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KlangweltenEmpire State Bastard: Ernstzunehmendes Nebenprojekt

Klangwelten / Empire State Bastard: Ernstzunehmendes Nebenprojekt
 Foto: Empire State Bastard/Gavin Smart

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Mit „Rivers of Heresy“ ist am Freitag das Debüt-Album von Empire State Bastard erschienen. Die Band setzt dabei ein Ausrufezeichen, wie anspruchsvolle, harte Musik klingen kann.

Riffattacken, knallendes Schlagzeug, dann ein Break und die Andeutung, es könnte brutalstes Death-Metal-Geknüppel folgen, genauer gesagt: Grindcore. Doch der Schreigesang wird kurzzeitig melodiös. Aber wirklich nur kurz. Dann schreit der Mann am Mikrofon im Auftaktsong „Harvest“ wieder so wie Mike Patton (u.a. Faith No More, Mr. Bungle und Fantomas) in seinen wildesten Phasen. Der, der seine Stimmbänder dermaßen strapaziert, ist allerdings Simon Neil und bekannt als Sänger und Gitarrist der erfolgreichen schottischen Alternative-Rock-Band Biffy Clyro. Im Februar 2002 lernte der den Gitarristen Mike Vennart kennen, als dessen mittlerweile aufgelöste Rockband Oceansize sich mit Biffy Clyro eine Bühne teilte. Sie freundeten sich schnell an und Vennart half in der Folge gar bei den Schotten als zusätzlicher Live-Gitarrist aus. Mit der Zeit reifte in ihnen die Idee, eine gemeinsame Band zu gründen, die unkonventionell, hart und avantgardistisch sein soll. Daraus wurde Empire State Bastard.

Musikalisch gehen sie wirklich keine Kompromisse ein und servieren die wohl extremsten Songs ihrer Karrieren. Vennart umschreibt diese als „ein Spektrum unterschiedlichster Versionen reiner Klangvernichtung. Ich habe Songs geschrieben, die nichts direkt miteinander zu tun haben, aber ich glaube, dass sie sich alle miteinander anfreunden. (…) Ich machte mich daran, die verdammt giftigste, abscheulichste Musik zu schreiben, die mir möglich war – einfach ungekürzten Hass in musikalischer Form.“ Und Neil? „Ich stellte mir meine Stimme als eine Auswahl an Instrumenten vor, die ich an verschiedenen Stellen in den Liedern einsetzen konnte.“ Dazu schrieb er misanthropische und nihilistische Texte.

Musikalisches Ausrufezeichen

Um diesen grandiosen Lärm abzurunden, fragten sie spontan einen ganz besonderen Mann: Denn für die Aufnahmen zu ihrem Debütalbum „Rivers Of Heresy“ konnten sie keinen geringeren als den früheren Slayer-Schlagzeuger Dave Lombardo gewinnen, der die Band auch live begleitet. Er hämmert zielgenau aufs Schlagzeug ein, während Neil seine Wut rausschreit und Vennart in seiner Kaskade an Gitarrenriffs noch deutlich erkennbare Melodien platziert: siehe „Harvest“, „Blusher“ oder „Stutter“.

Wer weiß, ob diese Band noch mehr Songs schreiben wird. Klar ist aber, dass „Rivers Of Heresy“ interessanter klingt als das Gros der aktuellen Veröffentlichungen aus dem härteren Bereich. Man sollte Empire State Bastard also nicht unterstellen, aus Jux gehandelt zu haben oder zusätzliche Einnahmen generieren zu wollen. Sie setzen ein musikalisches Ausrufezeichen und zeigen, wie spannend und anspruchsvoll harte Musik klingen kann.

Wertung: 8 Punkte