In der nationalen Fußballwelt ist wieder Ruhe eingekehrt. Besonders, wenn man dieses Fazit auf die Sorgenfalten der Vereinspräsidenten im Tabellenkeller der BGL Ligue bezieht: Es wird zum zweiten Mal in Folge niemand in die Ehrenpromotion absteigen. Als „Entlastung“ beschrieb RM-Hamm-Benfica-Trainer Pedro Resende diese Nachricht vor zwei Tagen.
Aufgrund der hohen Belastung und der regen Aktualität während der englischen Wochen ist das Schnelltest-Debakel, das im Februar einen mächtigen Imageschaden hinterließ, komplett in den Hintergrund gerückt. Stattdessen richtet sich der Blick wieder nach vorne. Die eigentlich als Abstiegskandidaten gehandelten Vereine genießen die Planungssicherheit in Krisenzeiten und beschäftigen sich mit Transfergesprächen und Scouting für die kommende Saison – nicht mit Eventualitäten und Abstiegsängsten: Auch während der zweiten Corona-Saison sieht es auf dem Papier danach aus, als gäbe es in der Nationaldivision nur Gewinner.
Aber ist der Saisonabbruch in den unteren Ligen tatsächlich ein Gewinn für die BGL Ligue? Der Fußballverband kam mit seiner weitsichtigen Entscheidung der Mehrheit der unterklassigen Vereine (rund 60%) entgegen. Dieser frühzeitige Abbruch ist aus mehreren Gründen nachvollziehbar: Die Unsicherheit bezüglich der Infektionszahlen in den nächsten Wochen, die ständigen Unterbrechungen und die Frage, ob überhaupt tatsächlich die Hälfte der Begegnungen hätte ausgetragen werden können – hinterher ist man immer schlauer.
Doch mit diesem radikalen Schlussstrich ist auch die Spannung im Tabellenkeller gestorben. Die betroffenen Vereine haben sich zumindest am ersten Wochenende nach diesem Entscheid nichts davon anmerken lassen und überraschend viele Punkte eingefahren. Aber wie lange werden die betroffenen Spieler diesen Kraftaufwand betreiben, wenn ihnen der Druck fehlt? Wie viel ist die Ehre wert? Zwei Fragen, auf die es erst Ende Mai eine klare Antwort geben kann.
Die Verantwortlichen werden nicht müde, die aktuellen Sonderregelungen immer wieder als Privilegien darzustellen und sich als geschlossene Einheit zu präsentieren. Im Sinne der Solidarität haben sich die Klubs darauf geeinigt, trotz fehlender Einnahmen weiterzumachen, während Gehälter, Entschädigungen und Schnelltest-Kosten weiterlaufen. Das alles, damit am Ende vier Luxemburger Mannschaften an Champions- und Conference League teilnehmen dürfen. Für zwölf BGL-Ligisten bleibt dann nur ein Hilfsfonds, der in den nächsten Tagen präsentiert werden soll. Da diese finanzielle Unterstützung an die Tabellenposition gekoppelt sein dürfte, kann der Verband dementsprechend davon ausgehen, dass wieder etwas Würze in den Kellerkampf beigemischt wird.
Die Trainer, die Vereinsverantwortlichen, aber auch die FLF müssen schlussendlich darauf hoffen, dass der finanzielle Anreiz in den Köpfen und Beinen der Spieler ausreicht: Ein weiteres Imagedebakel aufgrund von Wettbewerbsverzerrungsvorwürfen kann sich der nationale Fußball 2021 sicherlich nicht mehr leisten.
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