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Editorial„Ënner aller Klarinett“: Des Waringo-Epilogs verhärtete Fronten

Editorial / „Ënner aller Klarinett“: Des Waringo-Epilogs verhärtete Fronten
Ihre politische Strategie ging auf: Paulette Lenert und Corinne Cahen haben auf Zeit gespielt Foto: Editpress / Alain Rischard

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Die politische Debatte ist gewonnen, der Kampf um die wissenschaftliche Deutungshoheit längst nicht beendet: Der Epilog des zweiten Waringo-Berichts ist einer der leisen Töne. Was mit einer parlamentarischen Schlammschlacht und lauten Rücktrittsforderungen begann, mündet in einem weichen, fast stillen Siegeszug von Paulette Lenert und Corinne Cahen. Warum eigentlich?

Die Antwort ist so unspektakulär wie ihre neuen Empfehlungen für die Alters- und Pflegeheime: Weil die Fronten verhärteter denn je sind. Hier die beiden Ministerinnen, die Copas und Berichterstatter Jeannot Waringo, dort Virologe Claude Muller und unbequemere Abgeordnete wie Pirat Sven Clement. Während die Gesundheits- und die Familienministerin versucht haben, „alles, was der Waringo-Bericht kritisiert hat“, zu berücksichtigen, verstummen ihre Kritiker nicht. Virologe Muller geht so weit, den Waringo-Bericht rückblickend als „ënner aller Klarinett“ zu bezeichnen. Heißt: Wer sich auf ein Dokument mit mangelnder Analysetiefe beruft, wird zwangsläufig oberflächliche Lösungen vorschlagen.

Jeannot Waringo, der vor der Sommerpause höflich über eine punktuelle Entmachtung von Corinne Cahen nachdachte, nennt seinen Bericht hingegen einen „Denkanstoß“. Die damit verbundene Zielsetzung sei demnach eine andere, Waringo sagt heute: „Jeder macht Fehler – ich bin froh, dass sie das selbst eingesehen haben und etwas unternommen haben.“ Wer hat also recht? Jene, die den zweiten Waringo-Bericht seit seiner Entstehung als Totgeburt bezeichnen? Oder jene, die in den aktualisierten Empfehlungen Waringos Handschrift erkennen? Die Antwort kann leider nur enttäuschen: Es gibt keine einfachen Lösungen mehr – zu sehr haben sich der pandemische und gesellschaftliche Kontext in den letzten Monaten verändert.

Ein konkretes Beispiel: Die Geister scheiden sich bereits an der Frage, ob Empfehlungen für die Alters- und Pflegeheime ausreichen. Wer verpflichtende Maßnahmen erwartete, könnte die neuen Empfehlungen als Inszenierung einer weiterhin minimalistischen Politik wahrnehmen. Wer hingegen die von Cahen viel beschworene Autonomie der Heime ernst nimmt, könnte sich an das schöne Bonmot erinnert fühlen: „Für Empfehlungen habe ich stets ein offenes Ohr; Befehle hingegen überhöre ich.“ Und wer es nicht unnötig kompliziert haben will, kann viele Streitereien rund um die Alters- und die Pflegeeinrichtungen schließlich auf folgende Problematik zurückführen: Von den Senioren bis hin zum Personal – wer lässt sich nicht impfen? Und inwiefern sind die Strukturen der einzelnen Häuser überhaupt noch zeitgemäß?

Solange diese Fragen im Raum stehen, bleiben die Fronten verhärtet. Denn was in der aktuellen Debatte in den Hintergrund gerät: Der Fall des CIPA „Um Lauterbann“ hatte mit seinen über 20 Cluster-Toten gezeigt, dass es sehr viele Eintrittsmöglichkeiten für das Virus gibt. Allerdings war im Zuge der politischen Waringo-Debatte gar von einer „Top Ten“ der problematischen Heime die Rede. Die Botschaft: Der „Lauterbann“ ist nicht Luxemburgs schlimmster Fall. Aus Angst wurden die Namen dieser schlampigeren Heime aber nie veröffentlicht. Insofern muss sich die Regierung zumindest eine Kritik gefallen lassen: Ob die Empfehlungen in diesen Häusern auf offene Ohren treffen, bleibt ein reines Zufallsprodukt.

Timo
30. September 2021 - 3.52

Eng parlamentaresch Enquetekommissioun huet eng demokratesch Basis. Wéi eng demokratesch Basis huet den Här Waringo?

HTK
26. September 2021 - 10.13

Die Auftritte mit Superstar Lehnert polieren mächtig Cahens angekratztes Image auf. Ein Schelm wer dabei Böses denkt.

de Prolet
25. September 2021 - 9.00

Das Problem Mangel an Alten-und Pflegeheime ist nicht neu. Vor 20-30 Jahren hätten die notwendigen Massnahmen ergriffen werden sollen . Aber in Luxemburg scheint es den Verantwortlichen offenkundig an Weitsicht zu fehlen.

Enkelin
25. September 2021 - 7.38

Ma da veröffentlech dir, TB, di nach mi schlampeg killer altersheemer... + 20 covid doudeger kann een jo net verstoppen !

RM Clemens
24. September 2021 - 21.54

Kee politesche Courage!

Robert Hottua
24. September 2021 - 21.39

Seit 1945 hat das lux. Gesundheitswesen Probleme mit Cluster-Toten und mangelnder Analysetiefe. Ein Teil dieser eugenischen Cluster-Opfer liegt in Massengräbern auf dem Friedhof der Ettelbrücker psychiatrischen Anstalt und der Dürener Anstalt. Hier ist eine internationale Wahrheits- und Versöhnungskommission aus Rechtsmedizinern und Medizin-Historikern gefordert. In Clermont sur l'Oise nördlich von Paris steht ein Cluster-Opfer verminderndes Denkmal mit einer entsprechenden Erinnerungskultur.
MfG
Robert Hottua, von 1992-2019 Psychologe in der Ettelbrücker psychiatrischen Klinik

Vincent
24. September 2021 - 11.08

Wéi emmer : den Nol op de Kapp a sachlech analyséiert !