Nach den beiden dramatischen Covid-Jahren blickt Koepp wieder mit verhaltenem Optimismus in die Zukunft. Auch dank der staatlichen Unterstützung, die größer war als in den anderen europäischen Ländern, konnten quasi alle Unternehmen die beiden vergangenen Jahre überleben, auch wenn jetzt weitere Unterstützung notwendig sei, besonders um Kredite abzahlen zu können und um Investitionen in die Zukunft zu finanzieren. Immerhin läuft die Möglichkeit zum „chômage technique“ (staatlich finanzierte Teilzeitarbeit) in dem Wirtschaftssektor bis Ende 2022 weiter, auch wenn die Summen graduell zurückgefahren werden.
Es sei denn auch die richtige Entscheidung gewesen, auf Dialog und Zusammenarbeit mit der Regierung zu setzen, dies zu einem Zeitpunkt, als der Verband vor einer Zerreißprobe stand. Wirte demonstrierten regelmäßig gegen die vom Parlament beschlossenen Schließungsmaßnahmen für Restaurants und Cafés und sparten nicht mit Kritik an der Föderation, die eher konsensuell vorging. Die langfristiger orientierte Vorgehensweise der Föderationsverantwortlichen gab diesen schließlich recht; siehe oben …
Um dem Investitionsstau, der durch die Pandemie entstanden ist, entgegenzuwirken und um für einen nachhaltigen Aufschwung in der Branche zu sorgen, fordert die Horesca eine Art Marshallplan auf EU-Ebene, und dies für einen Zeitraum von fünf Jahren. In dem Zusammenhang verweist François Koepp auf eine Studie aus dem Jahr 2013, die wenig an Aussagekraft verloren hat und besagt, dass jeder Arbeitsplatz im Gaststättengewerbe einen weiteren Job generiert.
30 Prozent Umsatzverlust 2021
Das Jahr 2021 bedeutete für den Sektor einen Umsatzverlust von durchschnittlich 30 Prozent, so der Generalsekretär, der allerdings auf die starken Unterschiede der verschiedenen Bereiche hinweist. So verbuchte die Stadthotellerie im vergangenen Jahr ein Minus von bis zu 60 Prozent, über Land betrug der Rückgang im Vergleich zu 2019 „nur 40 Prozent“. In der Gastronomie belief sich der durchschnittliche Verlust 2021 (im Vergleich zu 2019) auf 30 Prozent.
Eine wichtige Hilfe für die Beherbergungsbetriebe seien die staatlichen Übernachtungsbons gewesen, die viel genutzt worden seien und die auch einen nachhaltigen Charakter gehabt hätten, so Koepp. Viele Menschen im Land hätten Gefallen an Wellness- oder Gastronomie-Wochenenden in heimischen Hotels gefunden.
Problematisch sei allerdings in den touristischen Regionen, wie etwa der „Kleinen Luxemburger Schweiz“, dem Müllerthal und Umgebung also, die abnehmende traditionelle ältere Kundschaft aus Belgien und den Niederlanden. Es gibt sie zwar noch, allerdings können die Unternehmen sich nicht mehr wie in der Vergangenheit ausschließlich auf sie verlassen. Wer als Tourist nach Luxemburg kommt, ohne eine Schönwettergarantie zu haben, und dies bei bei oft höheren Preisen als in südlichen Gefilden, dem reichen schöne Landschaft und hervorragende Gastronomie nicht mehr; ansprechende Animation gehöre heute dazu, zumal in einigen Regionen mittlerweile die Zahl der Hotels abnimmt und so die Region als solche schwerer zu verkaufen ist.
Für Billigtourismus, so Koepp, sei Luxemburg zu teuer; der Qualitätstourismus komme nur langsam in die Gänge und der lange schwerpunktmäßig beworbene Kongresstourismus sei auch durch Corona ausgebremst worden.
Kein Wunder also, dass viele traditionelle Hotels Nachwuchssorgen haben und die Erben nicht unbedingt in die Branche einsteigen wollen. Die Hotelbranche kennt demnach weiterhin große strukturelle Probleme, die nicht an Covid festzumachen sind, die allerdings durch die Pandemie verschärft wurden.
Volle Terrassen im März
Das Jahr 2022 unterstützt hingegen bislang den Koeppschen Optimismus durch seinen sonnigen März, der für volle Terrassen und gute Umsätze sorgte. Der Föderationsverantwortliche vermutet ein pandemiebedingtes Umdenken bei den Gästen der Restaurants, die nun stärker auf Qualität bedacht seien und vom Restaurant stärker als bislang eine „Geschichte“, ein Erlebnis verlangten: Wer besonderen Service, eine außergewöhnliche Atmosphäre oder besondere Spezialitäten bietet, habe bessere Chancen auf dem Markt als die Konkurrenz. Auch die Speisen zum Mitnehmen oder die während Covid vielerorts eingeführten Lieferdienste würden nicht wieder komplett verschwinden, sondern seien ein Trend mit Erfolgsaussichten. Hybride Restaurants haben laut Koepp Zukunft.
Probleme bereitet der Branche weiterhin und stärker als bislang die Personalnot. Während Covid hat der Sektor rund 2.000 Mitarbeiter verloren, die auch nicht zurückzugewinnen seien. Die Ursache für den Personalmangel sieht der Generalsekretär der Horesca weniger in den Löhnen als in der Lebensqualität, die unter einem Job im Gastgewerbe mit langen Abenden sowie Wochenend- und Feiertagsschichten oft leide. Dabei biete die Branche besonders wenig Qualifizierten Einstiegs- und Aufstiegschancen und habe somit immer den Kampf gegen Arbeitslosigkeit unterstützt. Das Angebot an Ausbildungsplätzen zu steigern und konsequent Weiterbildung anzubieten, sind laut Koepp Maßnahmen, die hier gegensteuern könnten.
Mehrkosten steigen aus unterschiedlichen Gründen
Demnach könnte die Branche langsam, aber sicher aufatmen und hoffen, dass die Pandemie künftig nicht noch einen weiteren Strich durch die Rechnung macht, wären da nicht die Kriegsgelüste von Putin und die damit verbundenen gestiegenen Energie- und Materialkosten, die bislang bereits bei 30 Prozent liegen. Für den Verband ist auch der Index aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht hilfreich und die Ankündigung einer Mindestlohnerhöhung zum Jahreswechsel gefällt der Föderation, anders als den betroffenen Arbeitnehmern, auch nur bedingt.
Die Arbeit wird der Horesca somit auch 50 Jahre nach ihrer Gründung nicht ausgehen, immerhin aber haben der Verband und die Branche wieder Perspektiven.
Horesca-Showmaster,
all Kommentar überflüssig.
@ erna & J.C. Kemp
Genau richtig, sie haben diese Sorte auch erkannt.
Und entlohnen (wobei man sich fragen darf, ob es das richtige Wort ist) die Angestellten weiterhin mit dem Mindestlohn.
Ich nehme an, sie laufen zu alter Größe auf und fragen nach Beihilfen, Steuererleichterungen, Indexabschaffung und TVA-Reduzierung wie immer?