CoronavirusEin kleines Virus hat teure Folgen für die Weltwirtschaft

Coronavirus / Ein kleines Virus hat teure Folgen für die Weltwirtschaft
In China hofft man, das Schlimmste hinter sich zu haben. Nach und nach nehmen die Fabriken ihre Arbeit wieder auf. Foto: AFP/Noel Celis 

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Das Coronavirus selbst ist eben erst in Luxemburg angekommen. Die Wirtschaft spürt es jedoch bereits seit einigen Wochen. Sowohl in China als auch hierzulande. Die Situation wird wohl bleibende Folgen hinterlassen.

Seit Jahren ist China der Motor der Weltwirtschaft. Doch ein Virus hat den Motor ins Stottern gebracht. „In den meisten Städten in China sieht es so leer derzeit aus wie in Luxemburg am Weihnachtstag“, so Fabrice Jacob, Geschäftsführer von JK Capital in Hongkong. „Restaurants, Kinos und Nachbarschaftsläden sind geschlossen. Hunderte Städte sind betroffen.“

„Kurzfristig sind die Folgen dramatisch“, so der Asien-Experte weiter. „Die Wirtschaft dreht sehr langsam.“ Dass China derzeit, im ersten Quartal, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch mit einem Wachstum der Wirtschaft um 4 bis 5 Prozent rechnet, liege am Basiseffekt. In den letzten drei Quartalen 2019 wurde starkes Wachstum verbucht. „Vergleicht man jedoch die ersten drei Monate des Jahres 2020 mit den letzten des Vorjahres, dann redet man wohl von einem Einbruch um die zehn Prozent.“

Doch nicht nur China ist betroffen. Die Folgen sind weltweit spürbar. So berichtete beispielsweise das deutsche Ifo-Institut letzte Woche, dass sich die Stimmung unter den deutschen Exporteuren verschlechtert hat. „Die Ifo-Exporterwartungen der Industrie sind im Februar von plus 0,8 auf minus 0,7 Punkte gefallen“, schrieb das Institut. „Die Entwicklungen rund um das Coronavirus lassen kurzfristig kaum auf Besserung hoffen.“

Doch während in Deutschland nur die Exporte schwächeln, steht in China fast die gesamte Wirtschaft still. Geschätzt sind derzeit erst 30 bis 35 Prozent der Arbeiter aus ihrem verlängerten Urlaub zu ihren Jobs zurückgekehrt.* Vor zwei Wochen waren es deutlich weniger. „Doch das kann nicht länger so bleiben“, sagt Jacob. „Sonst gibt es eine wirtschaftliche Katastrophe.“

Der Einbruch der Produktion muss gewaltig sein. Im Normalfall sind viele Transportmittel leer, wenn sie nach China kommen – gefüllt kehren sie dann zurück. Doch Mitte Februar teilte die Gesellschaft Cargolux mit, dass „der Ausbruch der Covid-19-Epidemie (…) leider einen erheblichen Einfluss auf die Nachfrage nach Luftfracht aus China hat, da viele Fabriken noch nicht wieder geöffnet sind.“ Angesichts dessen würden die Flugfrequenzen nach China reduziert.

Angst vor riesiger Pleitewelle

Fabrice Jacob unterstreicht, dass kleine Betriebe in China für 60 Prozent der Wirtschaftsleistung und für 80 Prozent der Beschäftigung stehen. Diese haben, laut einer Umfrage von Bloomberg, nur sehr begrenzte Geldreserven: Ein Drittel von ihnen nur genug für einen Monat. Ein weiteres Drittel genug für zwei Monate. „Und solange die Geschäfte geschlossen bleiben, fallen die verfügbaren Reserven. Seit bereits zwei Wochen. Das ist schlecht. Dann können Unternehmer die Löhne nicht mehr zahlen. Etwas muss passieren, sonst steht China vor einer Welle an Firmenpleiten.“

Besonders hart wurde dies vergangene Woche in einem Zeit-Artikel beschrieben: „Viele chinesische Unternehmen werden die Epidemie wohl nicht überleben. (…) Der Pekinger Ökonom Hu Xingdou geht davon aus, dass ein Drittel bis Ende des Jahres bankrottgehen werden.“

