„Biogasanlagen sind eine Gefahr für Mensch, Klima und Umwelt“, warnt schon seit Jahren das Umweltbundesamt (UBA) in Deutschland vor diesen „vermeintlichen Klimaschützern mit Sicherheitsdefiziten“. Alle zwei Wochen kommt es darin zu schweren Unfällen, zu Bränden und Explosionen, tödlichen Schwefelwasserstoffwolken, unkontrollierten Methan-Emissionen, Gülle-Tsunamis … „Bereits im Jahr 2017 wurden 32 Unfälle in Biogasanlagen registriert, bei denen rund 5,5 Millionen Liter Jauche, Gülle und Silagesickersäfte sowie Gärsubstrate freigesetzt wurden“, schreibt das Umweltbundesamt über schwerwiegende Pannen mit wassergefährdenden Stoffen. Laut UBA sollen etwa drei Viertel der von Sachverständigen geprüften Biogasanlagen erhebliche sicherheitstechnische Mängel aufweisen und ein großes Gefährdungspotenzial darstellen.
Durchschnittlich etwa fünf Prozent des in Biogasanlagen produzierten Methans entweicht unkontrolliert in die Atmosphäre – etwa 300.000 Tonnen pro Jahr. Dabei ist Methan ein hochwirksames Klimagas: Sein Treibhauspotenzial ist mindestens 28-mal höher als das von Kohlendioxid. Dem ebenfalls bei der Biogasproduktion entstehenden Lachgas wird sogar eine 300-mal schädlichere Wirkung nachgesagt. „Damit können Biogasanlagen in der Gesamtbetrachtung sogar mehr Emissionen an klimaschädlichen Gasen verursachen als einsparen“, schreibt das UBA, für das Biogasanlagen nichts weiter als ein lukratives Geschäftsmodell auf Kosten von Mensch und Umwelt sind.
Darüber hinaus benutzen etwa 80 Prozent der Biogasanlagen als Gärsubstrat eigens dafür angebaute Energiepflanzen – vor allem Mais, zum Teil auch Getreide oder Hochleistungsgras. Nur etwa 20 Prozent der Anlagen laufen mit Abfällen, Reststoffen oder Gülle. „Die direkte Folge ist die ‚Vermaisung‘ oder die ‚Vergrasung‘ der Landschaft. Dort, wo früher Nahrungsmittel angebaut wurden, sich Viehweiden oder Brachflächen erstreckten, breiten sich heute auf Millionen Hektar endlose Maismonokulturen für Biogas aus. Die drei Meter hoch sprießenden Energiepflanzen bieten Pflanzen und Tieren keinen Lebensraum, die Artenvielfalt schwindet, das Landschaftsbild wird ruiniert“, moniert das Umweltbundesamt. Diese Meinung teilt Helmut Altreuther vom Bund Naturschutz in Bayern. Für ihn bilden Maisfelder „einen ökologisch nahezu toten Raum“, denn auf diesen Flächen lebt nichts und dort können weder Insekten noch Wiesenbrüter und Singvögel überleben.
In der Tat: „Energiegewinnung aus Biomasse kann den Klimawandel nicht bremsen, sondern befeuert ihn. Außerdem zerstört sie die Umwelt, schmälert die Artenvielfalt und verschärft den Hunger in der Welt.“ Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina als bislang letzte in einer langen Reihe von Untersuchungen zu den weltweit verheerenden Folgen des massenhaften Biomasseanbaus, der die Zukunft aller Lebewesen der Erde zerstört. Bioenergie kann als nachhaltige Energiequelle für Deutschland – und auch für Luxemburg – heute und in Zukunft keinen quantitativ wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten, so die Forscher.
Die überall bei uns im Sommer sprießenden Blaualgen in den trüben Gewässern sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache. Die Schuld an einer solchen flächendeckenden Kontaminierung trägt Gülle und Jauche, die aus den Kuh- und Schweineställen kommt, in den Biogasanlagen vergärt wird und danach als schwarze Fäulnisbrühe auf die Felder verteilt ins Grundwasser durchsickert. Diese hat nicht nur in Deutschland sintflutartige Dimensionen erreicht: 200 Milliarden Kilogramm im Jahr, was so viel ist, wie Coca-Cola weltweit im gleichen Zeitraum von seiner Markenbrause verkauft.
„Dann kippt sozusagen das natürliche Gleichgewicht des Wassers um, beispielsweise profitieren davon dann Algentiere, weil deren Fressfeinde – etwa kleine Planktonkrebse – fehlen oder entsprechend zurückgedrängt sind. Das führt dann zur Trübung der Wasserqualität – es hat zum Beispiel auch Jahre mit Badeverbot gegeben – und das hat neben wasserwirtschaftlichen, ökologischen auch touristische und damit wirtschaftliche Auswirkungen.“ (Helmut Altreuther, Bund Naturschutz in Bayern in der BR-Sendung „Faszination Wissen“) Somit ist nicht nur das Grundwasser von Pestiziden und Düngemitteln belastet. Auch Flüsse, Seen und Meere leiden unter der Überdüngung. Phosphat und Stickstoff werden auch ins Oberflächenwasser gespült – mit der Folge, dass dort lebende Tiere und Wasserpflanzen absterben.
Und die Luft wird zudem schlechter. Verbindet sich Stickstoff mit Wasserstoff, entsteht Ammoniak (NH3). Das giftige Gas riecht nicht nur stechend, es wirkt auch ätzend auf Lunge, Atemwege, Haut und Augen. Ammoniak ist wasserlöslich, was bedeutet, dass das Gas aus der Atmosphäre mit dem Regen wieder zurück auf den Boden gelangt. Mit der Gülle entfaltet sich die starke Ätzwirkung belastend auf Bodenlebewesen und trägt zur Schädigung der Böden bei. Außerdem ist es wasserökologisch als äußerst bedenklich einzustufen.
