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CHL-Direktor: „Qualität heißt, sich immer weiterzuentwickeln“

CHL-Direktor: „Qualität heißt, sich immer weiterzuentwickeln“

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Das «Centre hospitalier du Luxembourg» ist das erste Krankenhaus in Luxemburg und eines von 25 im Benelux-Raum, das die Akkreditierung der «Joint Commission International», kurz JCI, erhalten hat. Wir haben uns mit Dr. Romain Nati, dem Direktor des CHL, über die Bedeutung dieses Labels unterhalten.

Tageblatt: Was genau bedeutet die Akkreditierung, die dem CHL von der «Joint Commission International» überreicht wurde?
Dr. Romain Nati: Das ist ein sehr großer Schritt für uns als öffentliche Einrichtung. Ein öffentliches Krankenhaus soll ja einen Mehrwert in Bezug auf die sonstigen Angebote bieten. Unser Ziel und auch unsere einzige Daseinsberechtigung ist es, patientenorientiert zu arbeiten. Dazu gehört, sich selbst infrage zu stellen. Wir haben uns also auf die Suche nach einem Organismus gemacht, der uns am besten dabei helfen kann, und sind dabei auf JCI gestoßen. Damit haben wir uns die Latte hochgelegt, was die interne Anpassungen von Prozeduren und das Fortbilden unserer Mitarbeiter bedeutete. JCI betrachtet das Krankenhaus als Ganzes. Für sie gilt die Devise alles oder nichts – stimmt in einem Bereich etwas Grundlegendes nicht, sehen sie sich den Rest erst gar nicht an.

Was bedeutet die Akkreditierung des CHL für den Patienten?
Der Patient kann sich beim Besuch eines JCI-Krankenhauses darauf verlassen, dass eine ganze Reihe an Kriterien erfüllt werden, weil diese zuvor kontrolliert wurden. Bei der Patientenbetreuung werden beispielsweise besondere Sicherheitsmaßnahmen getroffen, um eine Patientenverwechslung zu vermeiden. Es werden Prinzipien eingehalten, die Fehler bei der Medikamentenausgabe verhindern und auch die Familie wird in die Patientenbetreuung mit eingebunden. Alles in allem gibt das Label einem als Patient eine gewisse Sicherheit – das Krankenhaus bietet eine qualitativ hochwertige Dienstleistung nach internationalen Standards.

Musste viel verändert werden, um den internationalen Standards von JCI zu entsprechen?
Wir mussten keine radikalen Änderungen vornehmen. Wir haben mehr Wert auf die Sicherheit der Identität des Patienten und die Verhinderung einer Verwechslung gelegt. Das eine solche Verwechslung noch nie vorgekommen ist, reicht JCI nicht als Rechtfertigung, um keinen spezifischen Mechanismus dagegen ins Alltagsgeschäft einzubinden. Daraufhin haben wir eingeführt, dass der Patient während der Behandlung regelmäßig nach seinem Namen und seinem Geburtsdatum gefragt wird. Es wird nichts dem Zufall überlassen. Zudem haben wir die Diplome unserer Mitarbeiter kontrolliert und überprüft, ob diese auch wirklich von der Instanz ausgestellt wurden, die draufsteht.

Wie haben die Vorbereitungen auf die Prüfung im Juni ausgesehen?
Wir haben uns über zwei Jahre lang vorbereitet. JCI begibt sich ins Krankenhaus und kontrolliert vor Ort. Sie befragen die Patienten beispielsweise, ob sich nach ihrem Namen erkundigt wurde und fragen die Krankenpfleger, ob sie wissen, wo sich der nächste Feuerlöscher befindet. Diese Prüfungssituation haben wir im Vorfeld mehrmals geprobt und unseren Mitarbeiter alle möglichen Fragen gestellt.

Wird das Ganze in Zukunft nachkontrolliert?
Natürlich. JCI meinte zwar, dass wir für eine erste Akkreditierung sehr gut abgeschnitten haben, gaben uns aber auch Verbesserungsvorschläge mit auf den Weg. Diese wollen wir in den nächsten Etappen angehen. Qualität heißt sich immer weiter entwickeln. In drei Jahren kontrolliert JCI erneut. Dann werden sie mit Sicherheit strenger sein und eine Weiterentwicklung erwarten.

Wo besteht noch Verbesserungsbedarf?
Bei der Prävention von Infektionen verlangt JCI konkretere Aktionspläne. Diese hatten wir zwar bisher schon, sie sollen aber in Zukunft strukturierter gestaltet werden.

Gibt es etwas, worauf Sie besonders stolz sind?
Das Globale. Jeder im Krankenhaus ist vom Label betroffen und alle mussten daran arbeiten: Ärzte und Krankenschwestern, aber auch Verwaltungsmitglieder und Techniker. Wir sind hier nur so stark wie unser schwächstes Glied. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir diese Herausforderung kollektiv gemeistert haben und auch weiterhin meistern werden.


«Joint Commission International»

Die «Joint Commission International» ist eine US-amerikanische gemeinnützige Organisation. Sie wurde 1952 gegründet und kann somit auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Seit 1994 akkreditiert JCI auch Krankenhäuser außerhalb von Amerika. Das sind inzwischen 635 Krankenhäuser in rund 70 Ländern weltweit. Die Standards, denen ein Krankenhaus entsprechen muss, um von JCI akkreditiert zu werden, sind weltweit die gleichen.

Die Organisation hat zum Ziel, die Sicherheit und die Qualität der Pflegedienste für den Patienten zu verbessern. Die Mitarbeiter des CHL haben sich insgesamt vier Jahre lang auf die finale Prüfung vorbereitet. Hierfür kamen vier unabhängige Experten der JCI, darunter zwei Ärzte, ein Verwaltungsmitglied und ein Krankenpfleger in der Woche vom 4. bis zum 8. Juni nach Luxemburg. Befragt wurden nicht nur Ärzte und Krankenpfleger, sondern auch Verwaltungsmitglieder, Techniker und Patienten. 1.113 Aspekte, gemessen an 14 Kapiteln des JCI-Handbuches zur Akkreditierung, wurden bewertet. Das CHL erhielt nach dieser Woche die Bewertung «sehr gut für eine erste Akkreditierung».