Fabrice Jacob ist optimistischer. Er sieht das Land auf dem richtigen Weg. „Das Virus entfernt sich“, so der gebürtige Franzose. „Die Zahl der Fälle außerhalb der Provinz Hubei (Hauptstadt Wuhan) ist am Fallen. Die Zahl der Toten liegt insgesamt bei etwa 2.900 – und nur rund 100 außerhalb von Hubei. Die Regierung ist ziemlich gut beim Einzäunen des Virus.“

Die Provinz Hubei mit ihren 56 Millionen Einwohnern hat 6.000 Kilometer Grenze, „und alles ist abgeschlossen. Keiner kommt rein. Keiner kommt raus. Hafen und Flughafen sind geschlossen.“ Das Verlassen der Wohnungen ist verboten. Einkaufen ist nur möglich mit einer Sondererlaubnis und im Namen einer Gruppe von Menschen. Diese Maßnahmen erklären, warum die Zahl der Todesfälle außerhalb der Provinz so niedrig geblieben ist, so Fabrice Jacob.

„China ist gut im Eingrenzen des Virus“, wiederholt er. Gleichzeitig fragt er sich, wie es in Italien weitergehen wird. „Ich frage mich, ob die das Gleiche hinkriegen wie in China. Ist das, was in einer Diktatur möglich ist, auch in einer Demokratie möglich? Es bleibt spannend.“

„Die Wirtschaft hängt viel von der Psyche der Leute ab“

Während in China eine gewisse Beruhigung der Lage eintritt, steigt die Verunsicherung im Rest der Welt. „Konnte man letzte Woche noch denken, es sei nur das erste Quartal betroffen … und auf einen Aufholspurt im Rest des Jahres hoffen“, sagt Carlo Thelen, Direktor der Luxemburger Handelskammer, „diese Woche aber sieht man: Es ist nicht auf Asien begrenzt, eine globale Epidemie. Die Effekte sind viel brutaler. Sie sind europaweit zu spüren. Auch in Luxemburg.“

Fabrice Jacob lebt seit 25 Jahren in Hongkong
Fabrice Jacob lebt seit 25 Jahren in Hongkong Foto: JK Capital

„Luxemburg als offenes Land ist mehr betroffen“, so Thelen weiter. Der Anteil Chinas an den Exporten und Importen Luxemburgs sei zwar relativ gering, aber die wichtigsten Handelspartner würden getroffen. Etwa Deutschland. In Mitleidenschaft gezogen wurden beispielsweise auch bereits einige Luxemburger Unternehmen, die Produktionsstätten in China haben, oder chinesische Restaurants. Auch die Tourismusindustrie im Lande spürt das Ausbleiben der chinesischen Touristen. Anbieter von Reisen in alle Richtungen haben derzeit mit sich häufenden Absagen zu kämpfen.

Die Sicht in die Zukunft ist ungewiss, so der Vertreter der Luxemburger Unternehmen: Wie reagieren mögliche Touristen? Leute stellen sich heute sehr viele Fragen. Auch die Märkte haben reagiert. „Wir haben keine Panik. Das Virus ist nicht tödlicher als die normale Grippe“, so Thelen. „Die Auswirkungen werden wohl tief greifend sein. Wenn Verbraucher sich Sorgen machen, sind sie weniger konsumfreudig. (…) und wir sind erst am Anfang. Ich denke, wir haben viel mehr Fälle als offiziell ausgewiesen. Das Drama ist jedoch die Verunsicherung der Menschen. Die sehen, dass da Menschen sterben, dass in China Millionen Menschen in Quarantäne sind und nun Europa betroffen ist. Die Wirtschaft hängt viel von der Psyche der Leute ab.“

Kein Wachstum ohne Arbeiter

Auch Fabrice Jacob redet viel von Psychologie: „Die Börsen entwickeln sich unterschiedlich. In Asien wurde am 3. Februar ein Einbruch verzeichnet, aber seitdem geht es wieder von Hoch zu Hoch – trotz Virus. Die lokalen Akteure sind wohl nicht so besorgt.“ Es sehe aus, als sei der Virus erfolgreich eingegrenzt worden. „Das Schlimmste scheint bereits hinter uns“, so Fabrice Jacob. Nur die Börse in Hongkong, an der viele Ausländer handeln, habe anders reagiert. „Das hat mit der Panik in den USA zu tun.“ Und natürlich gebe es sektorielle Unterschiede: Fluggesellschaften, Ölfirmen, Banken und Hotelketten brechen ein, während beispielsweise Pharmafirmen gewinnen.