Der Tierarzt und studierte Landwirt Ernst-Günther Hellwig aus Horstmar in Nordrhein-Westfalen, Leiter der Agrar- und Veterinärakademie (AVA), hat einen schlimmen Verdacht, der von immer mehr Wissenschaftlern geteilt wird, auch von Prof. Dr. Helge Böhnel von der Universität Göttingen. Ihre Befürchtung bezieht sich auf die mögliche Gefahr, dass Reste aus Biogasanlagen chronisch krank machen können, was als „sehr wahrscheinlich“ eingestuft wird. Es geht um bestimmte Bakterien, Clostridien, die erstaunliche Mikroorganismen sind und, als Sporen verpuppt, Jahrhunderte überdauern können. Sie kommen zwar überall vor, haben aber äußerst gefährliche Unterarten wie Clostridium botulinum. Letztere entsteht vor allem bei Verwesungsprozessen. Verrottet etwa ein Reh in der Futtersilage, sterben Kühe, die davon fressen, unmittelbar – man spricht von „akutem Botulismus“.
„Göttinger Erklärung“
Der Gärprozess in Bioreaktoren ähnelt einem Verwesungsprozess; er läuft nur schneller ab. Das körperwarme Gärklima, so die schlimme Vermutung, forciert die Vermehrung der möglicherweise in der Gülle, aber auch in Hühnerkot oder Schlachtabfällen enthaltenen Clostridien. Werden die Gärreste als Dünger auf Äcker und Wiesen ausgebracht, bleiben die Sporen als Biofilm an den Pflanzen haften und gelangen als Silage wieder ins Futter. Ein Kreislauf entsteht, der nach und nach das Gift im Körper anreichert. „Die Tiere fallen nicht direkt tot um, sondern werden chronisch vergiftet“, sagt Ernst-Günther Hellwig und verweist auf ständig zunehmende Fälle, auch von Wildtieren: „Diese sind mindestens genauso betroffen wie Nutztierbestände. Wahrscheinlich sogar noch stärker, weil sie die Sporen mit der Äsung direkt und wohl auch in viel größerer Menge aufnehmen.“ Seinen schwerwiegenden Verdacht formulierte er mit anderen Experten in der „Göttinger Erklärung“ von 2017, die im Nachhinein von mehr als 400 Tierärzten unterzeichnet wurde. Unterstützung erhält Ernst-Günther Hellwig u.a. auch von Monika Krüger, Direktorin des Instituts für Bakteriologie und Mykologie an der Universität Leipzig, die von einem „seuchenhaften Geschehen“ spricht.
Das alles würde weitreichende Folgen nach sich ziehen. Denn die Düngemittelverordnung in Deutschland (In Luxemburg dürfte es kaum anders sein) besagt, dass nur Dünger ausgebracht werden darf, der für Mensch und Tier unschädlich ist. Gärreste mit Botulismusbakterien aber müssten als Schadstoffe wie Sondermüll behandelt werden. Das wäre ein herber Rückschlag für die Biogasindustrie, die dagegen Sturm läuft, weil sie ihre Wirtschaftlichkeit massiv gefährdet sieht.
Immer mehr Experten warnen auch vor einer möglichen Gesundheitsgefahr durch EHEC-Keime in Biogasanlagen, die Gülle von Rindern verwerten und damit auch mögliche Krankheitserreger aufnehmen, die in Gärresten auf die Felder ausgebracht werden. Spezialisten sind sich einig darüber, dass in vielen Anlagen, die bei Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad betrieben werden, keine umfassende Hygienisierung stattfindet. Henriette Mietke-Hofmann, Expertin in der Abteilung Mikrobiologie in der Staatlichen Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft in Dresden, geht sogar davon aus, dass sich dabei die Gefahr noch erhöht: „EHEC ist eine besondere Form von E-Coli und E-Coli ist ein ganz normaler Darmerreger, der in der Gülle vorhanden ist und der sich unter anaeroben Bedingungen, unter Luftabschluss, vermehren kann. Bei 37 Grad Celsius fühlt sich der Erreger sehr wohl. Er vermehrt sich und stirbt nicht ab.“
Dipl. Ing. Erwin Pfundtner von der Düngemittelüberwachung bei der Agentur für Gesundheit und Nahrungsmittelsicherheit (AGES) in Wien nimmt das Problem nicht weniger ernst: „Unter den organischen Düngemitteln haben Gärreste sicher das höchste Belastungsrisiko mit EHEC-Keimen.“
Zu weiteren Gefahrenquellen in den Gärresten gehören auch die als Krankenhauskeime bekannten ESBL- und MRSA-Bakterien, die gegen die meisten Breitbandantibiotika resistent sind. „Rückstände von Antibiotika aus der Tierhaltung sowie antibiotikaresistente ESBL- und MRSA-Bakterien wurden bereits in Gülle und Gärprodukten nachgewiesen“, stellte das Umweltbundesamt in Berlin bereits Ende 2013 fest.
Tja H. Oth, und weiter, scheinen Experte auf dem Gebiet zu sein?
Moderne Alchimisten, die aus Scheisse « Kohle » machen wollen.
Wer ist denn bei uns eigentlich dafür zuständig? Wirtschafts-, Landwirtschafts- , Umwelt-, oder Scheissegalhauptsacheesbringtkohleministerium?