„Ich bin einfach nicht dafür gemacht, den ganzen Tag in einem Büro zu verbringen“, sagt Dr. Major Joëlle Linck. Die Aussage der Ärztin deckt sich mit den Begründungen vieler anderer Militärs, die sich für den Dienst an der Waffe entschieden haben. Major Linck aber ist über Umwege auf den Herrenberg gekommen, entschloss sie sich nach ihrem Medizinstudium in Frankreich zunächst noch für die Notaufnahme in einem Luxemburger Krankenhaus.
„Ich mag Action und Abwechslung. Als Hausärztin wollte ich aber nie arbeiten. Vielmehr wollte ich mich in einem Team weiterentwickeln“, begründet die Offizierin ihre Berufswahl. „Die Arbeit im Krankenhaus war denn auch recht abwechslungsreich. Hektische Phasen wurden von ruhigen Momenten abgelöst. Das passte zunächst“, so die Ärztin. Und doch hatte sie immer noch das Gefühl, als würde etwas fehlen. Erst als sie vor zwei Jahren beim Militär anheuerte, fühlte sie sich am Ziel angekommen.
Mit großer Begeisterung spricht die 43-Jährige über ihre neuen Aufgaben und Pflichten, hebt auch immer wieder die Vorteile hervor, die sie und ihre Kollegen auf dem Herrenberg bei der Ausübung ihrer Arbeit genießen. So lege die Armee beispielsweise sehr viel Wert auf Fortbildungen. Von Freunden mit Ziviljobs wisse sie, dass die sich an Weiterbildungskursen oft finanziell beteiligen müssen. „Aber nicht auf dem Herrenberg: Das Militär kommt für sämtliche Kosten auf. Außerdem ist die Auswahl an Kursen interessant und groß. Fast jede Anfrage wird unterstützt und genehmigt“, zeigt sich die Ärztin begeistert von den Möglichkeiten.
Die Teamplayerin
Ähnliche Privilegien sehe sie auch für Soldaten und Unteroffiziere: Das Angebot sei extrem abwechslungsreich auf dem Herrenberg. „Hier werden die Menschen aufgebaut. Und wenn sie nach einigen Jahren den Posten wechseln wollen, um andere Aspekte der Arbeit kennenzulernen, wird auch das unterstützt“, betont Dr. Major Linck. Auch scheint die Genderbarriere auf dem Herrenberg kaum noch vorhanden zu sein: Als junge Ärztin habe sie oft die Erfahrung gemacht, dass sich Patienten oder deren Familienangehörige in ihrer Anwesenheit automatisch älteren Männern zuwandten. „Sie dachten, der Mann wäre der Arzt. Auch wenn es sich dabei um Pfleger handelte“, erinnert sich die Offizierin. „Leider ist das in den Köpfen mancher Leute noch recht verbreitet. Hier oben hingegen ist das absolut kein Thema mehr“, fährt sie fort.
Herausfordernd sei vielmehr die militärische Komponente ihrer Arbeit. Aufgrund ihrer Spezialisierung als Militärärztin habe sie nur eine verkürzte taktische Ausbildung genossen. Zu ihren Missionen gehört der Aufbau einer Spezialeinheit, die im Einsatz einen medizinischen Versorgungsposten im Feld aufbauen und betreuen kann. „Ich bin de facto der Leiter dieser Kompanie, muss also auch militärische Entscheidungen treffen. Damit tue ich mich allerdings noch etwas schwer“, so Linck. Glücklicherweise könne sie sich stets auf die Mitglieder ihres Teams verlassen, die ihr im Einsatz mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Ich kann mich hundertprozentig auf meine Leute verlassen“, weiß die Offizierin.
So gehören die gemeinsamen Momente mit ihrer Einheit auch zu den Höhepunkten, die sie bis dato in ihrer noch recht jungen Karriere beim Militär erlebt hat. Etwa bei den Trainingseinheiten in den Niederlanden, wo die Einheit unter reellen Bedingungen einen Versorgungsposten im Feld aufbauen musste. „Wir haben gleich mehrere Tage im Feld verbracht und auch draußen geschlafen. Natürlich fehlt einem der Komfort von zu Hause. Doch als Team kann man dann schon darüber lachen“, meint die Offizierin mit einem Schmunzeln. In solchen Momenten entwickle sich ein gewisser Zusammenhalt in der Einheit. „Und ein Vertrauen, das ich bis dahin noch nicht erlebt hatte“, so Dr. Major Linck.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können