Die nun größte Herausforderung in China sei es, das Land wieder zu öffnen, so der Finanzexperte. Chinas Regierung hat ihre Ziele für das Jahr 2020 beibehalten. Im Rest des Jahres soll die Wirtschaft auf Aufholjagd gehen. „Die Auftragsbücher sind weiter gewachsen. Die müssen nun mit Überstunden abgearbeitet werden.“ Zudem hat die Regierung bereits steuerliche und geldpolitische Maßnahmen angekündigt, um den betroffenen Unternehmen zu helfen.

Die Fabriken müssen wieder öffnen

„Doch diese Maßnahmen funktionieren nur, wenn die Menschen auch arbeiten“, so der Franzose, der seit 25 Jahren in Hongkong lebt, weiter. „In Europa fehlen Ersatzstücke. Die Flughäfen in Peking und Schanghai sind offen – aber es gibt keine Arbeiter.“ Die größte Herausforderung sei es daher, die Menschen wieder zur Arbeit zu bringen, um die Wirtschaft wieder zu öffnen.

„Diese Rückkehr zu den Fabriken von Millionen Menschen birgt natürlich das Risiko eines neuen Ausbruchs“, so Fabrice Jacob weiter. „Das ist ein Dilemma. Aber die Fabriken müssen wieder öffnen. Sie haben keine Wahl.“ Nur die Provinz Hubei soll abgeriegelt bleiben. Danach gebe es zwei Möglichkeiten. Erstens: Es gibt keine zweite Ansteckungswelle und die Wirtschaft kann Verpasstes aufholen. Oder zweites: Es kommt zu einer zweiten Ansteckungswelle. „Dann wäre ich sehr pessimistisch. Viele Pleiten könnten folgen.“

Doch wie auch immer es nun in Italien oder in China weitergehen wird, klar „ist bereits, dass zahlreiche Konzerne mit vielen Zulieferern aus China nun auf der Suche nach langfristigen Auswegen aus der Abhängigkeit von nur einem Land sind. Selbst, wenn es mehr kostet.“ Weltweit seien aus Firmenzentralen solche Vorgaben eingetroffen.

Bei den Luxemburger Firmen scheint das noch kein Thema zu sein. Ja, die Lieferketten seien unterbrochen und die Firmen am Überlegen, so Carlo Thelen. „Solange das nur zeitlich befristet ist, ist dies kein Problem … Doch je länger es dauert.“ China sei ein zu wichtiger Partner, um ihm so schnell den Rücken zu kehren.

Doch das sind langfristige Fragen. Vorerst schreitet das Virus weiter voran. Aus rund 50 Ländern werden mittlerweile Fälle gemeldet. Auch in Europa wächst die Zahl. Immer mehr Großveranstaltungen werden abgesagt. All diese Maßnahmen werden nicht ohne Folgen für die Konjunktur bleiben. Und gerade in Europa ist das Wachstum nicht besonders hoch. Manche Experten warnen bereits vor dem Risiko einer Rezession.

Die Gespräche für diesen Artikel wurden vergangene Woche geführt. Mittlerweile geht China wieder „an die Arbeit“, fügte Fabrice Jacob am gestrigen Montag hinzu. Es werde geschätzt, dass aktuell bereits rund 50 Prozent der Arbeiter wieder in ihren Fabriken seien. In neun Provinzen (von 31) sei das Notfall-Niveau gesenkt worden. Auf den Straßen gebe es wieder Staus und Geschäfte seien wieder geöffnet. Die Zahl der täglich neu auftretenden Todesfälle in ganz China, außerhalb der Provinz Hubei, sinke kontinuierlich weiter und bewege sich nun im niedrigen einstelligen Bereich.

André
3. März 2020 - 19.30

Ein kleines Virus hat .... Et ass eng Wiederhoulung. Ein kleines Mädchen (Greta) hat Folgen ... Bravo Medien Bravo Politiker, déi sech dreiwwen loossen

Justin
3. März 2020 - 17.41

De Gesiichtsmaske-Business floréiert, genee wéi den Desinfektiouns-Business an de Prepper-Business, et sinn net all Sparte betraff.