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Eine Pfadfinderbewegung im Wandel: „Lëtzebuerger Guiden a Scouten“ feiern 100. Geburtstag

Eine Pfadfinderbewegung im Wandel: „Lëtzebuerger Guiden a Scouten“ feiern 100. Geburtstag

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Mit rund 5.500 Mitgliedern sind sie die größte im Land bestehende Pfadfinderorganisation: In diesem Jahr feiern die „Lëtzebuerger Guiden a Scouten“ (LGS) 100-jähriges Bestehen. Am Samstag wurde mit einem Fest in Mersch, in Luxemburg-Stadt und Esch/Alzette an gleich drei Orten das Jubiläum ausgiebig gefeiert.

Von Olivier Halmes (Text und Fotos)

Die traditionell katholischen „Lëtzebuerger Guiden a Scouten“ wurden 1919 als Gegenbewegung zur laizistischen FNEL („Fédération nationale des éclaireurs et éclaireuses luxembourgeois“) ins Leben gerufen. Die nicht-religiösen Pfadfinder sind älter und konnten schon 2014 ihr 100-jähriges Fest begehen. Seit 1945 sind die beiden Organisationen in Luxemburg unter einem gemeinsamen Dachverband vertreten.

Anfangs nur Jungen und Männern vorbehalten, wurden 1938 schließlich die „Lëtzebuerger Guiden“ gegründet, die auch Mädchen und Frauen den Zugang zu den Pfadfindern ermöglichten. Erst 1994 wurde die Geschlechtertrennung aufgehoben und die beiden christlich orientierten Verbände fusionierten zu der heutigen LGS. Zum Vergleich: Bei der FNEL wurden schon seit 1966 Mädchen aufgenommen.

Bruch mit Erzbistum

Aber auch in Sachen Religiosität ist es im Lauf der Zeit zu einem Wandel gekommen. Eingangs der katholischen Lehre verpflichtet, sind die LGS heute pluralistisch in diesen Dingen orientiert. Im Sinne einer Modernisierung wurde beschlossen, sich auch anderen Konfessionen zu öffnen. 2012 kam es in Luxemburg-Bonneweg zur Gründung einer muslimischen Pfadfindergruppe.

Die Bemühungen zur Neuausrichtung der LGS führten 2015 jedoch zu einem Bruch mit dem Erzbistum. Als Gegenoffensive im Versuch, die Uhr zurückzudrehen, wurden auf Initiative des Bistums die „Europa-Scoute vu Lëtzebuerg“ ins Leben gerufen.

Der Verein zählt sich zur Pfarrei Saint-Joseph, der hauptstädtischen Pfarrkirche auf dem Limpertsberg. Unter den Gründungsmitgliedern ist Erzbischof Jean-Claude Hollerich. Die beiden Scoutsverbände FNEL und LGS gingen daraufhin vehement auf Distanz zur der Neugründung. In einer schriftlichen Stellungnahme vom 28. März 2017 heißt es dazu:

„Ce mouvement, qui n’est reconnu ni par l’Organisation mondiale du mouvement scout ni par l’Association mondiale des guides et des éclaireuses, est un mouvement catholique en dehors du scoutisme officiel fondé par Robert Baden-Powell. Cette association née en Autriche est connue pour ses pratiques conservatrices.

Les LGS et la FNEL, membres fondateurs de l’Organisation mondiale du mouvement scout, se distancient du mouvement ‹Europa-Scoute vu Lëtzebuerg› ou ‹Guides et Scouts d’Europe du Grand-Duché de Luxembourg ad experimentum› qui ne représente, à leurs yeux, ni les valeurs scout qui sont entre autres le respect, la tolérance, l’adaptation et l’esprit critique, ni les principes du Mouvement scout reconnu.“

Aktuell zählen die LGS insgesamt 56 Ortsgruppen in Luxemburg.