Wir gehören zu einer Generation, die den zweiten Krieg „zum Nonstop-Reinschalten“ miterlebt. Schon Anfang der 2000er-Jahre standen CNN und NBC aufgrund der Berichterstattung – eines vom Pentagon kontrollierten Nachrichtenflusses – aus dem Irak in der Kritik: „Die so mächtige Medienmaschine schmort im eigenen Saft. Nie zuvor gab es einen Krieg, in dem mit mehr Aufwand so wenig berichtet wurde, dafür aber live und nonstop“, schrieb der Spiegel 2003. Der Hintergedanken dieses „eingebetteten Journalismus“ für die USA war damals, den Rückhalt in der eigenen Heimat zu stärken.
Zwanzig Jahre später erledigt genau das die gigantische Social-Media-Maschinerie – auf beiden Seiten. Von Twitter über Facebook bis hin zur Unterhaltungsapp TikTok – der Alltag im Web ist zum Kriegsschauplatz für die ganze Welt geworden. Erschütternder Horror, unzensiert und verstörend, in riesigen Mengen. Seien es herzzerreißende Abschiede von Familienvätern, brutales Vorgehen gegen Demonstranten in Russland oder Bilder von schwarzem Rauch hinter zerbombten Wohnhäusern: 2022 wird als Comment-and-share-Krieg in die Geschichte eingehen – ein massiver Informationskrieg, in dem Propaganda und „Fake News“ zu massenmanipulierenden Zwecken genutzt werden.
Mit seinen Worten „Die Menschen glauben viel leichter eine Lüge, die sie schon hundertmal gehört haben, als eine Wahrheit, die ihnen völlig neu ist“, wird der österreichische Schriftsteller Alfred Polgar vom „Deutschen Redaktionswerk“ zitiert. Der Blick auf das Smartphone soll also bewusst Stimmung machen, „Brainwashing“ vom Feinsten. Eine der rezenten Pannen des Kreml war das gefälschte „Live-Video“ der Rede des Präsidenten, dessen Zeit auf der Armbanduhr nicht mit der Ausstrahlung übereinstimmte. Auch den Beschuss eines Kindergartens wollte man der Ukraine anhängen. Die Lokalisierungsdaten der Artilleriegranate bewiesen allerdings, dass sie aus einem von prorussischen Separatisten besetzten Ort abgefeuert wurde.
Ein Zeichen gegen diese „giftige und schädliche Desinformation in Europa“ (Ursula von der Leyen) setzte am Montag die Luxemburger Post und strich den Fernsehsender „RT – Russia Today“ aus dem Bouquet. Die sozialen Medien sind dagegen nicht einzuschränken. Sie werden neben ihrem Nutzen als schnelle Informationsquelle ebenso zur permanenten und grobmaschigen Verbreitung von leichtsinnigem Halbwissen und Lügen zweckentfremdet. Die chinesische App TikTok, deren Nutzerzahl auf eine Milliarde geschätzt wird, bedient sich eines Algorithmus – und beliefert ihre User nach deren Interessensvorlieben. Als „the wrong side of TikTok“ werden Videos betitelt, die das Gegenteil der eigenen Meinung veranschaulichen. Je tiefer man in dieses „Doomscrolling“ (übermäßig viel Bildschirmzeit in Zusammenhang mit negativen Nachrichten) reinrutscht, umso schwieriger wird es, wieder rauszukommen.
Experten raten zum dosierten Umgang mit Social Media. Denn die harte Realität des Krieges wird weiterhin gefilmt und geteilt werden. Viel wichtiger wird es sein, gezielt Informationsmanipulation zu entlarven. Wer etwas im Netz teilt, sollte sich sicher sein, dass die Quelle vertrauenswürdig ist. Mit „RT“ hat der Kreml schon eine seiner Waffen in Europa verloren. Es bleibt allerdings ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Ech senden nach emmer! Awer keen lauschtert maer no.
Wann stoppt die SES die Austrahlung des putinistischen Senders über ihre Satelliten?
@jangleyder -genee, domat ass dem Ukraineschem Vollek och gehollef. Esou einfach ass et. ??
Iwer Satellit war RT de Moien um 07h00 via de letzebuerger SES-Astra nach ëmmer fräi ze gesin, an daat gëlt fir ganz Europa.
Den Här Ferdinand Kayser schéngt net ze wëssen, wat a sengem Betrieb leeft. Awer drop hiweisen, dass d‘SES elo der Ukrain anerwäertig hëlleft, daat kann en.
Komesch, bei mir leeft den RT nach …. Ass wuel net genuch gedéint ginn - kennt nach „saft“