Am 10. Juli 1970 gründeten mehrere Eisenbahn-Enthusiasten die Vereinigung „Association des musée et tourisme ferroviaires – Train 1900“. Bis zur Aufnahme des ersten Personenverkehrs vergingen drei Jahre. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Arbeiten an der Eisenbahnstrecke Petingen/Fond-de-Gras beförderte vor 50 Jahren, am 4. August 1973, die Museumseisenbahn erstmals Passagiere auf der ehemaligen Bahnstrecke.
40 ehrenamtliche Mitglieder des Train 1900 arbeiten quasi täglich hinter der Kulissen, damit die Dampf- und Diesellokomotiven mitsamt den Personenzügen an den Wochenenden fahren können, wie uns Olivier Broy, Vorstandsmitglied und Fahrplan-Manager, erklärte.
Die Arbeiten in den Werkstätten sind sehr vielfältig. Diese betreffen u.a. Routinearbeiten vor der jeweiligen Inbetriebnahme, wie etwa das Laden von 1,5 Tonnen Kohle pro Lok und das Nachfüllen von Wasser bis zur vollständigen Restaurierung. Unter den emsigen Helfern sind Menschen aus unterschiedlichen Berufssparten. Das seien sowohl Beamte als auch haupt- oder nebenberufliche Handwerker jeder Altersstufen, so Broy. Hinter den Kulissen darf jeder, unabhängig von seinem Wissensstand, mitarbeiten. Der Wille genüge, das technische und handwerkliche Wissen rund um die Dampflokomotiven und Waggons eignen sich Anfänger in der Werkstatt an.
Restaurierung der AEB 5
Die Arbeit in der Werkstatt erstreckt sich von Schreinerarbeiten über Mechanik bis hin zu den Berufen der Metallverarbeitung. Mal müssen neue Eisenteile geschmiedet werden, mal ist es ein Dampfkessel, der für die Fünf-Jahres-Prüfung ausgebaut werden muss. Die Helfer schmieden, schweißen, schleifen, nieten und lackieren Eisenteile. Dies ist aktuell der Fall bei einer AEB 5, die von 1912 bis circa 1974 im Hüttenwerk Belval in Betrieb war. Aktuell sei man dabei, das tonnenschwere Fahrgestell zu restaurieren, wobei verschiedene Teile komplett ersetzt werden müssen. Probleme bei der Restaurierung bereitet aktuell ein Zylinder, der Risse aufweist. Man sei auf der Suche nach einer Gießerei, die einen neuen Zylinder gießen könne, erklärt Olivier Roy.
Unterstützung erhält der Train 1900 von „Proactif“, dies dank der Zusammenarbeit mit der Gemeinde Petingen. Mitarbeiter der sozialen Beschäftigungsinitiative, die sich für Langzeitarbeitslose einsetzt, restaurieren derzeit einen Personenwagen sowie einen Dieseltriebwagen der Marke Uerdingen. „Proactif“ leistet hierbei wertvolle Schreinerarbeiten (zur detailgetreuen Restaurierung der Innenausrichtung) sowie Lackierarbeiten.
Strenges Regelwerk
Das Ehrenamt im Fond-de-Gras erstrecke sich auf weit mehr als nur die Instandsetzung des Fuhrparks; einige der Mitglieder seien selbst Lokführer, vorausgesetzt, sie haben die Prüfungen für die jeweiligen Maschinen bestanden, so Olivier Broy. Intern wende man ein striktes Regelwerk an, um den gesamten Fahrbetrieb zu regeln. Dieses sei auf den Gesetzen der ehemaligen Sekundärbahnen aufgebaut, heißt es im Fond-de-Gras. Auch wenn Museumsbahnen nicht den gleichen Regeln wie bei der CFL unterliegen, so sei es dennoch von Wichtigkeit, die im Bahnverkehr üblichen Bestimmungen anzuwenden, um einen sicheren Fahrbetrieb zu gewährleisten. Dazu gehören auch die technischen Prüfungen des Fuhrparks, die von der CFL und Luxcontrol durchgeführt werden.
Alle Züge und Lokomotiven, die die Strecke befahren, müssen im Büro des „Chef de Gare“ in ein Register eingetragen werden. Der Eintrag umfasst alle Details der Fahrt, der Lokomotive, des Lokführers und Begleiter. Ein kleines, aber wichtiges Detail: Wenn sich ein Fahrzeug auf der Strecke befindet, ist das Register auf dem Pult des Bahnhofvorstehers auf der aktuellen Seite aufgeschlagen. Befährt niemand die Strecke, so ist das Registerbuch geschlossen, wie wir von Olivier Broy erfahren.
Im Büro des Bahnhofvorstehers regelt ein mechanisches Stellwerk die Weichen im Bahnhofsbereich. Auch wenn alles manuell funktioniert, so sind trotzdem „Sicherungen“ eingebaut, die verhindern, dass etwa zwei Züge das gleiche Gleis befahren. Über ein Telefon ist der Bahnhofvorsteher mit den jeweiligen Zügen und Lokomotiven verbunden. Die Lokführer müssen über diese Anlage ihre Fahrerlaubnis einholen.
Viele der Ehrenamtlichen verbringen im Fond-de-Gras fast ihre gesamte Freizeit. Jeden Tag würde in irgendeiner Ecke jemand arbeiten, erklärt Olivier Broy. Samstags treffe man sich in der Gruppe, um gemeinsam an den Projekten zu arbeiten. Um den Zusammenhalt in der Gruppe zu fördern, wird abends nach „Feierabend“ im Café gefachsimpelt. Am Nationalfeiertag unternimmt der Train 1900 einen Jahresausflug ins nahe Ausland.
Der gestrige Sonntag war auch Gelegenheit, ein weiteres Jubiläum zu feiern, jenes der Dampflokomotive Nr. 12. Die Zugmaschine ist die wohl bekannteste Dampflokomotive, die bei Arbed in Differdingen im Einsatz war. Dies wegen ihrer Bauart des Typs T7 der preußischen Staatsbahnen. Die Nr. 12 ist die einzige verbliebene Maschine von den 464 Lokomotiven dieser Bauart, die sich in betriebsfähigem Zustand befindet. Erst vor kurzem wurde die Lok wieder in Betrieb genommen. Der Kessel war in Großbritannien zur Fünf-Jahres-Prüfung gewesen.
Vielen Dank und großartig was dort geleistet wird und wie langzeitarbeitslose Menschen mitmachen dürfen. All die unzähligen Fond-de-Gras sind der beste Beweis dafür.