Der Vater Léon Adler kam am 18. Juli 1886 in Polen zur Welt und heiratete Eugénie Einhorn. Das Ehepaar ließ sich noch vor dem 1. Weltkrieg in Luxemburg nieder. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor. In Esch/Alzette eröffnete das Ehepaar ein Schuhgeschäft.
Aus einer Tageblatt-Anzeige vom 1. Februar 1929 geht hervor, dass zu dieser Zeit das Geschäft von der avenue de la Gare 14 in die Brillstraße 38 verlegt wurde. Ein Sohn der Familie, Léon Marc Adler, geboren 1912, studierte ab 1931 Ingenieurwesen in Paris und lebte dann in Amiens.
Nach der deutschen Invasion im Mai 1940 musste die Bevölkerung des Kantons Esch nach Frankreich (ca. 47.000 Menschen), ins Zentrum und den Norden des Landes evakuiert werden. Unter den zirka 25.000 Escher Bewohnern befanden sich auch 320 Juden. Einige jüdische Mitbewohner kamen zurück nach Luxemburg, die meisten aber blieben in Frankreich und versuchten, von dort aus in andere Länder auszuwandern.
In Folge der Niederlage Frankreichs konnten nun die Nationalsozialisten die Juden auch hier verfolgen. So erging es auch Vater Léon und seinem Sohn Léon Marc, die im berüchtigten Internierungslager von Drancy, unweit von Paris, gefangen gehalten wurden. In diesem ehemaligen sozialen Wohnungsbau, der ursprünglich für rund 700 Menschen geplant war, wurden bis zu 7.000 Menschen, vor allem Juden, unter unmenschlichen Bedingungen interniert. Die Insassen wurden aus ganz Frankreich und anderen besetzten Gebieten dorthin deportiert und von hier aus mit der Bahn in die Vernichtungslager transportiert. Dies wurde unter anderem durch die eifrige Mitwirkung französischer Kollaborateure ermöglicht. Am 19.08.1942 wurden Vater und Sohn mit dem Transport Nr. 21 von Drancy nach Auschwitz deportiert und bei ihrer Ankunft sofort ermordet.
Von einer Tochter, Maria Helena (genannt Irma), geboren 1915, ist recht wenig bekannt, außer dass sie ebenfalls in Auschwitz ermordet wurde.
Zwei Söhne, David und Jacob, kehrten am 30. August 1945 nach Esch/Alzette zurück und eröffneten erneut das elterliche Schuhgeschäft. Im Januar 1946 verließen sie endgültig das Land. Ihre Mutter, Eugénie Einhorn, wurde 1945 bei der Luxemburger Delegation in Montpellier vorstellig. Sie folgte ihren beiden Söhnen zunächst nach Esch/Alzette und im Januar 1947 siedelte sie nach Paris über.
Stolpersteine: Gedenken an die Opfer des Holocaust im Straßenpflaster
Stolpersteine sind kleine Gedenksteine, die im Straßenpflaster eingelassen sind. Sie erinnern an die Opfer des Holocaust. Begonnen hat alles mit einer Erinnerungsaktion an die Deportation von Kölner Sinti und Roma im Mai 1940. Die Idee stammt von dem deutschen Künstler Gunter Demnig, der 1992 die ersten Steine in Köln verlegte. Seitdem hat sich das Projekt stetig weiter entwickelt und verbreitet. Bis heute wurden in 31 Ländern Europas 100.000 Steine (Stand 26.5.2023) verlegt, hiervon 30 Steine in Esch/Alzette.
Die Stolpersteine bestehen aus einem 10×10 cm großen Betonquader, der mit einer Messingplatte bedeckt ist. Die Steine werden in den Gehweg vor den letzten Wohnorten der Opfer eingelassen. Darauf sind Name, Geburtsjahr, Deportationsdatum und Ort des Todes vermerkt. Die bewusste Platzierung im Alltagsleben erzeugt eine symbolische „Stolperfalle“, die die Passanten zum Innehalten und Nachdenken über das Schicksal dieser Opfer anregt – die ganz normale Menschen wie viele andere Bürger waren und lediglich aufgrund einer monströsen und verdrehten Ideologie verfolgt und ermordet wurden.
Zu ihren Lebzeiten hinterließen viele der Opfer kaum nennenswerte Spuren. Um so wichtiger ist es, mit einer symbolischen Geste an sie zu erinnern. Im Escher „Musée national de la Résistance et des Droits humains“ kann sich der Geschichtsfreund eine Infobroschüre zu den Stolpersteinen (mit Bezug auf Luxemburg) beschaffen.
Guten Tag Frau Mathias,
die von Ihnen erwähnte "monströse" Ideologie wurde ab 1933 vom unfehlbaren päpstlichen "Luxemburger Wort" begrüsst und bejaht. Der Erzeuger dieser bösartigen Ideologie hatte sie 1924 in seinem Weltbestseller beschrieben und angekündigt.
▪ Die europäischen Machtstaaten
(Luxemburger Wort, 01.09.2009)
(...) Bereits in seinem Hassbuch "Mein Kampf" von 1924 kündigte der menschenverachtende Diktator seine diabolischen Pläne, die zu unermesslichem Leid und Leiden in Auschwitz, Hinzert, Stalingrad, Bastogne, Warschau, Tambow und anderswo geführt haben, an. Doch HITLER, der "grosse Diktator" (CHAPLIN), wurde nicht ernst genommen. Von keinem einzigen europäischen "Machtstaat" (WEBER).
(Ady RICHARD, Luxemburger Wort, 01.09.2009)
War also die Begrüßung und Bejahung im päpstlichen "Luxemburger Wort" ein nicht ernstzunehmendes Statement? Beliebt der Papst zu scherzen?
MfG
Robert Hottua