Am Vorabend des Nationalfeiertags besuchten wieder Erbgroßherzog Guillaume und Erbgroßherzogin Stéphanie die zweitgrößte Stadt Luxemburgs. Die vom großherzoglichen Hof und der Stadt Esch perfekt inszenierte Zeremonie verläuft jedes Jahr gleich. Nur die Personen ändern. Seit ihrer Heirat mit Guillaume im Oktober 2012 begleitet Stéphanie den Erbgroßherzog. In den drei Jahren davor war er mit seiner Schwester Alexandra gekommen.
Auch Premierminister Xavier Bettel war in diesem Jahr nicht dabei. Dafür nahmen aber Vizepremierminister Félix Braz und Innenministerin Taina Bofferding sowie mehrere Abgeordnete und Mitglieder des Escher Gemeinderats an der Feier teil. Anders als in den Vorjahren war diesmal, dass das «Monument aux morts» wegen der Renovierung des Nationalen Resistenzmuseums nicht zugänglich war. Deshalb fand die Kranzniederlegung in der Mitte des Parks auf dem Brillplatz statt.
Der Rest verlief mehr oder weniger wie gehabt. Erbgroßherzog Guillaume und Erbgroßherzogin Stéphanie gingen mit dem Tross von Politikern und unter Polizeibegleitung durch die Alzettestraße, schüttelten Hände, tauschten sich mit dem Volk aus und winkten den Menschen am Straßenrand zu. Es folgte der Umzug der vielen Escher Vereine, die anschließend am Rathausplatz vor einer Tribüne defilierten, auf der die hohen Gäste Platz genommen hatten.
Der Menschen letzter Stolz
Danach empfing der Escher «Député-maire» Georges Mischo, in Anwesenheit zahlreicher Vereins- und Wirtschaftsvertreter, das erbgroßherzogliche Paar im Sitzungssaal des Rathauses. In seiner äußerst politisch geprägten Ansprache zeigte sich Mischo erfreut darüber, dass Populisten und Rechtsextremisten, die in mehreren europäischen Ländern auf dem Vormarsch sind, bislang in Luxemburg keinen Erfolg haben. Extremer Nationalismus sei der Menschen letzter Stolz, wenn sie sonst nichts mehr hätten, worauf sie stolz sein könnten. In Luxemburg gebe es aber noch viele andere Dinge wie soziale Absicherung, sichere Straßen oder Arbeitsplätze, auf die man stolz sein könne. Diese «Chance» sei jedoch zerbrechlich und müsse täglich neu gestärkt werden.
Der Großherzog spiele als überparteilicher Staatspräsident eine wichtige Rolle im politischen System Luxemburgs, meinte Mischo, der auch an den vor zwei Monaten verstorbenen Großherzog Jean erinnerte. «Wir sind alle davon überzeugt, dass Sie den gleichen Weg wie Ihr Großvater und Ihr Vater einschlagen werden», sagte er zu Guillaume.
Nachdem sie den Ständen des Escher Boxklubs, des Modelleisenbahnvereins «Bassin minier», des Tischtennisvereins Abol und des Tennis Clubs Esch einen Besuch auf dem Volksfest abgestattet hatten, begab das erbgroßherzogliche Paar sich zu den Grenzer Pfadfindern. Auf Wunsch des Hofes hatten die Pfadfinder in diesem Jahr ein Schwarz-Weiß-Foto aufgestellt, auf dem Großherzog Jean und Großherzogin Josephine-Charlotte beim Anzünden des Lagerfeuers auf dem Escher Rathausplatz im Jahr 1991 zu sehen waren. Das Anzünden des Lagerfeuers der Pfadfinder bildet traditionell den Abschluss der Zeremonie am Vorabend des Nationalfeiertags in Esch. Diese Tradition sei älter als das Volksfest, erklärte uns Marc Weis, Chef der «Grenzer Scouten».
LL
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