Nahezu ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist nicht abzusehen, wie und wann dieser Konflikt beendet werden könnte. Es könnte noch Jahre dauern, wird orakelt. Wobei sich dann auf den derzeit weitgehend statischen Zustand an der Front bezogen wird, da es in den vergangenen Monaten keiner der beiden Kriegsparteien gelungen ist, wesentliche Geländegewinne zu machen. In Deutschland, das in den vergangenen Wochen und Monaten wegen der Frage über die Lieferung von Kampfpanzern in Sachen militärische Unterstützung für die Ukraine international weitaus mehr exponiert ist als etwa Frankreich und Großbritannien, ist nun eine neue Diskussion über die Aufnahme von Verhandlungen zur Beendigung des Krieges entbrannt.
Ausgelöst wurde sie von der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und der Journalistin und Publizistin Alice Schwarzer, die ein „Manifest für den Frieden“ verfasst haben, das mittlerweile von über 450.000 Menschen unterzeichnet wurde. Diskutiert wird jedoch weniger über die zu führenden Verhandlungen und deren gegenwärtige Zweckmäßigkeit, als über den Inhalt des Manifests, das in der Tat sehr fragwürdig ist. Zumal es in der Aufforderung gipfelt, der deutsche Kanzler Olaf Scholz müsse „die Eskalation der Waffenlieferungen“ in die Ukraine stoppen. Ansonsten hinterlässt das Manifest den Eindruck, als müsse die Ukraine vor dem russischen Aggressor zurückstecken, als gebe es keinen anderen Ausweg. Etwa indem darauf verwiesen wird, dass die Ukraine „gegen die größte Atommacht der Welt keinen Krieg gewinnen“ kann. Was jedoch nicht stimmt, da die beiden großen Atommächte bereits Kriege verloren haben, die einstige Sowjetunion in Afghanistan und die USA jüngst ebendort sowie einst in Vietnam. Doch auch anderes in dem Manifest hinterlässt zumindest ein Unbehagen, wenn nicht sogar die Auffassung, dass die Verfasserinnen ihre eigenen politischen Zwecke mit diesem Beitrag verfolgen wollen. Unparteiisch sind die beiden nicht, denn nach einem Jahr Kriegsverlauf müsste mittlerweile jedem klar sein, dass ein Stopp der militärischen Unterstützung für Kiew dazu führen würde, dass früher oder später aus der ganzen Ukraine ein Butscha wird.
Es steht außer Frage, dass dieser Krieg so schnell wie möglich beendet werden muss. Doch das entscheidet sich weder in Berlin noch Paris, Washington oder London, sondern allein in Moskau. Und es ist nicht so, als hätte es keine Versuche gegeben, in Gesprächen den Krieg zu verhindern. Noch bevor die russischen Truppen am 24. Februar vergangenen Jahres die ukrainischen Grenzen überschritten, wurde Wladimir Putin eindringlich dazu aufgefordert, von seinen Plänen abzulassen. Auch später wurde in verschiedenen Telefonaten zwischen dem Westen und dem Kreml auf ein Ende der Kampfhandlungen gedrängt und es ist möglich, dass dies auch weiterhin geschieht, auch wenn davon nichts in die Öffentlichkeit getragen wird. Was jedoch ein Fehler wäre.
Die vorwiegend westliche Allianz, die der Ukraine im Krieg beisteht, sollte tatsächlich weiterhin deutlich machen, dass sich Moskau einer Beilegung des Krieges verweigert. Und wenn sich, wie vor einigen Wochen geschehen, der brasilianische Präsident Lula da Silva anbietet, gemeinsam mit China eine Initiative für Friedensverhandlungen zu starten, sollte dies unterstützt werden. Damit deutlich wird, dass solche Bemühungen nicht am Westen scheitern.
@Peace now
Unterschrieben und kommentiert!
Bis dato 502.500 Unterschriften.
@Phil
Auf Change.org
Petition Manifest für den Frieden
500 000 Unterschriften bald erreicht!
Ich habe dieses Manifest nicht gesehen, noch gelesen. Vielleicht wäre einer der geneigten Leser bereit den Link hier zu publizieren.
Meine Unterschrift wäre den beiden, mit viel Zivilcourage gesegneten Damen, sicher!
