirst du trotz der Gewalt weiter demonstrieren?

Ja, ich gehe weiter demonstrieren. Aus dem ganz einfachen Grund, weil es uns um die Sache geht. Meine Freunde und ich wollen nicht, dass jetzt auf einmal nur noch die Bilder der Gewalt dominieren. Wir lassen uns nicht von der Polizeipräsenz einschüchtern. Wir lassen uns aber genauso wenig vom schwarzen Block instrumentalisieren. Wir sind mündige Bürger. Uns geht es um die Sache, um die Botschaft.

Wogegen protestierst du genau?

Ich protestiere prinzipiell gegen Ungerechtigkeit und Ungleichheiten, die sich rund um die Welt entwickelt haben. Ich sehe hier in Hamburg großes Potenzial, friedlich auf diese Missstände hinzuweisen.

Welche Botschaften vertreten deine Freunde, die gemeinsam mit dir protestieren? Kann man von einer homogenen Masse sprechen oder sind die Forderungen eher diffus?

Meine Freundin, eine Luxemburgerin, ist extra angereist, um mit mir zu protestieren. Wir haben auch noch drei deutsche Freunde dabei. Wenn ich uns nehme, kann man tatsächlich von einer homogenen Gruppe sprechen. Neben der Ungerechtigkeit steht für uns auch der Protest gegen den institutionalisierten Rassismus und der Einsatz für mehr Solidarität mit Flüchtlingen im Vordergrund. Das hörte man besonders gut bei den Sprechchören.

Ist die Europäische Union bei den Protesten ein Thema?

Es wird wenig gegen die EU demonstriert. Es geht um soziale Ungerechtigkeit. Allerdings wird heftig kritisiert, dass viele Entscheidungen in der Politik hinter verschlossenen Türen getroffen werden. Außerdem reduzieren sich die Demonstrationen im Rahmen des G20 nicht nur auf das Politische, so erstaunlich das klingen mag.

Wie meinst du das?

Der Alltag der Menschen wird durch diese Art von Veranstaltung stark beeinträchtigt. Es fliegen Tag und Nacht Helikopter im Luftraum über Hamburg. Ich arbeite zum Beispiel in einem Büro, dessen Dachterrasse wir wegen des G20 nicht einmal benutzen können. Dies, weil irgendwo auf anderen Dächern Scharfschützen positioniert sind. Die Proteste richten sich zum Teil gegen die Einschränkung des Privatlebens. Die Leute haben diese starke Polizeipräsenz im Alltag satt.

Pepe
9. Juli 2017 - 9.25

Wien op sou eng Demo geet ( déi och nach "Welcome to hell" heescht) hëllëft mat, den Chaoten eng Bühn ze bidden an mëcht sech an méngen Aan mat schëlleg. An dat ëmsou méi, wann een, wéi den Här Molitor offensichtlech, vu séng évasiv Äntwerten op präzis Froën, iwwerhapt kéng Ahnung huet, em wat et geet.

Jean Bosseler
8. Juli 2017 - 14.30

An Demokratien get mam Wahlziedel protestéiert !
'gegen Ungerechtigkeit und Ungleichheiten ' as vague,dat mecht een mat Arbecht
an enger ONG oder Donen,oder Politik!
Wann een mengt ech sin friedlech, awer matmecht an Auten vun Privatpersounen
an kleng Butekker verbrannt gin,leet dien dach eppes bei,oder nit ?
Mat 30 Joër schengt do een an der Pubertéit stoë gebliwen ze sin.

OhMam
8. Juli 2017 - 11.43

Soziale Ungerechtigkeit ist es auch, wenn blind zerstört wird und den normalen Bürgern Ihr Eigentum kaputt gemacht wird. Wenn Ihr was los hättet würdet Ihr es nicht dulden das sich vermummte unter Euch mischen und sinnlos Zerstören, Ihr würdet die Typen ausgrenzen. Da werden Autos in Brand gesteckt, normale Autos von ganz normalen Bürgern, und Ihr Demonstranten schaut zu.

SJ
8. Juli 2017 - 11.17

Scharfschützen auf Dächern. Wie soll man Demonstrieren, mit nem Fadenkreuz auf der Stirn?
Das ist in etwa so, als hätte Schäuble einen Mathematiklehrer an den "Kronjuwelen".^^

Jacques Zeyen
8. Juli 2017 - 10.19

"Wellcome to hell" klingt schon vom Namen her sehr friedlich. Die einzigen die sich
von solchen " Demonstrationen" beeindruckt fühlen sind wohl die Besitzer der
brennenden Autos und zerschlagenen Fensterscheiben,sowie die Steuerzahler welche
für den Schaden aufkommen (Polizeieinsatz).
Putin,Merkel,Juncker &Co geht das am Arsch vorbei.

Student
8. Juli 2017 - 9.54

De gudde Letzebuerger schéngt sech jo net an engem vum KURAS senge Moli-Workshops ugemellt an awéckele gelooss ze hunn ; )