Mit seinem farbigen Food Truck kämpft der junge Luxemburger Pit Reger nicht nur gegen den Hunger auf Festivals und Sportevents in der deutschen Hauptstadt, sondern auch für Nachhaltigkeit und mehr Transparenz im Konsum.Das Tageblatt ihn auf dem Berlin Triathlon besucht.
Von Monica Camposeo
Burger essen ist keine einfache Disziplin. Eine Triathletin, noch im nassen Badeanzug, nimmt den Kampf mit dem Burger auf. Bei jedem Bissen quillt die Soße unter dem Patty heraus. Um die Geschmackskombination der verschiedenen Zutaten zu schmecken, hat sie auch keine Angst, das halbe Gesicht für den perfekten Bissen in den Burger zu stecken. Das Glücksgefühl steht der Frau ins Gesicht geschrieben. Denn nach der sportlichen Anstrengung kommt so ein Burger wie gerufen.
Das weiß auch Pit Reger aus eigener Erfahrung. Schon in Kinderschuhen hat er regelmäßig an Triathlon-Wettbewerben teilgenommen. Als er dann vor sieben Jahren anfing, vegan zu leben, fiel ihm auf, dass sein Essen nach dem Wettkampf immer gleich aussah: Pommes mit Senf oder Ketchup. Eine Art veganes Notfallessen, auf Dauer langweilig und auch nicht sonderlich gesund.
«Für mich war die Umstellung auf veganes Essen überhaupt nicht kompliziert. Aber wenn ich dann mal auf Veranstaltungen war, merkte ich schnell, wie wenig Alternativen es zur klassischen Bratwurst gibt. Das wollte ich ändern.»
Die Idee
Für seine Bachelorarbeit im Studiengang Kommunikationsdesign an einer Berliner Hochschule entwickelte er die Marke «Réger Burger». Mit «accent aigu» wohlgemerkt, denn alles, was Französisch klingt, verkaufe sich in Deutschland besser.
Damit die ganze Arbeit nicht nur für eine gute Note war, sucht Pit nach seinem Abschluss eine Person, die mit ihm die Idee vom Food Truck in die Realität umsetzen will. «Ob Berlin oder Luxemburg, hat da erst mal keine Rolle gespielt. Nur hat es in Luxemburg mit niemandem so richtig gefunkt. Und in Berlin war die Auswahl der Bewerbungen natürlich größer.»
Nach einigen Vorstellungsgesprächen ist dann Sebastian Frank der neue Geschäftspartner geworden. Seit November 2015 stehen sie nun schon zusammen hinterm Grill, schnippeln auf kleinstem Raum Tomaten und wenden Burger-Patties, bis sie goldbraun sind. Dabei steht für Pit aber nicht unbedingt das Business an erster Stelle.
Er will mit seiner Marke vor allem transparent sein. Wer bei Réger Burger für 7 Euro eine der Kreationen mit Namen wie «No Girlfriend Burger» oder «Tempting Tempeh Burger» bestellt, sieht neben der Kasse eine Liste der Zutaten und Faktoren, die den Preis eines Burgers beeinflussen.
Das Erfolgsrezept
Wenn Pit von seinem Food Truck erzählt, wird eines schnell klar: Es sind die Leidenschaft und die Überzeugung, die ihn antreiben, an rund 100 Tagen im Jahr mit seiner Küche auf Rädern zu Events zu fahren. In einer Stadt wie Berlin, in der vegan sein manchmal eher wie eine Verkaufsstrategie und weniger wie persönliche Überzeugung rüberkommt, ist es erfrischend, auf jemanden zu treffen, für den Geschmack und Qualität noch an erster Stelle stehen. Dass alles, was bei Réger Burger verkauft wird, vegan ist, ist für Pit mehr eine Selbstverständlichkeit als ein Grund, damit Werbung zu machen. «Es kommt vor, dass Leute erst nach dem Essen merken, dass da ja gar kein Fleisch drin war. Dann sind sie immer positiv überrascht.»
Ja, vegan kann lecker sein. Ist die Kundschaft erst mal durch das gelungene Marketing, die schrillen Farben und den guten Geruch auf den Food Truck aufmerksam geworden, können die Geschmackskombinationen mit knusprigen Nachos, einem Patty aus schwarzen Bohnen oder Bärlauch-Pesto allemal überzeugen, ganz egal ob Veganer oder Nicht-Veganer.
Die Mikrorepublik
Damit die Burger aus pflanzlichen Zutaten nicht nur unterwegs, sondern auch an einem festen Standort in Berlin verkostet werden können, soll im August die «Neue Republik Réger» im Stadtteil Friedrichshain ihre Türen aufmachen.
Im Restaurant sollen auch verschiedene Veranstaltungen wie Zauber- oder Drag-Shows, Workshops und Partys stattfinden. «Wir wollen so was wie eine Mikrorepublik gründen, in der niemand ausgeschlossen wird.» Besonders wichtig ist deshalb auch, eine kostengünstige Alternative auf der Menükarte zu haben, wie zum Beispiel eine Biermarke für 1,50 Euro. Denn ein netter Abend mit dem Freundeskreis soll sich schließlich jeder leisten können.
Die Speisen bleiben natürlich vegan und sollen wie auch jetzt im Food Truck aus zumeist Bio- und regionalen Produkten hergestellt werden. Durch Crowdfunding haben Pit und sein Team bereits das Startkapital zusammen, jetzt stehen noch die Renovierung und dann schließlich die Eröffnung auf dem Plan. Der Food Truck wird natürlich weiterhin auf den Straßen der Republik rollen und vielleicht ja auch mal bis nach Luxemburg kommen.
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