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GemeindewahlenDiekirch: „Mir ist nichts gravierend Schlechtes in Erinnerung geblieben“

Gemeindewahlen / Diekirch: „Mir ist nichts gravierend Schlechtes in Erinnerung geblieben“
In Diekirch wurde die erste Fußgängerzone des Landes eingerichtet Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Das Tageblatt veröffentlicht bis zu den Kommunalwahlen im Juni jede Woche einen Beitrag, in dem Menschen aus einer Gemeinde zu Wort kommen, sich zur Lokalpolitik der vergangen sechs Jahre äußern und ebenfalls einen Blick in die Zukunft wagen. Unser Weg führte uns diese Woche in die Sauerstadt Diekirch.

 Grafik: Editpress

Die Stadt mit dem Esel als Wahrzeichen liegt auf den Anhöhen „Haardt“, „Goldknapp“ und „Herrenberg“ sowie an den Ufern der Sauer. Der langohrige Vierbeiner ist an vielen Ecken des Ortes zu finden, so auch mitten im Kern der Altstadt. Das Maskottchen stellt die Verbindung zur hauptsächlich landwirtschaftlichen Vergangenheit der Region her. Der Esel war das einzige Tier, das damals bei der Arbeit auf den Feldern helfen konnte, die sich auf den Hängen in der Umgebung der Stadt befanden.

Heute zeigt sich ein leicht anderes Bild: Zusammen mit den Gemeinden Bettendorf, Ettelbrück, Erpeldingen an der Sauer und Schieren bildet Diekirch die „Nordstad“. Die Gemeinde ist der Sitz des Bezirksgerichts, das für die Kantone Clerf, Diekirch, Echternach, Redingen, Vianden und Wiltz zuständig ist. Das „Balanzhaus“ beherbergt das Friedensgericht.

Esel sind überall in der Sauerstadt zu finden
Esel sind überall in der Sauerstadt zu finden Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Neben mehreren Museen befinden sich auf dem Territorium der Stadt auch drei Lyzeen: das „Lycée classique de Diekirch“, das „Nordstadt-Lycée“ und die „Ecole d’hôtellerie et de tourisme du Luxembourg“ (EHTL). Diekirch ist auch eine der Bastionen des Faschings. Mitte Februar fand hier die 55. Kavalkade statt. Daneben ist die Sauerstadt für die gleichnamige Brauerei bekannt.

Heute leben in der Gemeinde über 7.200 Einwohner, mit 100 verschiedenen Nationen. Darunter befinden sich 1.700 portugiesischsprachige Menschen. Anfang Januar waren nur 322 Nicht-Luxemburger auf der Liste der Gemeindewahlen eingetragen. Um diese Zahl zu verbessern, sollen weitere größere Sensibilisierungsaktionen stattfinden.

In der ersten Fußgängerzone des Landes, die seit 1978 besteht, sind an einem Donnerstagnachmittag Menschen allen Alters unterwegs: Mütter mit ihren Kindern bummeln durch die Geschäfte, Senioren unternehmen einen kleinen Spaziergang durch die Grand-rue. Auf der place de la Libération haben es sich einige Besucher auf den Terrassen gemütlich gemacht. Die meisten Befragten zeigten sich dem Tageblatt gegenüber aufgeschlossen, sie stammen jedoch nicht aus der Gemeinde und konnten sich deswegen auch nicht zum Leben in Diekirch äußern. Doch diejenigen, die etwas sagen wollten, äußerten sich neutral bis skeptisch.

Vincent bewertet die Politik der letzten Jahre neutral
Vincent bewertet die Politik der letzten Jahre neutral Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Vincent (37) scheint an dem Tag ein bisschen in Eile zu sein: Er nimmt sich trotzdem die Zeit, um mit dem Tageblatt zu sprechen. Die Politik der letzten Jahre bewertet er neutral. Er habe sie nicht wirklich verfolgt, doch es ist ihm auch nichts gravierend Schlechtes in Erinnerung geblieben. „Das Einzige, was ich sagen kann, ist, dass alles schrecklich lange dauert“, findet der junge Mann. Wie lange werde beispielsweise bereits von einem neuen Parkhaus am Bahnhof gesprochen. Ideen zur Verbesserung des Lebens in der Sauerstadt hatte er auch. Wenn er Bürgermeister wäre, würde er mehr auf Ökologie setzen und versuchen, die „Groussgass“ attraktiver zu gestalten.

Mit dem von Vincent bereits erwähnten Bau des Parkhauses neben dem Bahnhofsgebäude soll schlussendlich in diesem Frühling begonnen werden. Dieses Projekt fügt sich in ein Gesamtkonzept ein, bei dem ein autofreier Stadtkern angestrebt wird. Dazu gehört auch die Einführung des flächendeckenden „Parking résidentiel“ im letzten Jahr.

Arthur (80) lebt seit 50 Jahren in Diekirch. Falls er dort das Sagen hätte, würde er dafür sorgen, dass die Schulden verringert würden. Er würde auf die Diekircher hören, und nicht nur auf die Gemeinderäte, „die mit dem Kopf durch die Wand wollen“. Eine weitere Passantin erwähnte zerstörte Bausubstanz und Bäume, die abgeholzt würden. Weitere Details dazu nannte sie nicht. Sie würde den Job der Bürgermeisterin jedoch nicht übernehmen wollen.

Arthur (80) lebt seit 50 Jahren in Diekirch
Arthur (80) lebt seit 50 Jahren in Diekirch Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Aktuell stellt sich Claude Thill den Herausforderungen des Bürgermeisteramtes. Bis Ende 2021 war er Schöffe der Gemeinde und wurde dann zum Bürgermeister berufen. Die Vereidigung erfolgte im Januar 2022. Der vorherige Bürgermeister Claude Haagen (LSAP) hatte sein Amt niedergelegt, um die Nachfolge von Romain Schneider im Ministerium für Soziale Sicherheit und im Landwirtschaftsministerium anzutreten. Thill führt dann auch die LSAP-Liste für die Gemeindewahlen im Juni an. Bei den Kommunalwahlen im Jahr 2017 hatte die LSAP mit 47,01 Prozent eine deutliche Mehrheit erzielt.

Die Gemeinde Diekirch

Größe: 12,4 km²
Einwohner: 7.294
Wahlberechtigte: 5.969 (Davon sind jedoch nicht alle tatsächlich eingetragen)
Aktueller Bürgermeister: Claude Thill (LSAP)
Zusammensetzung des Gemeinderates: Claude Daleiden, Schöffe (LSAP), Pascale Schmoetten-Steffen, Schöffin (LSAP), Paul Bonert (CSV), Frank Thillen („déi gréng“), José Lopes Goncalves (DP), Nico Hertz (LSAP), Robert Bohnert (CSV), Charel Weiler (CSV), René Krack (LSAP), Dan Kneip (CSV), Frank Link (LSAP), Mario Della Schiava (LSAP)