Mit Putin ist kein Frieden möglich. Mit Russland vielleicht.Die Ukraine ist mit allen Mitteln zu unterstützen.
Gut dass es noch Menschen gibt die noch nicht von der Kriegsbegeisterung infiziert sind! Und das sind keine Realitätsleugner....
@dmp
Sehr treffend formuliert!
Friedensgespräche mit einem Vladimir Putin sind zu diesem Zeitpunkt leider absolut unrealistisch.
Aus dem Kreml verlautet stets, man würde die „Spezialoperation“ so lange weiterführen, bis alle Ziele erreicht wären. Auch das russische Staats-TV verbreitet diese Maxime unablässig. Zur Erinnerung: Das Ziel Russlands ist es, die Ukraine auszulöschen, mitsamt Kultur und Sprache. Wie dies in der Praxis aussieht, sieht man in von der Ukraine zurückeroberten Gebiete, wo Massengräber ausgehoben wurden, in den Zivilisten übereinandergestapelt lagen, die Spuren von Folterung aufwiesen. Oder Zeugenberichte über vergewaltigte Frauen und Kinder (!), die anschließend getötet wurden. Oder Zivilisten als Radfahrer, die einfach erschossen wurden.
Und nein, solche Berichte stammen nicht bloß aus ukrainischen Quellen. Mittlerweile gibt es etliche Interviews von russischen Gefangenen, von russischen Deserteuren, gar von Ex-Wagner-Kämpfern, die diese Gräueltaten bestätigen. Zudem dokumentieren einige Menschenrechtsorganisationen diese Fälle.
Und: Ukrainische Bürger werden von russischen Soldaten in der Ukraine getötet. Es werden keine russische Zivilisten von ukrainischen Soldaten in Russland getötet. Russland hat einen Angriffskrieg gegen die Ukraine vom Zaun gebrochen, nicht umgekehrt.
Die Einlassungen von Schwarzer und Wagenknecht gipfeln permanent in einer Opfer/Täter-Umkehr.
Würden „unsere“ Medien sich endlich dazu entschließen, täglich 15 bis 30 Minuten (darf auch gerne mehr sein) aus dem russischen Staats-TV auf unseren TV-Kanälen zu senden – nur übersetzt, nicht interpretiert – würden viele von denen, die mit Schwarzer/Wagenknecht und den Unterzeichnern des unsäglichen Aufrufes, einer Meinung sind, panische Angst bekommen und ihre Position überdenken.
Kostprobe aus dem russischen Staats-TV: „Es gibt nur eine Friedensformel für die Ukraine – die Liquidierung der Ukraine als Staat. Das ist die einzige Friedensformel, die Frieden garantiert.“
Und, in einer anderen Sendung: “Es wird Zeit, dass unsere Armee wieder in Berlin einmarschiert.“
Mit wem und worüber wollen Schwarzer/Wagenknecht und all die anderen Realitätsleugner verhandeln?
Ich finde es richtig & wichtig dass Menschen, die sich gegen die Eskalation der Waffenlieferungen aussprechen, auf diese Weise eine Stimme bekommen.
Desweiteren finde ich es sehr mutig von beiden Damen, dass sie sich jetzt der ganzen Kritik und Diffamierungen aussetzen.
Zitat ….“dass die Verfasserinnen ihre eigenen politischen Zwecke mit diesem Beitrag verfolgen wollen“.
Welche Belege gibt es dafür? Wagenknecht ist mittlerweile eine Geächtete bei den Linken und ob sie wirklich ernsthaft über die Gründung einer eigenen Partei nachdenkt, hat sie nie bestätigt.
Und ob Schwarzer mit diesem Manifest die Auflage von Emma steigern will…? Nunja das wäre möglich aber nicht sehr realistisch.
Alice und Sahra haben bestimmt nicht mitbekommen, dass in Moskau nicht mehr Michail am Ruder ist.
Ein öffentliches Manifest der beiden Damen zu Händen von Wladimir wäre doch was! Nur Mut.
Wer lieber den totalen Krieg unterstützen will, hat die Möglichkeit eine Petition dazu auf Change.org zur Unterschrift vorzulegen.Jeder wie er lustig ist.Hellau.